"Zur Not im Seniorenheim"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Rainer Trüby, der als DJ in vielen Clubs dieser Welt unterwegs ist.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Rainer Trüby geht nicht wie andere Menschen zum Arbeiten ins Büro. Seit Anfang der 90er-Jahre ist er DJ und Musikproduzent. Mit seinen Schallplattenkoffern ist er weltweit unterwegs und beschallt Clubs. Sein Sohn Moses Pintor Trüby, Schüler der Klasse G9 des Freiburger Walter-Eucken-Gymnasiums, hat ihn interviewt.
Trüby: Ich war immer ein großer Musikliebhaber und Schallplattensammler. Während meiner Zivildienstzeit in einem Seniorenheim in Stuttgart durfte ich schon den Seniorentanztee am Dienstagnachmittag mit deutschen Schlagern beschallen. Parallel dazu haben zwei Freunde einen Club namens ON-U betrieben und mich gefragt, ob ich sonntags Platten bei ihnen spielen will. Man kann also sagen, dass es sich eher zufällig ergeben hat.
Zischup: Wie kam deine Karriere ins Rollen?
Trüby: Durch meine Mitwirkung bei dem Acid-Jazz Projekt "A Forest Mighty Black" für das Plattenlabel Compost Records bekam ich Aufmerksamkeit und erste DJ-Auftritte in England. Bald darauf wurde man auch in Freiburg auf mich aufmerksam, und ich konnte auch hier öfters hinter den Plattentellern auftreten.
Zischup: Wie kamst du auf den Namen deiner Veranstaltungsreihe "Root Down", die ja bereits seit 22 Jahren in Freiburg existiert?
Trüby: Unsere erste Root Down-Party fand in der Gaststätte Waldsee statt. Es lag sowohl musikalisch als auch von der Location im Wald mit Bäumen und Wurzeln nahe, diese Partyreihe so zu nennen. Eines meiner liebsten Hip-Hop-Stücke von den "Beastie Boys" hieß auch so. Musikalisch haben wir immer versucht, neue Musik wie Hip-Hop mit ihren sogenannten Wurzeln (auf Englisch "roots"; Anm. d. Red.) aus Jazz, Soul und Funk zu verknüpfen.
Zischup: Hast du schon mal darüber nachgedacht, deinen musikalischen Stil zu verändern, um kommerziell erfolgreicher zu sein?
Trüby: Glücklicherweise stand das bis jetzt noch nie zur Debatte. Ich bin DJ geworden aus Liebe zu meiner zugegebenermaßen etwas spezielleren Musik. Bis jetzt musste ich noch keine Kompromisse in Richtung Kommerz eingehen. Das freut mich sehr.
Zischup: Welche Orte weltweit sind dir in besonderer Erinnerung geblieben? Und wie unterscheidet sich das Publikum in den verschiedenen Ländern?
Trüby: Letztes Jahr war ich zum zweiten Mal in Brasilien. Da ich brasilianische Musik sehr schätze, fühle ich mich dort immer besonders wohl. Ein anderes Highlight ist immer eine Japantournee. Das Publikum schaut immer höflich Richtung DJ und man fühlt sich dort fast wie bei einem Konzert. Die japanischen Clubgänger sind in der Regel musikalisch sehr gut informiert.
Zischup: Produzierst du immer noch eigene Musik?
Trüby: Mit meinen Kollegen vom "Trüby Trio" bin ich immer noch gut befreundet, aber inzwischen arbeite ich meistens mit dem jungen italienischen Produzenten Corrado Bucci unter dem Pseudonym "Truccy" zusammen. Demnächst wird eine neue Single auf dem Münchner Compost-Label erscheinen.
Zischup: Mit deinen 46 Jahren bist du für einen DJ sicherlich nicht mehr der Allerjüngste. Wie kommst du damit klar?
Trüby: Als ich angefangen habe aufzulegen, war mein Publikum zumeist gleichaltrig oder älter. Inzwischen hat sich das verändert und ich fühle mich schon immer öfter als Veteran in diesem Gewerbe. Aber ich denke, das hält ein Stück weit auch jung. Ich spiele sehr gerne und auch oft mit jüngeren DJ-Kollegen zusammen.
Zischup: Siehst du dich in 20 Jahren immer noch hinter den Plattentellern?
Trüby: Zum Glück gibt es ja keine Altersbegrenzung für DJs. Daher bleibe ich weiterhin am Ball, zur Not auch wieder im Seniorenheim.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.