Mohn hat ein besonderes Aroma – als Teil des Deserts passt er hervorragend in den Winter

Viele klassische Mohngerichte haben in der kalten Jahreszeit Saison, berühmt sind unter anderem schlesische Mohnklöße, die traditionell zu Silvester serviert werden. Der Verzehr von Mohn und anderen körnerreichen Speisen geht wohl auf einen vorchristlichen Brauch in den Raunächten zurück. Tatsächlich wird Mohn in Mitteleuropa schon seit der Jungsteinzeit genutzt. Damit gehört er zu den ältesten Kulturpflanzen des Kontinents.

Aber aufgepasst: Mohn ist nicht gleich Mohn. Die leuchtend roten Blüten auf den Feldern und Wiesen im Mai haben nichts zu tun mit dem Mohn, den wir in der Küche verarbeiten. Letzterer stammt vom Schlafmohn, der Pflanze, aus der auch das Schmerzmittel Morphin und das Betäubungsmittel Opium hergestellt werden können.

Genau darum ist der Anbau von Schlafmohn in Deutschland genehmigungspflichtig. Gleichwohl blühte er in diesem Frühjahr in der Region. Genauer gesagt auf den Feldern des Lindenbrunnenhofs in Forchheim. Landwirt Otmar Binder hat dazu bei der Bundesopiumstelle eine Genehmigung eingeholt. "Wenn ich in der Vergangenheit ein Drogenproblem gehabt hätte, hätte ich die nicht bekommen", sagt Otmar Binder und lacht.

"Der Geschmack ist einmalig"

So aber war der Mohnanbau in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Zum einen war da das lila-leuchtende Blütenmeer. "Ganz viele Menschen haben angehalten, um den Mohn zu fotografieren", erzählt Christa Binder. Sogar ein Hochzeits-Foto-Shooting am Mohnfeld habe sie beobachtet. Zum anderen waren die Binders mit der Ernte und der Qualität sehr zufrieden. "Der Geschmack ist einmalig", schwärmt Christa Binder. "Das ist so ein Unterschied zu dem Mohnback, den man kauft." Sofort seien Kindheitserinnerungen wach geworden, an Dampfnudeln und Kuchen mit diesem besonderen Mohn-Aroma. Christa Binders Geheimnis: Sie mahlt den Mohn nicht, sondern kocht ihn mit Milch, Butter und Zucker auf. "Das schmeckt wie kleinen Nüssle." Im Hofladen des Lindenbrunnenhofs kamen die Backwaren mit dem eigenen Mohn ebenfalls sehr gut an. "Der Mohnzopf war der Renner."

Auch in der Patisserie "Förster Max" in Freiburg kommt Mohn immer wieder auf den Tisch – etwa im Eis, kombiniert mit Marzipan. Oder aber als Madeleine mit Mohn-Nougatine und Mohn-Zitronen-Creme. "Das ist mein Lieblingsrezept", verrät Inhaber Johannes Dilger. Kombinieren lasse sich Mohn unglaublich variantenreich, "mit Zwetschgen oder Quitten, aber auch mit Birne kann ich mir Mohn sehr gut vorstellen". Dilger röstet den Mohn für viele Kreationen zuvor an. "Damit können wir den Geschmack noch intensivieren." Er verwendet Mohn mal gemahlen, mal nicht – "für den Knuspereffekt".

Mohnsaat ist übrigens reich an Calcium und B-Vitaminen. Das Morphin dagegen wird insbesondere in den Kapseln, Stängeln und Blättern gebildet. Mohnsamen sind nahezu morphinfrei. Weil es bei der Verarbeitung aber zu Verunreinigungen kommen kann, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung Schwangeren davon ab, Mohn zu essen. Auch Kleinkinder sollten nicht zu viel Mohnzopf oder Ähnliches bekommen.

Lindenbrunnenhof, Lindenbrunnenweg 19, 79362 Forchheim, Hofladen geöffnet dienstags von 10 bis 12 und freitags von 10 bis 16 Uhr, www.lindenbrunnenhof.de; Förster Max, Patisserie – Eis – Schokoladen, Dreikönigstraße 46, 79102 Freiburg, www.foerstermax.de