Zischup-Interview
"Man schwitzt viel in all diesem Kunststoff"
Susanne Moser ist Physiotherapeutin und arbeitet im Zentrum für Psychiatrie in Emmendingen. Anton Kraus, Schüler der Klasse 9.1 des Walter-Eucken-Gymnasiums in Freiburg hat sie interviewt
Anton Kraus, Schüler der Klasse 9.1, Walter-Eucken-Gymnasiums (Freiburg)
Mo, 28. Jun 2021, 13:09 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Was machen Sie dort?
Moser: Physiotherapeuten behandeln Menschen mit funktionellen Bewegungseinschränkungen. Unsere älteren Patienten sind oft in verschiedenen Bereichen gleichzeitig beeinträchtigt. Sie haben zum Beispiel neben den psychiatrischen Erkrankungen eine Herzerkrankung und deshalb weniger Ausdauer. Gleichzeitig haben sie sich vielleicht etwas gebrochen und/oder können aufgrund eines Schlaganfalls schlecht gehen. Damit sie sich in ihrem Alltag wieder besser zurechtfinden, behandele ich sie mit Atemtherapie, Ausdauer- und Krafttraining und verschiedenen Methoden um beispielsweise wieder besser Gehen können.
Zischup: Wie hat sich Ihre Arbeit seit der Corona Pandemie verändert?
Moser: Die Arbeit an sich hat sich nicht verändert, nur die Umstände haben sich sehr verändert. Wir arbeiten dort mit hochgefährdeten Menschen, die besonderen Schutz benötigen. Deshalb herrscht ein Besuchsverbot. In Gruppentherapien müssen wir besonders auf die Abstände zwischen den Patienten achten, es dürfen viel weniger Patienten an den Gruppen teilnehmen und alle Mitarbeiter müssen den ganzen Tag FFP2-Masken anziehen. Weil alte Menschen oft nicht gut hören, ist es sehr mühsam, sich mit diesen Masken zu unterhalten. Wir können nur noch zu zweit im Pausenraum Pause machen und Besprechungen müssen in großen Räumen stattfinden oder fallen ganz aus. Es sind so viele Veränderungen, dass ich sie jetzt gar nicht alle aufzählen kann.
Zischup: Falls Sie auch Covid-19-Patienten haben, wie müssen Sie sich verhalten, wenn Sie mit ihnen arbeiten?
Moser: Auf meiner Station gibt es einen speziellen Isolationsbereich für mögliche Covid-19-Patienten. Das Wichtigste dabei ist, dass die anderen Patienten nicht angesteckt werden. Deshalb müssen alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen ganz genau eingehalten werden.
Zischup: Was sind das für Maßnahmen?
Moser: Es gibt einen Schleusenbereich, in dem wir unsere Schutzkleidung in einer bestimmten Reihenfolge an- und ausziehen. Die Schutzkleidung bedeckt den ganzen Körper und wie man es aus den Bildern kennt, besonders den Gesichtsbereich. Es ist schnell anstrengend und man schwitzt viel in all diesem Kunststoff. Gute Flächen- und Händedesinfektion sind sehr wichtig.
Zischup: Denken Sie die Corona Maßnahmen auf Ihrer Station reichen aus?
Moser: Ja, ich denke, die Corona Maßnahmen bei uns sind sehr gut. Das ZfP hat einen Coronakrisenstab, der die Maßnahmen immer wieder neu anpasst. Wir hatten bisher großes Glück und auch durch diese Maßnahmen nur sehr wenige Corona-Fälle. Und weil sich alle Mitarbeiter auch in ihrem Privatleben sehr sorgsam verhalten.
Zischup: Haben Sie Angst, sich anzustecken?
Moser: Ich bin seit Februar vollständig geimpft und fühle mich jetzt recht sicher. Sehr belastet hat mich die Gefahr, dass ich die alten Menschen anstecken könnte. Und jemand wegen mir sterben muss. Das ist meine größte Sorge und wäre schlimm für mich. Unsere dementen Menschen sind besonders gefährdet, weil sie die Situation nicht mehr selbst überschauen können und Schutzmaßnahmen schwerer umsetzbar sind.
Zischup: Immer mehr alte Menschen und Mitarbeiter sind jetzt geimpft, wie denken Sie wirkt sich das auf Ihr zukünftiges Arbeiten aus?
Moser: Ich bin sehr erleichtert, wenn viele Mitarbeiter und alle unsere Patienten geimpft sind. Weil dann die Gefahr, dass sie an Covid 19 sterben sehr viel geringer ist. Dann fühlt man sich nicht mehr so belastet. Ich glaube die Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel das Masketragen und so weiter, werden uns allerdings noch lange begleiten.
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