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Neues Leben – alles anders?

Drei Jugendliche, die aus Syrien und dem Irak geflohen sind, berichten über ihren Weg.  

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Syrische Flüchtlinge in Jordanien   | Foto: dpa
Syrische Flüchtlinge in Jordanien Foto: dpa
Wie ist es, in einem neuen Land Fuß zu fassen? Gjejron Mulaj und Rujin Kale aus Freiburg haben mit drei jungen Geflüchteten gesprochen – einem Jungen (Protokoll 1) und zwei Mädchen (Protokolle 2 und 3). Was sie erzählt haben, wurde von den beiden Zischup-Reportern protokolliert. Die Befragten wollten nicht namentlich genannt werden.

Ein schwerer Weg (Protokoll 1)
Ich bin 16 Jahre alt und bin in Aleppo, der Hauptstadt Syriens, geboren. Ich bin seit zwei Jahren in Deutschland. Alles gefällt mir hier, vor allem Fußballspielen und ins Fitnessstudio zu gehen. Anders ist vor allem das Wetter, hier ist es viel kälter. Ich vermisse Syrien und will auch wieder zurück, aber trotzdem bin ich froh, dass ich hier mit meiner Familie sein kann. Deutsch zu lernen war schwer für mich.

Wir sind mit dem Auto aus Aleppo in die Türkei geflüchtet und dann mit dem Boot. Wir sind auch sehr viel gelaufen, immer nachts. Insgesamt waren wir 15 Tage unterwegs. In München sind wir in einer Erstaufnahmestelle aufgenommen worden. Mit vielen Flüchtlingen zusammen. Mit dem Bus sind wir dann nach Freiburg gefahren, das alles war sehr schwer für mich. Mir fiel es nicht schwer, mich hier einzuleben. Allerdings wohnen wir immer noch im Flüchtlingsheim und suchen eine Wohnung. Am Anfang war es schwer, Freunde zu finden, aber bald fiel es mir nicht mehr so schwer, mit meinen Mitschülern zu kommunizieren. Mittlerweile verstehe ich mich mit allen gut. Mitunter habe ich starkes Heimweh. Ich will wieder zurück in meine Heimat zu meinen Freunden. Wenn ich älter bin, würde ich gern Kfz-Mechaniker werden.

"Ich vermisse Mutter" (Protokoll 2)
Ich bin 15 Jahre alt, komme aus dem Irak und bin seit etwas mehr als zwei Jahren in Deutschland. Als ich ankam, war Deutsch zu lernen sehr wichtig für mich. Die Sprache ist sehr schwer. Hier in Deutschland habe ich Kurdisch und Arabisch schreiben gelernt, weil ich im Irak nicht richtig in die Schule gehen konnte. Anfangs fiel es mir schwer, Freunde zu finden, aber jetzt habe ich einige Freunde.

Meine Familie und ich sind Jesiden, die von radikalen Muslimen verfolgt wurden. Die Zeit, bevor wir nach Deutschland gekommen sind, war richtig schlimm. Wir hatten Glück und konnten mit dem Flugzeug direkt nach Deutschland fliegen und dann mit dem Bus nach Freiburg fahren. Ich vermisse meine Mutter. Ich bin mit meiner anderen Mutter, ihrem Kind und meinem Bruder hierhergekommen. Meine richtige Mutter ist noch im Irak. Ich wünsche mir, dass sie auch nach Deutschland kommt. Ich weiß noch nicht, was ich später werden will, aber ich habe vor kurzem ein Praktikum in einem Friseursalon gemacht und es hat mir gut gefallen.

Tag und Nacht gelaufen (Protokoll 3)
Ich bin 15 Jahre alt, komme aus dem Irak und bin seit zwei Jahren in Deutschland. Meine Familie und ich sind mit dem Auto nach Arbil und dann in die Türkei gefahren. Wir waren dort fünf Tage und dann sind wir weiter gelaufen, 50 Stunden in eine andere Stadt. Dann sind wir eine Nacht mit einem Boot gefahren. Wieder an Land haben wir zehn Tage mit 50 Menschen in zwei Zimmern gewohnt. Danach sind wir wieder 50 Stunden bis nach Deutschland gelaufen, Tag und Nacht. Meine zweite Mutter war schwanger und mein Bruder konnte nicht laufen, deswegen mussten wir ihn immer tragen. Mein Vater hat zwei Frauen und ich wohne zusammen mit seiner zweiten Frau, zwei Brüdern und zwei Schwestern. Mein Vater ist erst ein Jahr später gekommen. Meine richtige Mutter ist mit einem anderen Boot geflüchtet. Das Schlauboot ist kaputt gegangen, deswegen musste sie zurück in den Irak. Von dort ist sie mit meiner Oma nach Deutschland gekommen. Sie wohnt jetzt in Pforzheim und will nach Freiburg kommen, wenn sie eine Wohnung findet.


Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2018: PDF-Version herunterladen

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