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"Wir kämpfen für unseren Beruf"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Hebamme Andrea Höhn über ihre Arbeit und die Proteste ihrer Kolleginnen in den vergangenen Monaten.  

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Hebamme – ein wichtiger, aber manchmal nicht sehr geschätzter Beruf. In letzter Zeit demonstrierten viele Hebammen, da ihre Versicherungskosten immer höher wurden und das Gehalt trotz dessen nicht stieg. Eine davon ist Andrea Höhn aus Oberrimsingen. Im Interview erzählte sie den Zischup-Reporterinnen Lena Gippert, Denise Mangold und Tanika Trum aus der Klasse 9d des St.-Ursula-Gymnasiums in Freiburg von ihren Aufgaben als Hebamme und wie sie zu den Protesten steht.

Zischup: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Höhn: Ich arbeite als angestellte Hebamme in Teilzeit im Evangelischen Diakoniekrankenhaus auf der Wochenstation und bin als freiberufliche Hebamme tätig.
Im Krankenhaus arbeite ich im Schichtdienst (Früh-, Spät- und Nachtdienst). Als freiberufliche Hebamme besuche ich die Frauen und Familien zu Hause, begleite sie in der Schwangerschaft und in den ersten Wochen nach der Geburt, im Wochenbett und während der Stillzeit. Das Wochenbett ist eine besondere Zeit, in der für die Familie mit ihrem Baby vieles neu ist. Oft kommen viele Fragen auf, manchmal auch Unsicherheiten und Ängste, und es braucht Zeit, Mutter und Kind zu begleiten und zu stärken.
Zischup: Was ist der Unterschied zwischen einer freiberuflichen und einer angestellten Hebamme?
Höhn: Die Freiberuflichkeit ist sehr vielfältig. Es gibt die Möglichkeit, die Frauen und Familien zu Hause während der Schwangerschaft und des Wochenbetts zu betreuen. Manche Hebammen arbeiten in einer Hebammenpraxis und bieten dort Schwangerenvorsorgen und Kurse rund um Schwangerschaft, Geburt und die Zeit mit dem Baby an, oder sie arbeiten in einer gynäkologischen Praxis und betreuen dort die schwangeren Frauen. Es gibt freiberufliche Hebammen, die in der Hausgeburtshilfe arbeiten oder in einem Geburtshaus, und Hebammen, die als sogenannte "Beleghebamme" Geburten im Krankenhaus begleiten. Eine ausschließlich freiberufliche Hebamme muss für ihre Kranken-, Renten- und Sozialversicherung selbst aufkommen und eine hohe Haftpflichtversicherung bezahlen, vor allem die Hebammen, die in der Geburtshilfe arbeiten. Eine angestellte Hebamme arbeitet im Schichtdienst im Krankenhaus. Es gibt die Möglichkeit im Kreißsaal, auf der Wochenstation, einer Schwangerenstation oder der Schwangerenambulanz zu arbeiten.
Zischup: Man hat in letzter Zeit einiges über Proteste der Hebamme in der Zeitung gelesen. Haben Sie auch schon einmal an einem Protest teilgenommen und, wenn ja, für was wollten Sie sich einsetzen?
Höhn: Ich habe im Mai an einem großen Hebammenprotest auf dem Rathausplatz in Freiburg teilgenommen. Es war eine große Solidarität für den Erhalt des Hebammenberufs zu spüren. Es haben sich neben einigen Hebammen auch Mütter, Ärzte und Kommunalpolitiker zu Wort gemeldet. Es wird für den Erhalt des Hebammenberufs demonstriert, der durch die steigenden Haftpflichtprämien in Gefahr gerät. Vor allem freiberufliche Hebammen hören zunehmend auf zu arbeiten, da sie nicht mehr von dem Verdienst leben können.

"Der Hebammenberuf ist

ein wichtiger Pfeiler

des Gesundheitssystems."

Die Mütter haben zum Teil Schwierigkeiten, eine Hebamme für die Betreuung zu finden. Es gibt nur noch wenige Hebammen, die in der Hausgeburtshilfe arbeiten, so dass die außerklinische Geburtshilfe in Gefahr gerät. Der Protest richtet sich an das Gesundheitsministerium und den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen für eine angemessene Vergütung und gegen die steigende und unbefriedigende Haftpflichtproblematik. Unser Berufsverband, der Deutsche Hebammenverband DHV, ist auf politischer Ebene aktiv und momentan laufen die Verhandlungen (Diese sind mittlerweile abgeschlossen. Anm. der Red.).
Zischup: Werden die Hebammen mit ihren Protesten etwas erreichen?
Höhn: Ich denke, wir Hebammen können alleine nichts erreichen. Es ist wichtig, dass die Familien, die wir betreuen, sich mit uns solidarisieren und der Hebammenberuf in der Gesellschaft als wichtiger Pfeiler im Gesundheitsbereich angesehen wird. Wir brauchen auch Unterstützung auf politischer Ebene. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Ärzten.
Zischup: Wird der Beruf nicht irgendwann langweilig?
Höhn: Nein, auf keinen Fall. Ich staune über das Wunder des Lebens immer wieder neu und erlebe jedes Baby, jede Familie als einzigartig und individuell. Auch nach vielen Berufsjahren begegnen mir immer noch Situationen, die ich noch nicht erlebt habe. Das Lernen hört nie auf. Es gibt viele Fortbildungen mit neuen Impulsen und die Möglichkeit, einige Zusatzqualifikationen zu erlernen, wie Akupunktur, Homöopathie, Körpertherapie und so weiter.

Ressort: Schülertexte

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