Zischup-Interview
"Ich vertraue auf die Intelligenz der Deutschen"
Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten. Und polarisiert. Lena Lemke und Anne Schuh aus der Klasse 8a der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen in Emmendingen haben mit dem Rechtsanwalt Alexander Otterbach über Trump gesprochen.
Lena Lemke, Anne Schuh, Klasse 8a, Gewerbliche, Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerische Schulen & Emmendingen
Mo, 22. Mai 2017, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Was halten Sie als deutscher Bürger von Donald Trumps Politik und seiner Art zu regieren?
Otterbach: Trump regiert spontan und ohne groß über die Konsequenzen seines Tuns nachzudenken. Ein guter Politiker darf sicher auch mal Sprüche klopfen, muss aber seine Worte überwiegend mit Bedacht wählen und seine Handlungen überdenken. Trump zum Beispiel diffamiert kritische Journalisten, was aus meiner Sicht einen erheblichen Verstoß gegen demokratische und freiheitliche Grundsätze darstellt. Trump äußert sich ja auch spontan über Twitter – und zwar nicht nur zu amerikanischen, sondern auch zu weltweiten Themen. So sorgt er dafür, dass immer eine gewisse Unsicherheit besteht, was als nächstes kommt. Dies führt zu mangelhaftem Vertrauen anderer Staaten. Vertrauen in die gegenseitigen Handlungen halte ich jedoch – gerade in Zeiten, in denen Terrorismus und Rechtspopulismus Oberhand gewinnen – für sehr wichtig.
Zischup: Sind Sie der Meinung, dass Donald Trump seine Wahlversprechen einhalten kann?
Otterbach: Ich glaube nicht, dass er seine Wahlversprechen einhalten wird. So hat er es ja schon nicht geschafft, die von Obama eingeführte Krankenversicherung wieder aufzulösen.
Zischup: Was halten sie von Donald Trumps Wahlspruch "Make America great again"?
Otterbach: Den Wahlspruch finde ich grundsätzlich gar nicht so schlecht. Allerdings wird verkannt, dass natürlich unter Obama nicht alles schlecht war, wie dieser Spruch vielleicht zu verstehen gibt.
Zischup: Wie stehen Sie zu dem Regierungswechsel zwischen Donald Trump und Barack Obama, und wie finden sie Trumps Politik?
Otterbach: Ich habe Obama für einen guten Präsidenten gehalten, der allerdings im Ergebnis nur wenig bewegen konnte, weil er im Kongress gegen die Mehrheit der Republikaner agieren musste. Er hat allerdings dafür gesorgt, dass auch arme Amerikaner nun über eine – wenn wohl auch nicht optimale – Krankenversicherung verfügen. Er hat beispielsweise auch außenpolitisch dafür gesorgt, dass der IS in den arabischen Staaten zurückgedrängt werden konnte – auch wenn dies mit erheblichem militärischen Aufwand verbunden war. Trump erhöht diesen militärischen Aufwand bereits und sorgt damit aber auch für mehr zivile Opfer. Trump will Amerika wirtschaftlich gesehen auch einschränken und abschotten, was aus meiner Sicht in einer Welt wie heute wenig Sinn macht. Ich vertrete hier durchaus die Ansicht, dass ein offener Welthandel ohne starke Beschränkungen im wesentlichen viele Vorteile mit sich bringt.
Zischup: Was halten Sie von dem Einreiseverbot, welches Donald Trump vor kurzem unterzeichnet hat?
Otterbach: Dieses Einreiseverbot war aus meiner Sicht ein Schnellschuss und wurde von Gerichten ja auch als unzulässig angesehen. Ein solches Einreiseverbot widerspricht natürlich auch den Grundsätzen einer freien Gesellschaft und ganz extrem auch der amerikanischen Geschichte. Amerika ist seit Jahrzehnten ein Land für Einwanderer und lebt von deren Kultur. Dass man sich jetzt so abschotten will, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Dass man gegebenenfalls aufgrund der aktuellen Sicherheitslage strengere Kontrollen oder ähnliches einführt, kann ich hingegen schon verstehen.
Zischup: Unterstützen Sie seine Idee mit der Mauer zu Mexiko?
Otterbach: Zunächst gibt es ja schon etliche Grenzmauern und –zäune zu Mexiko. Eine neue Mauer wird meines Erachtens auch in der Zukunft nichts daran ändern, dass weiter illegale Einwanderer nach Amerika kommen werden. Ich halte die Mauer daher eher für unsinnig. Abgesehen davon ist Amerika in gewisser Weise auf die illegalen Einwanderer angewiesen, weil diese teilweise toleriert werden und vor allem Jobs machen, die ein Amerikaner nicht machen will.
Zischup: Wie würden Sie Donald Trump als Menschen beziehungsweise seine Persönlichkeit beschreiben?
Otterbach: Trump ist Unternehmer und denkt nach meinem Empfinden auch als solcher. Das ist grundsätzlich nicht schlecht, allerdings sollte man in der Politik nicht nur an das eigene Unternehmen denken, sondern über den Tellerrand hinausschauen. Ich glaube daher, Trump ist engstirnig. Er ist zwar nicht doof, aber für dieses Amt wohl auch nicht intelligent genug. Außerdem ist er polemisch, oberflächlich, und offensichtlich hält er es auch mit der Wahrheit nicht so genau.
Zischup: Denken Sie, dass der Regierungswechsel auch Auswirkungen auf die USA haben wird?
Otterbach: Trump wurde letztlich ja nur von rund einem Viertel der wahlberechtigten Amerikaner gewählt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass viele, die nicht Clinton gewählt haben, recht schnell unzufrieden werden. Unzufriedenheit innerhalb der Bewohner eines Staates führt immer zu entsprechenden Konflikten – diese muss Trump lösen, denn er ist schließlich Präsident aller Amerikaner. Gespannt darf man auch sein, ob er die wirtschaftliche Abschottung sowie etwa die Einführung von Strafzöllen tatsächlich durchführt und wie sich dies auswirkt. So könnte es passieren, dass große amerikanische Non-Food-Unternehmen keine asiatischen Artikel mehr einkaufen beziehungsweise diese teurer machen müssen und somit viele arme Amerikaner sich nichts mehr leisten können.
Zischup: Vermuten Sie, seine Pläne werden in Zukunft auch Auswirkungen auf Deutschland haben?
Otterbach: Viele Unternehmen, die in wirtschaftlichen Verbindungen und Abhängigkeiten mit Amerika stehen, beobachten die Entwicklungen ja mit Spannung. So will Trump ja beispielsweise ausländische Autos stärker besteuern. Dies hätte natürlich entsprechende Auswirkungen auf unsere deutschen Autohersteller. Allerdings hängen auch in Amerika viele Arbeitsplätze, bei Zulieferern zum Beispiel, an deutschen Unternehmen, weshalb auch hier bestimmt vernünftige Lösungen gefunden werden.
Zischup: Denken Sie, es könnte auch in Deutschland irgendwann jemand wie Donald Trump an die Macht kommen?
Otterbach: Das halte ich für ausgeschlossen. Zwar agiert die AfD ähnlich polemisch wie Trump, letztlich vertraue ich aber auf die Intelligenz der Deutschen, dass vernünftige Menschen gewählt werden, die unsere Interessen vertreten.
Zischup: Denken Sie, er ist der Aufgabe gewachsen, so ein großes Land zu regieren?
Otterbach: Das glaube ich nach den vielen merkwürdigen Tweets, die gerichtlich für unzulässig bestätigten Dekreten und der aktuellen fehlenden Unterstützung von Teilen der Republikaner eher nicht.
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