Veranstalter im Interview
Warum Joschka Fischer den Badischen Landweinmarkt eröffnet
Der Badische Landweinmarkt zieht nach Efringen-Kirchen. Der frühere Außenminister Joschka Fischer eröffnet die Veranstaltung. Wie es dazu kam, erzählt Hanspeter Ziereisen im Interview.
Sa, 8. Feb 2020, 8:58 Uhr
Gastronomie
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BZ: Für alle, die den Landweinmarkt noch nicht kennen: Was ist die Idee dahinter?
Hanspeter Ziereisen: Wir wollen damit andersdenkenden Winzern eine Plattform geben. Baden ist sehr schwerfällig, was Innovationen betrifft. Tatsächlich aber gibt es immer mehr Winzer, auch in Baden, die ihre Weine als Landwein vermarkten. Sie wollen ihre Produkte nicht in ein Korsett aus Vorschriften für Qualitätsweine pressen lassen. Sie setzen auf die Individualität und den Charakter ihrer Weine – und damit auf ein anderes Qualitätsverständnis abseits konventioneller Regeln.
BZ: Als Veranstalter wird die Gutsriesling GbR genannt.
Ziereisen: Die Gutsriesling GbR ist eine 100-prozentige Tochter des Weingutes Ziereisen, hinter dem ich und meine Frau Edeltraud stehen. Unsere Familie übernimmt für die Veranstaltung auch die komplette Organisation.
Der 4. Badische Landweinmarkt findet am Freitag, 24. April, von 14 bis 18.30 im Museum "Alte Schule", Nikolaus-Däublin-Weg 2, 79588 Efringen-Kirchen, statt. Der Eintritt kostet 15 Euro. Die Masterclass kostet 40 Euro, Anmeldung unter Tel. 07628/2848, [email protected]. Weitere Infos unter www.landweinmarkt-baden.de
BZ: Was hat Sie zum Umzug nach Efringen-Kirchen bewogen?
Ziereisen: Platzgründe. Für die vierte Auflage des Badischen Landweinmarkts gibt es eine neue Rekordzahl von 25 Weingütern, Winzerinnen und Winzern. Deshalb mussten neue, größere Räume her. Wir fanden sie in Efringen-Kirchen im Museum "Alte Schule". Im Gebäude selbst und in großen Zelten, die wir im Garten dahinter aufstellen, wird nun ausreichend Raum vorhanden sein, damit Teilnehmer in Ruhe die rund 200 vorgestellten Weine verkosten und sich austauschen können.
Ziereisen: Wir haben Joschka Fischer 2009 kennengelernt, als er verschiedene Weingüter in Baden besucht hat – auch unseres. Er ist ausgesprochener Weinliebhaber. Wir haben jedes Jahr einen anderen Schirmherrn. Dass Joschka Fischer tatsächlich bereit war, die Rolle des Schirmherrn dieses Jahr zu übernehmen, ist für uns so wertvoll, wie es ein Romanée-Conti für Weinliebhaber ist. Wir sehen viele Parallelen zwischen uns und ihm. Er hat gezeigt, dass man mit Anders-Sein erfolgreich sein kann.
BZ: Und mit Markus Del Monego wird ein renommierter deutscher Weinexperte die Masterclass beim Landweinmarkt anbieten. Er stammt aus Istein, nicht wahr?
Ziereisen: Ja, seine Familie stammt ursprünglich aus Istein. Wir sind gleich alt, beide Markgräfler, beide in der Weinwelt zu Hause, deshalb haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt. Markus Del Monego ist zum ersten Mal dabei, wir haben jedes Jahr einen neuen Referenten für die Masterclass. Er wird dabei zu drei Themen einen vertiefenden Einblick geben: in Rebsorten-Klassiker, in die Burgunderfamilie, Chardonnay und Pinot Noir. Sie ist übrigens für jeden Interessierten offen, man muss sich nur dafür anmelden.
BZ: 25 mitmachende Winzer sind ein neuer Rekord, sagen Sie? Sie kommen aus dem Markgräflerland, vom Kaiserstuhl, aus dem Breisgau, der Ortenau und dem Kraichgau. In der Region kennt man Brenneisen, Röschard, Geitlinger, Greiner oder Ruser.
Ziereisen: Angefangen haben wir 2017 mit 16 Winzern, jetzt sind wir 25. Es werden jedes Jahr mehr. Alle Winzer, die dabei sind, produzieren 100 Prozent Landwein, keine Qualitätsweine. Dirk Brenneisen war natürlich von Anfang an mit dabei. Zur Philosophie der teilnehmenden Winzer gehört eine naturnahe, aufwändige und intensive Handarbeit im Weinberg und bei der Lese, ein weitgehender Verzicht auf Manipulationen im Weinkeller und das Zeit-Lassen für die Reifung. Deshalb werden auf dem Landweinmarkt keine Weine des Jahrgangs 2019 präsentiert, sondern ausschließlich Weine aus den Vorgängerjahren.
BZ: Sagen Sie noch etwas zu den rund 200 vorgestellten Weinen.
Ziereisen: Nicht alle Weine, die wir zeigen, müssen Weltklasse sein. Sie zeichnen sich jedoch durch den Mut des Winzers zum Anders- und Ehrlich-Sein aus. Seit dem ersten Landweinmarkt merken wir, wie die meisten Winzer in ihrer Stilistik selbstsicherer werden und eine eigene Handschrift bekommen. Es macht einfach Spaß, die unterschiedlichen Landweine zu degustieren.
BZ: Für alle, die noch nicht bei einem Landweinmarkt dabei waren: Wie läuft das ab? Kommt man einfach vorbei?
Ziereisen: Ja, es bedarf keiner Anmeldung. Einfach vorbeikommen. Der Landweinmarkt findet in klassischer Markgräfler Art als "Wein-Musterung" statt. Das heißt, sämtliche Weine werden nach Rebsorte geordnet und von neutralen Personen ausgeschenkt. Dadurch ist ein direkter Vergleich der einzelnen Weine gegeben. Für Fragen und Anregungen sind alle Winzer persönlich anwesend.
BZ: Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Landweinmarkt? Was ist Ihnen wichtig?
Ziereisen: Dass es in Baden einfacher wird, international gefragte Weine zu produzieren. Wir möchten ein toleranteres Weinland Baden, unserer Meinung nach ein Baden der Zukunft.
Hanspeter Ziereisen, 52 Jahre alt, gelernter Möbelschreiner, kam als Quereinsteiger zum Weinbau. Heute gehört sein Weingut zu den renommiertesten Deutschlands, seine Weine heimsen immer wieder Preise ein.
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