Zischup-Interview
Weihnachten in den Lahrer Werkstätten
Zischup-Reporterin Julia Schaaf interviewte Erwin Stiegeler, den stellvertretenden Werkstattleiter und Leiter der Produktionssteuerung, zur Organisation und zum Ablauf des diesjährigen Weihnachtsfestes in den Werkstätten.
Julia Schaaf, Klasse 9c & Max-Planck-Gymnasium Lahr
Mo, 16. Dez 2013, 13:38 Uhr
Schülertexte
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Stiegeler: Nein, die Werkstatt ist ab dem 23. Dezember geschlossen und öffnet erst wieder im Januar. Deshalb findet unsere Weihnachtsfeier immer vorher statt.
Zischup: Wie bereiten Sie sich auf Weihnachten vor? Wird gemeinsam dekoriert?
Stiegeler: In der Adventszeit werden Weihnachtsbäume aufgestellt, welche von den Beschäftigten selbst geschmückt werden dürfen. Es werden Adventskränze aufgestellt und es wird gemeinsam über Weihnachten gesprochen.
Zischup: Wie läuft die Feier ab?
Stiegeler: Um 10 Uhr morgens geht es los und dauert bis 15 Uhr nachmittags. Die Feier beginnt mit einem Gottesdienst. Es wird miteinander gesungen und gebetet. Außerdem werden Ehrungen zu Jubiläen an die Werkstättenarbeiter verliehen. Danach findet ein gemeinschaftliches Mittagessen statt. Es wird ganz demokratisch abgestimmt, was es zum Essen gibt, indem vier Menüs erarbeitet werden. Davon wird von den Arbeitsgruppen der Werkstättenmitarbeiter jeweils ein Menü gewählt und das Menü, das die meisten Stimmen bekommen hat, wird dann mittags serviert. Nach dem Essen kommt eine Musikkapelle zu uns, das sind "Die Lustigen Fünfziger", welche weihnachtliche Musik spielen. Außerdem wird bei uns auch getanzt. Es geht sehr südamerikanisch zu. Die Leute tanzen und freuen sich! Die Blasmusik gefällt ihnen sehr. Bei uns wurde es zur Tradition, dass wir alle gemeinsam aufstehen und das Badnerlied singen. Am Ende verabschieden wir uns alle in den Weihnachtsurlaub und wünschen uns eine frohe Weihnachtszeit. Die Beschäftigten fahren mit dem Bus zurück zu den Werkstätten und zum Wohnheim.
Zischup: Feiern die Beschäftigten der Werkstätten auch noch mit der Familie Weihnachten?
Stiegeler: Auf jeden Fall. Aber man muss unterscheiden: Hier in der Werkstatt haben wir externe und interne Beschäftigte. Die externen Beschäftigten, welche nur zum Arbeiten in die Werkstätten kommen, feiern am 24.Dezember zuhause mit ihren Familien Weihnachten. Die Internen, welche in unserem Wohnheim leben, feiern, wenn sie noch Angehörige haben, auch zuhause Weihnachten. Sollte das nicht der Fall sein, feiern sie im Wohnheim mit ihrer Wohngruppe.
Zischup: Und gibt es auch Geschenke?
Stiegeler: Nein, Geschenke gibt es in den Werkstätten keine – Sie müssen sich das so vorstellen wie beispielsweise die Weihnachtsfeier bei Ihren Eltern auf der Arbeit. Jedoch verschenken manche Gruppenleiter auch eine Kleinigkeit oder die Gruppenleiter bekommen etwas geschenkt – das wird in jeder Arbeitsgruppe unterschiedlich gehandhabt. Aber zuhause bekommen die Beschäftigten sicherlich Geschenke von ihrer Familie und ihren Freunden. Im Wohnheim beschenken sich die Leute oft auch gegenseitig.
Zischup: Werden auch andere Feste wie Nikolaus oder Ostern gefeiert?
Stiegeler: Ja, also in der Adventszeit begehen wir einen Weihnachtsgottesdienst in der Kirche, der wird abends gehalten, wenn es dunkel ist. Dann werden Kerzen angezündet und der Weihnachtsbaum brennt. Das ist für unsere Leute sehr schön, weil manche so etwas mit ihren Angehörigen gar nicht mehr erleben. Deswegen bieten wir das unseren Leuten. Ostern begehen wir auch gemeinsam. In der Osterwoche haben wir einen Gottesdienst, außerdem einmal im Monat am Freitag.
Damit Julia sich einen besseren Einblick in die Weihnachtszeit in den Werkstätten verschaffen konnte, bat Erwin Stiegeler eine Beschäftigte der Werkstätten am Interview teilzunehmen, um alles aus ihrer Sicht zu erzählen:
Zischup: Wie empfinden Sie die Feier in Sulz? Was macht ihr da?
Beschäftigte: Wir halten eine Rede. Es gibt sehr viel Musik. Wir haben alle sehr viel Spaß, es gefällt mir einfach! Gegen Ende wird man ruhiger und gelassener, weil ja dann Weihnachten ist.
Zischup: Machen Sie jemandem Geschenke?
Beschäftigte: Ja, meinem Chef zum Beispiel, dem Gruppenleiter, meiner Familie und natürlich meinem Lebensgefährten. Im Januar sind wir dann schon 24 Jahre zusammen.
Zischup: Und zuletzt noch eine allgemeine Frage: Wie läuft Ihr Alltag ab?
Beschäftigte: Ich stehe um 4.30 Uhr morgens auf und bin um 7.30 Uhr in den Werkstätten. Dann zieh ich meine Arbeitskleidung an. Also Ohrenschützer, Handschuhe und so weiter. Um 8 Uhr beginnt die Arbeit. Um 9.30 Uhr gibt es Frühstück. Ich hatte heute einen Obstsalat, den hab ich von zuhause mitgebracht. Es gibt hier aber auch einen kleinen Kiosk, wo man sich Essen kaufen kann. Um 10 Uhr geht’s dann wieder mit der Arbeit weiter. Ich mache oft Telefondienst oder Kopierarbeiten für meinen Chef. Um 12 Uhr gibt es dann Mittagessen und ich habe eine Stunde, also bis um 13 Uhr, Mittagspause. Um 14:30 Uhr ist eine kleine Kaffeepause von 15 Minuten. Ich arbeite bis um 15:45 Uhr und fahre dann mit dem Bus nach Hause. Zuhause geht es dann gleich weiter, denn ich muss mich ja auch um den Haushalt kümmern und einkaufen. Im Sommer gehe ich abends auch gerne schwimmen. Die Arbeit macht mir viel Spaß.
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