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"Wir hatten das Gefühl, nicht einfach so weitermachen zu können"

Im Rahmen einer Zischup-Aktion durften vier Schüler unserer Klasse, der 8b der Hebelschule Schliengen, eine Probe des Stückes "Die Schutzflehenden" am Freiburger Theater besuchen und den Chefdramaturgen Josef Mackert interviewen.  

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Im Rahmen einer Zischup-Aktion durften vier Schüler unserer Klasse, der 8b der Hebelschule Schliengen, eine Probe des Stückes "Die Schutzflehenden" am Freiburger Theater besuchen und den Chefdramaturgen Josef Mackert interviewen.

Diese alte griechische Tragödie von Aischylos thematisiert die Flucht von tausenden Frauen, die in Griechenland Zuflucht vor einer Zwangsheirat suchen. Interessant ist, dass der griechische Herrscher das Volk befragt, ob die Frauen aufgenommen werden sollen, auch wenn das Risiko besteht, dass das gegebene Asyl einen Krieg zur Folge haben kann. In der Volksbefragung stimmt die Mehrheit für eine Aufnahme der Frauen. Im Freiburger Stück wird diese Ausgangssituation noch in Verbindung gebracht mit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der jüdische Emigranten versuchten, nach Palästina zu kommen, das zu dieser Zeit von den Briten besetzt war. Außerdem gibt es noch einen Zeitsprung in die Zukunft.

Im Folgenden lesen Sie Auszüge aus dem einstündigen Interview mit Josef Mackert, das von Meike Wessel, Gina Strehlau, Valentin Reimold und Frederik Erat geführt und von Meike Wessel und Valentin Reimold aufgeschrieben wurde.

Zischup: Wann wurde das Stück für den Spielplan ausgesucht?
Mackert: Das ist in diesem Fall eine besondere Antwort, denn normalerweise machen wir den Spielplan immer rund anderthalb Jahre im Voraus. Ungefähr im Mai kommt der Spielplan raus (...), und dann war es so, dass im Sommer die Bilder der Flüchtlinge und von all dem, was gerade in der Welt vorgeht, unseren Alltag mitbestimmt haben. Wie viele Flüchtlinge können wir aufnehmen? Und unter welchen Bedingungen? Was bedeutet das für unser Land? Und das alles hat uns so beschäftigt, dass wir zum ersten Mal das Gefühl hatten, wir sollten jetzt nicht einfach so weiter machen, sondern wir sollten reagieren und ein anderes Stück auf den Spielplan setzen, eines, das sich mit diesem Thema beschäftigt. Doch im Theater ist es sehr schwierig, sich mit so aktuellen Themen auseinanderzusetzen. Denn ein halbes Jahr, bevor die Proben beginnen, werden normalerweise die Bühnenbilder festgelegt, und dann bauen die Werkstätten diese, damit sie rechtzeitig fertig werden. Die Schauspieler wissen, welche Rollen sie spielen und der Regisseur bereitet sich vor und erstellt mit mir die Textfassung. Deshalb ist es unter normalen Umständen nicht möglich zu sagen: "Lasst uns doch was anderes machen."
Zischup: Gab es auch Kritik für diese Entscheidung?
Mackert: Ja, es gab sogar heftige Diskussionen untereinander, wieso wir dieses Thema nahmen. Manche meinten: Das kommt doch jeden Tag in den Medien! Im Theater arbeiten so viele unterschiedliche Menschen, also gibt es auch bei uns im Theater keine einheitliche Meinung.
Zischup: Wann wurde denn genau angefangen, dieses Stück zu proben?
Mackert: Das war Anfang Dezember.
Zischup: Gab es besondere Schwierigkeiten, das Stück in diesem kurzen Zeitraum zu proben?
Mackert: Erst einmal hatten alle nicht den normalen Vorlauf, den sie sonst haben. Also der Bühnenbildner hatte viel weniger Zeit für seinen Entwurf, die Kostümbildnerin hatte bei Probenbeginn noch nicht die Figurinen gezeichnet und der Regisseur hat einfach nicht die gleiche Vorbereitungszeit gehabt. Deswegen haben wir auch – mehr als sonst – mit den Schauspielern Figuren, Texte und Szenen entwickelt. Wir haben uns viel Zeit gelassen, das alles während der Proben zu entwickeln. Sonst ist, wenn man in die Probezeit geht, bereits viel entwickelt. Deshalb war es für uns bei diesem Stück auch anstrengender, als es normalerweise ist.
Zischup: Denken Sie, dass bei einem Volksentscheid heutzutage auch die Bürger für "Ja, wir nehmen die Flüchtlinge auf", stimmen würden?
Mackert: Das ist genau die Frage, die wir uns auch auf der Bühne stellen.
Meike: Wird das Stück durch die Zeitsprünge noch komplizierter?
Mackert: Ja, denn normalerweise werden im Theater nicht so viele Zeitsprünge in die Zukunft gemacht wie zum Beispiel in Filmen.

Ressort: Schülertexte

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