Zischup-Interview
"Viele Flüchtlinge wollen zurück"
Frank van Veen ist der Vorsitzende von Refugees Integrated. Anne Fingerlin, Janina Marelja und Chiara Riedl, alle Klasse 10 der Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule in Bad Säckingen,haben sie zu dem Verein befragt.
Anne Fingerlin, Janina Marelja, Chiara Riedl, Kl. 10, Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule & Bad Säckingen
Mi, 12. Apr 2017, 15:24 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Sind Sie mit dem Namen des Vereins "Refugees Integrated" glücklich? Hätte es da keinen Namen in deutscher Sprache gegeben?
Van Veen: Weil die Arbeit mit Flüchtlingen eine internationale Aufgabe ist, wählten wir einen international verständlichen Namen. Ich bin mit dem Namen unserer Organisation zufrieden.
Zischup: Was macht der Verein ganz konkret für die Flüchtlinge, die in Bad Säckingen untergebracht sind?
Van Veen: Wir bieten für die Bad Säckinger Flüchtlinge insgesamt zehn verschiedene Projekte an. Die wichtigsten sind: Sprachkurse, ein Kindergarten, Sportaktivitäten, persönliche Betreuung und Hilfe bei Behördengängen. Anfänglich ging es hauptsächlich um die Erstversorgung der über 400 Flüchtlinge mit Kleidung und Dingen für den Alltag. Mittlerweile ist unsere wichtigste Aufgabe die Integration der Flüchtlinge. Viele der Flüchtlinge in Bad Säckingen sind inzwischen als Asylbewerber anerkannt, jetzt muss hauptsächlich bei der Wohnungs- und Arbeitssuche und beim weiteren Erlernen der deutschen Sprache geholfen werden.
Zischup: Wie beurteilen Sie die Unterbringung der Flüchtlinge in den Containern an den Langfuhren und im Wohnheim in der Gettnau?
Van Veen: Die Container an den Langfuhren sind zwar kleiner als das Wohnheim an der Gettnau, aber im Vergleich zu ihrer bisherigen Wohnsituation in den Kriegsgebieten haben es die Bewohner deutlich besser. Statt Container sollte man die Unterkünfte passender als vorgefertigten Wohnraum bezeichnen, denn es ist alles dort, was sie benötigen.
Zischup: Die meisten Bewohner der beiden Flüchtlingsunterkünfte leben etwas mehr als ein Jahr in Bad Säckingen. Wie sieht es mit deren Integration aus?
Van Veen: Viele konnten sich sprachlich sehr gut integrieren und fanden teilweise sogar eine Arbeit. Einige sprechen unsere Sprache jedoch auch nach zehn Monaten noch immer nicht ansatzweise und zeigen auch nicht die nötige Motivation, um sich zu integrieren.
Zischup: Wie sind die Zukunftsperspektiven der Flüchtlinge? Können sie hier in Deutschland auf Dauer bleiben?
Van Veen: Diejenigen, die in ihren Herkunftsländern nicht verfolgt worden sind und dadurch kein Bleiberecht haben, müssen auf jeden Fall zurück in ihr Heimatland gehen. Allerdings wollen viele Flüchtlinge trotz des Bleiberechts zu ihren Familien zurück.
Zischup: In Ihrer Arbeit gab es doch sicherlich auch ganz persönliche, emotionale Erlebnisse positiver und negativer Art. Können sie welche nennen?
Van Veen: Ein sehr positives Erlebnis war für mich, dass ich von einer Gruppe Flüchtlingen zu traditionellen Speisen eingeladen wurde und sehr herzlich empfangen und bewirtet wurde. Negativ aufgefallen ist mir, dass unter den Flüchtlingen einige wenige Kriminelle sind. Sie werfen ein schlechtes Bild auf die vielen anständigen Flüchtlinge. Glücklicherweise hatten wir in Bad Säckingen kaum größere Probleme.
Zischup: Sie wurden für Ihr Engagement gewiss schon oft gelobt und sogar auch schon mit einem Preis ausgezeichnet. Kam es auch zu persönlichen Anfeindungen?
Van Veen: Ich selbst wurde nicht angefeindet, Kollegen jedoch schon.
Zischup: Abschließend möchten wir noch Ihre Meinung zum berühmten Ausspruch der Bundeskanzlerin Angela Merkel vom vergangenen Jahr "Wir schaffen das" wissen.
Van Veen: Ich fand diese Aussage leichtfertig und nicht richtig durchdacht. Vor einer solchen Aussage hätte man sich innerhalb der EU beraten müssen. Denn für viele Flüchtlinge wirkte es wie eine Einladung.
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