"Natur müssen wir Natur sein lassen"
ZISCHUP-INTERVIEWmit Thomas Fritz vom Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald über Vorteile und die Zukunft des Parks.
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Seit Kurzem gibt es den Nationalpark im Nordschwarzwald. Was hat sich dadurch verändert? Was sind die Vorteile, gibt es Nachteile? Zischup-Reporter Mattis Hoenig, der die Klasse 8d des Wentzinger-Gymnasiums Freiburg besucht, befragte Thomas Fritz vom Vorstand des Freundeskreises Nationalpark Schwarzwald.
Fritz: Ich denke, die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist es wert, dass wir uns dafür engagieren. Die Beobachtung der natürlichen Prozesse kann uns viel lehren. Deshalb finde ich es sinnvoll, wenn man die Pädagogik mit der Natur zusammenbringt, und so arbeite ich als Lehrer in der Schule und auch als Pädagoge im Nationalpark.
Zischup: Welche Aufgaben haben Sie im neuen Nationalpark?
Fritz: Ich bin Mitarbeiter der Pädagogischen Abteilung. Ich bin mit anderen dafür zuständig, alle Gruppen, die den Nationalpark besichtigen wollen, zu führen. Wir haben unterschiedliche Angebote für Kinder, Jugendliche, Schulklassen, aber auch für Erwachsenengruppen. Ich führe hauptsächlich Schulklassen.
Zischup: Am 1. Januar dieses Jahres wurde der Nationalpark Schwarzwald vom Land Baden-Württemberg gegründet. Was ist jetzt anders als vorher?
Fritz: Es gibt nun ganz neue Zielsetzungen. Früher ging es in weiten Teilen der Waldgebiete, die jetzt Nationalpark sind um wirtschaftliche Ziele. Jetzt, im Nationalpark geht es darum, den Wald sich selber entwickeln zu lassen. Also Natur Natur sein zu lassen. Das heißt, dass jede Entwicklung in diesem Gebiet in Ordnung ist und die Menschen lernen müssen, dies zuzulassen. Es ist egal, wenn Stürme Bäume umwerfen oder Borkenkäfer Bäume zum Absterben bringen – all dies gehört zur Natur und darf im Nationalpark sein. Auch dürfen Bäume alt werden – sie werden nicht als "Baumjünglinge" gefällt wie im Wirtschaftswald notwendig. Wir wünschen uns im Nationalpark einen natürlichen Wald der alle Lebensalter abbildet und damit der Erhaltung der Artenvielfalt dient.
Zischup: Gibt es auch Nachteile am Nationalpark, und welche Argumente vertreten die Gegner des Nationalparks?
Fritz: Ich persönlich sehe keine Nachteile. Die Nachteile, die die Kritiker des Projekts anführen, sind vor allem emotionaler Art. Sie sehen Probleme darin, die Natur sich selbst zu überlassen. Der Gedanke des Nichtstuns fällt ihnen schwer, sie sind es gewohnt, in die Entwicklung des Waldes einzugreifen und sie zu steuern.
Zischup: Nur ein Teil des ganzen Schwarzwaldes ist Nationalpark geworden, wie viel genau?
Fritz: Die Fläche beträgt etwas mehr als 10 000 Hektar. Das ist nur ein sehr kleiner Teil von der Waldfläche, die dem Land Baden-Württemberg gehört, nämlich 0,5 Prozent. Insgesamt besitzen wir jetzt in Baden-Württemberg knapp zwei Prozent an geschützten Flächen. Dazu gehören jedoch nicht nur der Nationalpark, sondern auch Moore, Bannwälder, die Kernzonen der Biosphärengebiete und so weiter.
Zischup: Was haben Sie schon erreicht, und was sind ihre weiteren Ziele?
Fritz: Der Nationalpark Schwarzwald ist gerade erst ins Leben gerufen worden – im Augenblick wird die Verwaltung des Nationalparks aufgebaut. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen, denn es werden Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten Qualifikationen gesucht: Verwaltungsleute, Förster, Waldarbeiter, Biologen, Geologen und eben auch Pädagogen. Viel Zeit werden auch die Planung und der Bau eines Nationalparkzentrums einnehmen. Schlussendlich sollen über 80 Mitarbeiter im Nationalpark arbeiten. Ich persönlich arbeite gerade daran mit, das pädagogische Angebot zu erweitern. Wir überlegen zum Beispiel im Team, welche Entwicklungen im Nationalparkgebiet wir den Menschen vermitteln wollen, welche Führungen wir anbieten und wie dies am besten möglich ist.
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