Zeitung in der Schule
Weiße Weihnachten sind eine Ausnahme, doch warum?
Wird es in diesem Jahr mal wieder weiße Weihnachten geben? Hanns-Ulrich Kümmerle vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Freiburg erklärt im Interview, wie wahrscheinlich das ist.
Marie Holtz und Ann-Sophie Lipp, Klasse 9d, Rotteck-Gymnasium (Freiburg)
Do, 15. Dez 2022, 14:33 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Freiburg und Umgebung dieses Jahr?
Kümmerle: Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Freiburg liegt statistisch bei fünf bis zehn Prozent. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit zunehmender Höhe an, sie liegt ganz oben auf dem Feldberg bei nahezu 100 Prozent.
Zischup: Wie können Sie und ihre Kollegen das vorhersehen?
Kümmerle: Die oben genannte Aussage ist keine Vorhersage, sondern eine statistische Wahrscheinlichkeit auf Basis von Messdaten der aktuellen Klimareferenzperiode 1991 bis 2020. Ob dieses Jahr Weihnachten in Freiburg weiß wird, kann jetzt im November noch nicht vorhergesagt werden. Eine Aussage zu weißen Weihnachten in diesem Jahr ist auf Basis von Wettervorhersagemodellen etwa ab zehn Tage vor Weihnachten möglich. Mit jedem Tag näher an Weihnachten erhöht sich die Treffsicherheit der Prognose. Der Blick auf den Schnee am 24. Dezember 2022 lohnt also erst ab dem 14. Dezember.
Zischup: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf diese Wahrscheinlichkeit?
Kümmerle: Der Klimawandel führt zu höheren Temperaturen und damit zu noch selteneren weißen Weihnachten in Freiburg. In der Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 lag die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in Freiburg noch bei etwa 20 Prozent. Auch in Zukunft wird es sehr wahrscheinlich weiße Weihnachten in Freiburg geben, aber eben noch seltener als heute schon.
Zischup: Wann gab es das letzte Mal weiße Weihnachten in Freiburg?
Kümmerle: Die letzten weißen Weihnachten in Freiburg feierten wir im Jahr 2010. Am Morgen des 24. Dezember war es draußen noch grün. Dann begann es zu regnen und später zu schneien. Am Abend des 24. Dezember lagen dann über zehn Zentimeter Neuschnee in Freiburg. Ursache war ein Niederschlagsgebiet, das von Nord nach Süd über Süddeutschland zog und zunehmend kältere Luft mit sich brachte.
Zischup: Wie weit müsste man Richtung Norden fahren, damit man garantiert weiße Weihnachten bekommt?
Kümmerle: Eine hohe Chance auf weiße Weihnachten hat man in Norwegen, Schweden und Finnland in den Höhenlagen und nahezu überall nördlich einer Linie Bergen-Oslo-Stockholm-Helsinki.
Zischup: Was müsste sich auf der Erde verändern, damit es wieder häufiger oder regelmäßig weiße Weihnachten in Freiburg gibt?
Kümmerle: Wir müssten den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Auch ein massiver Vulkanausbruch irgendwo in der Welt könnte die Temperaturen senken, weil große Vulkanausbrüche viel Staub und Vulkanasche in die Atmosphäre transportieren und damit die Sonneneinstrahlung reduzieren. Die Temperaturen würden dann wahrscheinlich für einige Jahre zurückgehen. Zuletzt gab es einen solchen großen Vulkanausbruch im Jahr 1815. Damals brach der indonesische Vulkan Tambora aus und führt im Jahr 1816 in Europa und Nordamerika zu einem Jahr ohne Sommer. Aber selbst wenn die Reduktion von Treibhausgasen weltweit gelingt, wird das nur langfristig wirken. In den nächsten Jahren dürften also grüne Weihnachten der Regelfall sein. Aber keine Regel ohne Ausnahme. Und wer weiß, vielleicht ist Weihnachten 2022 mal wieder die weiße und seltene Weihnachtsausnahme.
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