Kommunistisches Manifest im Beutel
ZISCHUP-BUCHTIPP über die wahnsinnig witzigen Känguru-Bücher des Kabarettisten und Liedermachers Marc-Uwe Kling.
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Mal angenommen, es würde bei Ihnen klingeln. Sie gehen zur Tür, öffnen diese und dann steht da dieses Känguru, das sich ein paar Eier für Eierkuchen ausborgen will. Wären Sie verblüfft? Marc-Uwe Kling, der Nachbar des neu eingezogenen Kängurus, ist es. In seinen Känguru-Chroniken beschreibt der Autor und Kabarettist, wie es mit dem Känguru weitergeht. Den beiden Schülern Jakob Okunik und Paul Opolony, beide Klasse 8a des Kirchzartener Marie-Curie-Gymnasiums, haben die Känguru-Chroniken so gut gefallen, dass sie darüber einen Bericht geschrieben haben.
Wir haben es hier mit einer politischen Satire in Romanform zu tun, die sich in großen Teilen der Jugendsprache bedient, was an sich schon häufig zum Lachen anregt. Worum geht es in den Känguru-Chroniken? In der Geschichte ist Marc-Uwe Kling Autor und Kleinkünstler, wie in seinem echten Leben. Allerdings ist er nur durchschnittlich erfolgreich. Eines Tages taucht ein ziemlich dreistes Känguru vor seiner Tür auf, stellt sich als Nachbar vor und möchte sich ein paar Eier ausborgen, um Pfannkuchen zu backen. Der um Hilfe Gebetene wundert sich nicht lange und borgt, beziehungsweiße schenkt dem Känguru Eier. Kurz darauf klingelt das Tier erneut, weil ihm noch Salz, Milch, Mehl, Öl und eine Pfanne fehlen. Zu guter Letzt gibt es zu verstehen: "Kein Herd!" Der Einzug des Kängurus in die Wohnung von Marc-Uwe Kling kündigt sich an, auch wenn es eher überrumpelnd als mit Zustimmung des eigentlichen Wohnungsbesitzers vonstattengeht. Nicht nur, dass sich das Känguru im Wohnzimmer regelrecht einnistet, nein, es vertilgt auch noch Unmengen von Schnapspralinen und verkündet großspurig, es liebe Marx und verfechte den Klassenkampf.
Die beiden werden ziemlich beste Freunde und diskutieren in ihrer Wohngemeinschaft oder bei Ausflügen in Berlin über Gott und die Welt. Man findet in der kurzen Zusammenfassung sicherlich schon Punkte, die zum Schmunzeln anregen, was aber hat uns so sehr für die Känguru-Chroniken begeistert? Das Känguru ist extrem sozial- und gesellschaftskritisch. Es fordert, dass alle politisch eingebunden werden, möchte Anerkennung und Liebe, sucht Gerechtigkeit (auch im Bereich der unterschiedlichen Geschlechter) und will das kapitalistische System abschaffen.
So sind die Gesprächsthemen der beiden Protagonisten tiefsinnig und reichen von Medien- über Sprachkritik bis hin zu Problemen von Staat und Kapitalismus. Sie streifen die Protestkultur eines Karl Marx, eines Bert Brechts und lassen auch den Vietcong zu Wort kommen. Es geht also um viele Themen, die uns alle betreffen und über die sich das Nachdenken lohnt. Wie angenehm, dass es in diesem Fall auch mal ohne die in unserer Gesellschaft oft vorherrschende Schwere möglich ist.
Geht es nur uns so, oder sind die Känguru-Chroniken in unserem Kirchzartener Umfeld insgesamt beliebt? Wir haben 250 Menschen auf der Straße sowie die Mitarbeiter der Bücherstube Kirchzarten, befragt: Auffällig war, dass es doch sehr viele Menschen gibt, die die Känguru-Chroniken gar nicht kennen. Rund 50 Prozent der Leute, die sie kannten, waren unter 35 Jahren. Drei Prozent waren über 70 Jahre. Ebenfalls wurde deutlich, dass fast alle, die die Känguru-Chroniken kennen, diese auch gut finden, was wiederum unser Urteil bestätigt.
In der Bücherstube Kirchzarten erfuhren wir, dass ungefähr 60 Kängurugeschichten im Jahr verkauft werden. Am häufigsten verkauft sich der erste Teil der Känguru-Chroniken.
Unser Fazit: Die Känguru-Chroniken sind vor allem bei Menschen zwischen zwölf und 35 Jahren bekannt. Sie sind sehr beliebt Geschichten, die im Buchhandel nachgefragt werden. Wir empfehlen sie vor allem den Menschen, die sich gerne auf eine leichte Weise mit auch tiefsinnigen Lebensfragen beschäftigen möchten und Freude daran haben, herzhaft zu lachen.
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