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Zischup-Kommentar über Flüchtlinge

Wir brauchen ein Wunder

Lea Säbele aus der Klasse 9c des Kepler-Gymnasiums in Freiburg hat einen Traum: Sie träumt davon, dass Menschen endlich einander helfen. Und nicht nur an sich denken.  

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Ein kleines Mädchen in einem Flüchtlin...Nähe der türkisch-griechischen Grenze   | Foto: Ismail Coskun (dpa)
Ein kleines Mädchen in einem Flüchtlingslager in der Nähe der türkisch-griechischen Grenze Foto: Ismail Coskun (dpa)
Ich muss raus. Jetzt. Sonst lebe ich bald nicht mehr. Ich gebe alles auf für ein besseres Leben. Ein Leben in Sicherheit. Nicht wie meines jetzt... Das einzige was zählt, ist Freiheit. Und die habe ich jetzt nicht! Raus, einfach nur raus! Ich will raus! Nein, ich MUSS raus!!!

So denken viele Flüchtlinge über ihr Leben. Viele entscheiden sich zu fliehen, weil sie sich nicht sicher fühlen. Weil sie Angst um ihr Leben haben. Weil sie nicht mehr bleiben können, sondern das Gefühl haben, raus zu müssen. Sie nehmen die lange, harte Reise auf sich, um nach Europa zu gelangen. Aus Syrien, dem Irak, der Türkei oder Nigeria. Egal, ob mit Familie oder alleine. Ob jung oder alt. Sie kämpfen, denn es geht um ihr Leben.

Wann würde ich das tun? Was wäre, wenn ich mich hier, in Deutschland, nicht sicher fühlen würde? Ab wann würde ich nur noch raus wollen? Die Antwort? Keine Ahnung. Ich versuche es mir manchmal vorzustellen und es nachzuvollziehen. Aber es geht nicht! Es ist unmöglich, denn es ist eben nur ein "Was wäre, wenn...". Meine Fantasie, meine Gedankenspielerei.
Doch nicht für alle Menschen auf diesem Planeten. Leider. Für manche entspricht dies der Realität. Sie sind Wochen, ja manchmal sogar monatelang unterwegs. Sie hungern, frieren und haben viel Angst.

Schaffe ich es nach Europa? Was, wenn nicht? Muss ich dann zurück? Was passiert dann mit mir? Muss ich wieder "hinein", jetzt wo ich schon "draußen" bin?

Manchmal schätzen wir die kleinen Dinge im Leben nicht. Weil wir es nicht anders kennen. Weil wir zu viel haben. Warum also nicht teilen? Teilen mit Leuten, die nicht so viel haben? Die alles dafür geben würden, einfach nur hier zu sein. Bei uns. In Europa, wo Demokratie vorherrscht und es sicher ist. Wo sie nicht in Angst leben müssen. Und wo sie sich nicht mit ihrem vielleicht bevorstehenden Tod auseinander setzen müssen.

Das Schlimme an Flüchtlingen ist nicht, dass sie kommen. Das würde ab einem bestimmten Punkt jeder von uns machen. Fliehen. Wenn es nicht mehr auszuhalten ist. Sondern an anderen Stellen, die für die meisten nicht ersichtlich sind, stört mich etwas:
Menschen, die früher selber mal ein sehr gutes Leben hatten, können nun nicht mehr in ihrem Heimatland leben und beschließen daher zu fliehen. Alles hinter sich lassen, ihre Vergangenheit loslassen, das ist ein sehr harter und langer Prozess, den die meisten schon mal nicht erkennen. Wir sehen nur, dass jemand zu uns kommt und zum Beispiel hier, in Deutschland, leben möchte. "Ach, die sollen mal wieder zurückgehen in ihr Heimatland! Was wollen die denn bei uns? Kosten uns doch nur Geld und bringen tun sie uns auch nichts!!"
Das ist die Reaktion mancher deutscher Bürger, die ich nicht verstehen kann.

Es ist eine Ehre, dass jemand glaubt, sein Leben könnte hier gut sein. Besser als in seinem Heimatland ist doch eine Auszeichnung für Deutschland, für uns. Der Ruf, dass man hier ein freies, sehr gutes und vor allem sicheres Leben hat. Das macht Deutschland aus, deswegen kommen andere Menschen hierher. Weil sie auch ein gutes Leben haben wollen! Sie sind der Meinung, dass es möglich ist und sind voller Hoffnung. Flüchtlinge sind Menschen wie du und ich. Wie wir alle!
Haben Flüchtlinge, nur weil sie Flüchtlinge sind, nicht genau die gleichen Rechte und Bedürfnisse? Haben sie deswegen etwas anderes verdient?

Und da kommt das "Was wäre, wenn...?" wieder zum Einsatz. Was wäre, wenn ich ein Flüchtling wäre? Wie würde ich behandelt werden wollen? Wie würde ich mich fühlen nach so einer anstrengenden Reise – körperlich wie auch seelisch? Ich bräuchte Hilfe, was die Sprache, das bevorstehende Leben und meine Integration angeht. Ich würde mich in die Arbeit hineinstürzen. Vielleicht voller Begeisterung, aber auch um mich abzulenken. Abzulenken von all den schlimmen Sachen, die mich geprägt haben. Und die ich nicht vergessen könnte.

Offenheit – das würde ich mir von den Bürgern des Landes wünschen. Dass ich aufgenommen werde und mich geborgen und integriert fühle. Nicht alleine, jetzt wo ich draußen bin. Nicht alleine zu sein in einem neuen Land, das ich nicht kenne. Dessen Sprache ich nicht kann. Noch nicht... Ich würde mir ebenso wünschen, dass nicht über meinen Kopf hinweg über meine Zukunft entschieden wird. Und über die von vielen anderen, denen es genauso geht wie mir. Denen genau das Gleiche, oder Ähnliches passiert ist wie mir. Denn ich bin nur eine von vielen!

Wie könnten wir, jeder einzelne von uns, Flüchtlingen helfen, sich in ihrem neuen Leben zurecht zu finden? Um den Flüchtlingen und natürlich auch ihren Kindern ein sehr gutes Leben zu ermöglichen. Ein Leben, das genauso gut ist wie das von Menschen, die hier geboren sind. Durch Engagement ist vieles möglich. Das erlebe ich jeden Tag. Wenn man sich etwas vornimmt und dafür auch Zeit investiert, dann ist alles möglich! Doch leider haben nur ganz wenige Menschen dieses Engagement, insbesondere wenn sie davon in der Zukunft nicht betroffen sind. Wenn sie nichts davon haben.

Und das ist schade, denn es gibt viele Leute, die dieses Engagement brauchen. Nicht weil sie keines haben, sondern weil sie vor allem keine Energie mehr haben, um zu kämpfen. Manchmal muss man seinen Kampf an jemand anderen weitergeben, um eine Pause zu machen, um zu verschnaufen. Den Kampf übergeben. Doch wie, wenn viele Leute sich nicht engagieren wollen. Deswegen stellt sich natürlich die Frage, ob man die Bürger eines Landes dazu verpflichten sollte Flüchtlingen zu helfen? Wenn es freiwillig nicht reicht, dann ja wohl verpflichten, oder?

Natürlich kann man das so machen, doch da frage ich mich: Wo ist die Menschlichkeit geblieben? Wo ist unsere Nächstenliebe hin? Was passiert gerade in unserer Gesellschaft, das wir nur noch in unserem eigenen Interesse handeln? Ich weiß es nicht. Hätte ich eine Antwort, dann würde ich etwas dagegen tun. Etwas, damit wir aufhören, so selbstverliebt und egoistisch zu sein. Etwas, das die Welt zu einem besseren Ort macht. Doch so kann man nur auf ein Wunder hoffen. Ein Wunder, das etwas ändert. Aber bis jetzt gibt es kein Wunder. Noch nicht...

Und immer wieder denke ich an die Menschen. Menschen, die in Not sind. Die auf der Flucht sind. Die Hilfe brauchen. Und ich will ihnen helfen. Doch wie? Was kann ich schon alleine erreichen? Sie müssen raus und sie wollen raus, aber alleine schaffen sie es nicht. Wir brauchen es. Ein Wunder. Und das hoffentlich schnell. Wunder, wo bist du? Bitte hilf ihnen. Hilf ihnen raus, und sicher irgendwo wieder rein.

Ressort: Schülertexte

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