Landeswettbewerb "Jugend musiziert"
Ohne Zeitgefühl
Im März fand der Landeswettbewerb von "Jugend musiziert" in Böblingen statt. Victor Ferger, Achtklässler der Waldorfschule in Lörrach, war dabei und hat im Rahmen von Zischup über den Wettbewerb berichtet.
Victor Ferger, Klasse 8, Waldorfschule & Lörrach
Fr, 1. Jul 2016, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Bevor ich das etwas komplizierte Punktesystem erkläre, stelle ich Ihnen erst einmal das Wettbewerbssystem vor: Zuerst gibt es einen Regionalwettbewerb, sozusagen die erste Runde, bei dem nur Bewerber aus einer bestimmten Region spielen, zum Beispiel aus dem Landkreis Lörrach. Wenn man dort den ersten Preis macht und alt genug ist (man muss spätestens 2004/2005 geboren worden sein), kommt man zum Landeswettbewerb, bei dem man dann mit Kindern und Jugendlichen spielt, die aus anderen Teilen des Bundeslandes kommen. Schafft man den Landeswettbewerb, geht es weiter zum Bundeswettbewerb. Das ist dann die dritte und letzte Runde. Da spielt man dann gegen alle, die ihren jeweiligen Landeswettbewerb gemeistert haben. Die Punktesystem funktioniert so, dass es mehr als einen Gewinner geben kann, ab 23 Punkten gibt es einen ersten Preis. Die maximale Punktzahl sind 23. Wer 21 oder 22 Punkte hat, bekommt den zweiten Preis und mit 17 bis 20 Punkten, gibt es den dritten Preis.
Als ich am Tage des Wettbewerbs gegen ein Uhr mittags mit dem Zug in Böblingen einfuhr, stiegen ich, mein Vater, meine Spielpartnerin Elena und ihr Vater aus diesem Zug aus. Unerfreuliche Nachrichten: Wir mussten eine halbe Stunde laufen, was natürlich ein großer Kontrast zu der gemütlichen entspannten Zugfahrt davor war. Schon ziemlich aufgeregt und zur Beruhigung ein paar Cookies essend, überstanden wir den Laufweg und kamen bei der Theodor-Heuss-Werkrealschule an. Jetzt mit noch mehr Schmetterlingen und Cookies im Bauch, begrüßten wir die ganzen Leute und ließen uns den Tagesverlauf erklären: Wir mussten noch eine Stunde warten, gingen dafür in eine Schule neben dieser, dem Otto-Hahn-Gymnasium, wo auch eine Kantine zum Erfrischen und Warten war. Dort gab es auch genügend Kabinen, um sich umzuziehen.
Dann ging es zurück und ans Einspielen, auch wenn wir die Hälfte der Zeit zum Spielen nutzten und die andere zum Entspannen, was ziemlich nötig war, denn wir beide waren extrem aufgeregt. Dann war es so weit: Wir mussten den Raum verlassen und zu dem Vorspielraum gehen. Dort warteten wir fünf qualvolle Minuten lang, bis die Spieler vor uns endlich die Tür öffneten – mit Gesichtern unendlicher Erleichterung. Wir nahmen einen tiefen Atemzug und gingen hinein. Der Flügel war perfekt, es wurde noch kurz gestimmt, die Reihenfolge überprüft und dann ging es los. Für mich war dieser Zeitabschnitt irgendwie zeitlos, es fühlte sich an, als ob alles nur eine Minute dauerte, obwohl wir ein Programm von rund acht Minuten hatten, und ich vergaß komplett, dass wir Zuhörer und vor allem eine Jury hatten, ich nahm einfach nur das Spielen wahr und mir fiel das alles erst wieder ein, nachdem es vorbei war. Mit den gleichen Gesichtern wie unsere Vorgänger verließen wir den Saal und waren komischerweise noch aufgeregter als zuvor; kein Wunder, es gab ja noch die Ergebnisse, die uns mitteilten, ob wir weiterkommen würden oder nicht.
Nachdem ich die ganze aufgestaute Energie losgeworden bin (ich fühlte mich, als könnte ich locker Usain Bolt im Wettlaufen schlagen), ging es zu einem kleinen Überraschungsessen mit den Verwandten meiner Partnerin. Das entspannteste war aber immer noch die Rückfahrt. Die Ergebnisse komplett vergessend, hingen wir in den Sesseln des fahrenden Zuges, hörten Musik, redeten, spielten irgendwelche komischen Spiele auf einem iPad und waren einfach nur glücklich, dass wir es hinter uns hatten. Einen kleinen Zwischenaufenthalt später stieß Elenas Vater im halbvollen Zug plötzlich ein lautes "Yes!!" aus, so plötzlich, dass wir uns beide erschraken, denn er hatte eigentlich, so schien es jedenfalls, an seinem Handy gearbeitet: Nach einem kurzen Moment sagte er etwas leiser, dass wir es geschafft hätten, mit (ein wenig enttäuschenden) 23 Punkten in den Bundeswettbewerb zu kommen! Daraufhin gratulierte er uns allen herzlich. Mein Vater gratulierte uns auch.
Als wir aus dem Zug ausstiegen, realisierten wir, dass alles echt war: Wir hatten es geschafft!! Noch schnell nach Hause fahren, duschen, müde ins Bett fallen und einfach nur schlafen, immer noch sehr, sehr glücklich, dass wir es endlich geschafft haben, denn es war mein allererstes Mal beim Bundeswettbewerb. Elena war letztes Jahr schon als Solospielerin dabei. Jetzt heißt es wieder: Üben, üben, nicht aufgeben und vor allem nicht hängen lassen, denn der Wettbewerb ist schon Mitte März in Kassel! Ich hoffe, dass wir es dort nicht allzu sehr vermasseln, aber ich werde guter Dinge dort hingehen, vielleicht ist es aber auch nur übermütiges Denken. Spätestens Mitte Mai werde ich mehr wissen.
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