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Ungarische Einsamkeit

Besuch bei einer Familie, die ohne elektronische Medien lebt.  

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Graugänse über der ungarischen  Pusta   | Foto: dpa
Graugänse über der ungarischen Pusta Foto: dpa
Wir öffnen die Tür zu einer neuen Welt, einer Welt ohne Medien, künstliche Musik, DJs, Diskotheken, einer Welt ohne Drogen, Gewalt oder Furcht. Wir befinden uns in einem idyllischen Dorf in Ungarn. Die aus Deutschland eingewanderte Familie, über die wir gleich mehr erfahren werden, lebt bereits seit 18 Jahren in diesem Stil. Es ist eine Selbstversorgerfamilie. Alles, was sie zum Leben braucht, entsteht im Schweiße ihres Angesichts. Vollkommen abgeschieden von der Außenwelt, glücklich und zufrieden, leben die beiden Eltern mit ihren sechs Kindern auf dem Bauernhof mit über 40 Tieren. Zusammen haben sie elf Kinder.

Nach einer einstündigen Autofahrt treffen wir bei Dämmerung ein. Als Erstes wird uns der Stall gezeigt. Mit viel Überredungskunst konnte ich einem Familienmitglied erklären, dass ich das Reiten auf einem Esel nicht erwünsche. Vor dem Stall treffen wir die Mutter, sie sieht alt und weise aus, mit mehreren Decken überhängt und einem Stiefmütterchen in der Hand.

Gemeinsam betreten wir das kleine Wohnhaus der Familie. Linker Hand geht es in eine kleine wohlig warme Stube hinein, den Wohnraum, wo viele Stühle, Sessel, eine Anrichte mit vielen Töpfen stehen und wo Paprikas zum Trocknen hängen. Direkt dahinter befindet sich ein Schlafraum, in dem alle gemeinsam, der Vater, die Mutter und die sechs Kinder im Alter zwischen 15 und 26 Jahren schlafen.

Der Vater, früher einmal Waldorflehrer, lernte seine Frau schon früh kennen, und als die Mutter 17 war, bekam sie ihr erstes Kind. Dieses lebt jedoch nicht mehr auf dem Hof. Ebenso, wie die anderen fünf Geschwister, die nicht an diesem Ort aufgewachsen sind. Es ist ein Ort, an dem man die Ruhe und die Seligkeit besonders zu spüren bekommt, von der man nicht ahnt, dass sie existiert.

Die Kinder sind trotz der Einsamkeit aufgeschlossen, nett und hilfsbereit. Sie ehren ihre Eltern, wie man es von der heutigen Jugend nicht mehr kennt, und alles auf diesem Hof, seien es die Meerschweinchen in der Küche, die Katze auf dem Dach oder die Schweine im Stall, sind glücklich und zufrieden. Die Kinder sind nie zur Schule gegangen, hatten nie gleichaltrige Freunde oder Beziehungen, haben keinen Führerschein, keine Ausbildung, sie haben nur ihren Hof, ihre Eltern und ihre Geschwister.

Es ist ein schönes, aber aufopferungsvolles Leben, das die Familie führt, fest davon überzeugt, dass sie den richtigen Weg geht. Der Besuch war ein genauso schönes wie seltsames Erlebnis.

Ressort: Schülertexte

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