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Zischup-Interview

"Man sollte zu seinen Entscheidungen stehen"

Josef Mourad hat seinen ersten Schiedsrichterlehrgang mit 13 Jahren gemacht. Heute ist er Schiedsrichter beim Südbadischen Fußballverband. Er erzählt, was an der Aufgabe schwierig ist und was einfach.  

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Josef Mourad ist Schiedsrichter beim Südbadischen Fußballverband.  | Foto: privat
Josef Mourad ist Schiedsrichter beim Südbadischen Fußballverband. Foto: privat
Zischup: Wie sind Sie Schiedsrichter geworden und was hat Sie dazu motiviert?

Mourad: 2012 bin ich Schiedsrichter geworden. Ich war 13 Jahre alt. Ich habe selbst noch Fußball gespielt in der C-Jugend und wurde damals von meinem Trainer gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, einen Schiedsrichterlehrgang zu besuchen. Ich fand es interessant, Fußball aus einer anderen Perspektive zu sehen. Das war aber auch eine Herausforderung, weil ich immer ein Spieler war, der sehr gehadert hat mit Schiedsrichterentscheidungen. Deswegen hat es mich motiviert, es besser zu machen als andere Schiedsrichter in meiner Fußballkarriere.

Zischup: Welche Fähigkeiten sind wichtig, um ein guter Schiedsrichter zu sein?

Mourad: Man sollte auf jeden Fall zuverlässig sein. Man sollte natürlich auch sportlich sein, und man sollte ruhig und gelassen sein. Mit Kritik umgehen zu können, ist auch ein Merkmal, das man haben sollte, weil es nicht einfach ist, 22 Spieler zufriedenzustellen. Das geht einfach nicht. Und dann gibt es natürlich neben den Qualitäten und Fähigkeiten, die man mitbringen sollte, auch manche, die man dazulernen kann.

Zischup: Wie bereiten Sie sich auf ein Spiel vor und wie bleiben Sie während des Spiels konzentriert?

Mourad: Man bereitet sich schon auf ein Spiel vor, wenn man seine Sporttasche packt. Das ist meistens der erste Schritt, der zur Vorbereitung zählt. Dass man nichts vergisst an Sachen, die man braucht: gelbe Karte, rote Karte, Sportschuhe, Schiedsrichtertrikot und so weiter. Speziell vor dem Spiel sollte man sich mit einem Aufwärmprogramm aufwärmen. Dann ist eine Teamabsprache mit den Assistenten nötig, wobei man vorher abspricht, wer welche Aufgaben während des Spiels zu erledigen hat. Wie bleibe ich während eines Spiels konzentriert? Indem ich versuche, den Fokus hochzuhalten und jede Szene einzeln und natürlich auch richtig zu bewerten.

Zischup: Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten gibt es als Schiedsrichter und wie gehen Sie damit um?

Mourad: Die größte Herausforderung ist die, alle Entscheidungen richtig zu treffen. Das Schwierigste daran ist, dass man versucht, jeden zufriedenzustellen, was natürlich schwierig ist bei 22 Akteuren. Dann sind da auch noch die Trainer, die draußen stehen.

Zischup: Wie beurteilen Sie schwierige Situationen während eines Spiels und wie treffen Sie Ihre Entscheidung?

Mourad: Am besten beurteile ich die mit meinem Team übers Headset. Dadurch können wir uns gegenseitig abstimmen und abfragen, wie die Sichtweise auf eine bestimmte Situation ist. Als Zweites beurteile ich aus der Erfahrung heraus und durch sichere Regelkenntnisse. Wenn man im Vorfeld schon weiß, wie man entscheiden muss oder was zu tun ist, dann wird man auch nicht überrascht, wenn eine Situation eintrifft. Es geht schließlich nicht nur darum, die Situation zu entscheiden, sondern auch darum, schnell zu entscheiden.

Zischup: Gibt es bestimmte Regeln oder Vorschriften, die Sie als Schiedsrichter besonders beachten müssen?

Mourad: Ja, natürlich. Das sind einmal die 17 Fußballregeln. Die sollte man natürlich auswendig können. Das ist unser Hauptjob, diese zu befolgen und zu beachten. Ansonsten gibt es interne Vorschriften dazu, wann man am Spielort sein sollte, welche Trikots man trägt und solche Sachen.



Zischup: Wie gehen Sie mit kritischen Situationen um, zum Beispiel, wenn Spieler oder Trainer mit Ihren Entscheidungen nicht einverstanden sind?

Mourad: Da muss man sich natürlich durchsetzen, wenn man sich sicher ist, und zu seiner Entscheidung stehen, auch wenn sie vielleicht im Nachhinein nicht die Richtige war. Falls man merkt, dass man eine Entscheidung falsch getroffen hat, gilt es, sich zu entschuldigen. Aber in erster Linie sollte man sich sicher sein, wenn man sich entscheidet, und dazu stehen. Dann kann man auch mit den Spielern und Trainern ruhig und sachlich darüber reden. Das ist alles kein Problem, es kommt nur darauf an, wie man etwas sagt, weil der Ton die Musik macht. Nach dem Spiel ist meistens alles in Ordnung.

Zischup: Bis zu welcher Liga dürfen Sie pfeifen?

Mourad: Bei den Herren darf ich als Hauptschiedsrichter bis zur Verbandsliga pfeifen, das ist im Südbadischen Fußball die höchste Spielklasse. Als Assistent bin ich in der Regionalliga Südwest unterwegs. Das ist die vierthöchste Spielklasse in Deutschland. Im Juniorenbereich kann ich aktuell bis zur Oberliga pfeifen.

Zischup: Was muss man machen, damit man Schiedsrichter wird?

Mourad: Man sollte in einem Sportverein Mitglied sein. Dann kann man sich über diesen zu einem Schiedsrichter-Neulings-Lehrgang, so heißt das, anmelden. Da wird man geschult. Man bekommt die Regelfragen nähergebracht und das Ganze wird mit einer theoretischen und einer praktischen Prüfung abgeschlossen.

Zischup: Was sind Ihre Ziele?

Mourad: Meine Ziele kurzfristig gesehen sind einfach, von Spiel zu Spiel zu schauen, dass ich eine gute Leistung bringe, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe und mit einem guten Gefühl vom Sportplatz fahren kann. Auf längere Sicht gesehen möchte ich gern Jahr für Jahr in eine nächsthöhere Spielklasse aufsteigen und natürlich irgendwann einmal Fußballspiele in einer der höchsten Klassen leiten.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

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