Zischup-Interview
"Es war schon immer mein Kindheitstraum"
Die Zischup-Reporter Zartosht Stock und Orianne Koffi haben ein Interview mit zwei Schauspielerinnen geführt, die derzeit am Freiburger Theater arbeiten. Linda Lienhard kommt aus Zürich, Yana Robin la Baume aus Hamburg/Stuttgart.
Orianne Koffi, Zartosht Stock, Klasse 8b, Deutsch-Französisches Gymnasium & Freiburg
Mi, 21. Mai 2014, 10:02 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie lange dauert die Ausbildung?
La Baume: Vier Jahre.
Zischup: Was lernt man in der Theaterschule?
La Baume: Sport, Akrobatik, Fechten, Standardtanz aber man hat auch Balletttraining, Ausdruckstanz, Improvisation, Gesangsunterricht, wir haben Sprechunterricht gehabt, Clownerie, Schauspielunterricht … Man kann auch Reiten lernen, wenn man es im Sommer schafft. Tai Chi hatte ich sehr lange.
Zischup: Wozu braucht man denn Tai Chi?
La Baume: Man muss in der Lage sein, Energien lenken zu können, Energie sparen zu können und immer wieder zu sich zu finden, ruhig zu bleiben, auch in Extremsituationen.
Zischup: Wie lange braucht man in etwa, seinen Text fehlerfrei auswendig zu lernen?
La Baume: Es kommt darauf an, wie lang der Text ist. Man versucht, zu den Proben zu lernen, was angesagt ist. Man braucht schon um die sechs bis acht Wochen, um alles gut zu beherrschen.
Zischup: Wie lang ist ein Text in etwa?
La Baume/Lienhard: Das kommt ganz auf die Rolle an. Da kann man eigentlich keinen Wert nennen.
Zischup: Haben Sie vor Ihren Auftritten oft Lampenfieber?
Lienhard: Ich habe immer großes Lampenfieber.
La Baume: Ich habe auch immer rasendes Lampenfieber, das fängt auch schon Tage vorher an. Beim jetzigen Stück "Momo" komischerweise nicht. Aber sobald ich dann auftrete, ist normalerweise alles gut.
Lienhard: Bei mir manchmal nicht. Wenn Premiere ist, habe ich das Gefühl, als ob ich neben mir stehe und plötzlich realisiere, was gerade passiert.
Zischup: Hat das Lampenfieber im Lauf der Zeit abgenommen?
Lienhard: Nein, eigentlich nicht. Es wird nur im Laufe der Vorstellung weniger. Die Premiere steht auf dem Zenit, und je mehr Auftritte ich habe, desto weniger nervös bin ich. Was manchmal auch nicht ganz gut ist, weil die Konzentration dann nachlässt.
Zischup: Ist es euch schon einmal passiert, dass Ihr während der Vorstellung den Text vergessen habt?
Lienhard: Bei mir gab es höchstens kleinere Aussetzer. Meistens improvisiert man dann. Bei der Vorstellung von "Dantons Tod" jedoch gab es bei den Proben und den ersten beiden Vorstellungen einen Souffleur, da man sich noch nicht ganz so sicher war.
La Baume: Die schlimmste Vorstellung, die ich je erlebt habe, war eine Vorstellung in Berlin. In den ersten beiden Minuten ging das Bühnenbild kaputt.
Es war eine Schiffsschaukel und ein Kollege wollte die Bremse ziehen, aber unglücklicherweise hatte diese sich in das Schiff gebohrt und dadurch hat einer unserer Kollegen komplett den Text vergessen. Und die Mitspielerin hat versucht, ihm den Text vorzugeben, aber das Publikum war zu begeistert, und hat den Ausfall gar nicht bemerkt. Und da mussten wir improvisieren. Unglaublich!
Lienhard: Ja, das Praktische am Theater ist, dass das Publikum erwartet, dass alles inszeniert ist und man dadurch die Ausfälle kaum bemerkt.
Zischup: Haben Sie schon einmal die Hauptrolle in einem Theaterstück gehabt?
Lienhard: Ja, als ich in der Schauspielschule war, in Schulproduktionen. Seither hatte ich schon gute große Rollen aber leider noch keine Hauptrolle.
La Baume: Bei mir ist das genauso. In der Schule habe ich auch einige Hauptrollen gespielt, aber hier am Theater spielt man dann eher die Nebenrollen, wenn man praktisch bei null anfängt.
Zischup: Nach wie vielen Jahren Ausbildung darf man öffentlich spielen?
La Baume: Man wartet mit den Auftritten eben so lange, "bis der Schüler etwas kann".
Lienhard: Ja, das war echt gemein, denn man hätte an verschiedenen Theatern spielen können, aber man durfte nicht.
Zischup: Nach welchen Kriterien wird man als Schauspieler ausgewählt?
La Baume: Bei der Auswahl geht viel über Optik, und bei einem guten Ensemble mit einer guten Leitung achtet die Leitung darauf, die Schauspieler zu fordern, zum Beispiel, wenn jemand fast nur Nebenrollen gespielt hat, ihn auch mal eine Hauptrolle spielen zu lassen, damit er sich weiterentwickelt.
Zischup: Was macht Ihnen beim Schauspielern am meisten Spaß?
La Baume: Mir macht es am meisten Spaß, die Erfahrung von verschiedenen Menschen zu sammeln, also verschiedene Menschen sein zu dürfen, sich in ihre Lage hineinversetzen zu können. Besonders die extremen Sachen machen Spaß. Man ist im Ensemble wie in einer Familie, man ist gemeinsam stark.
Lienhard: Bei mir ist es eher dieser Moment während der Proben oder auf der Bühne dieser Adrenalinkick, der in einem hochgeht, wenn alle Augen auf dich gerichtet sind. Dann macht es plötzlich klick und du merkst, du hast alles in der Hand. Das finde ich ein wahnsinnig tolles Gefühl.
Zischup: Hatten Sie besondere Momente beim Vorspielen?
La Baume: Das beste Erlebnis war, wie schon erwähnt, als das Schiff kaputt gegangen ist und wir improvisieren mussten. Ich wusste, ich muss jetzt da raus, und habe dem Publikum vermittelt: Ich tue jetzt so, als würde ich schaukeln, und das hat geklappt, das Publikum hat sich schlapp gelacht.
Lienhard: Ja, in einer Produktion in der Schweiz, haben wir Alice im Wunderland gespielt, und da musste ich ein Lied singen, ganz alleine auf der Bühne mit dieser riesen Band, und das ging so ab das Lied, dass ich mich gefühlt habe wie auf einem Rockkonzert. Das hat so Spaß gemacht.
Zischup: Würden Sie das Theaterspielen eher als Hobby oder als Beruf bezeichnen – mal abgesehen davon, dass Sie natürlich Ihr Geld damit verdienen?
La Baume: Ich glaube, bei mir ist es nicht so, wie bei jemandem, der acht Stunden ins Büro geht und abends wieder ermüdet nach Hause kommt, sondern das ist ein Leben, für das man sich entscheidet. Bei mir ist das jedenfalls so, denn ich stecke all meine Energien hinein und stelle dafür Familie, Freunde und Privatleben nach hinten.
Lienhard: Deswegen ist das immer beides, Beruf und Hobby.
Zischup: Würden Sie die Schauspielerei weiterempfehlen?
Lienhard/La Baume: Auf jeden Fall würde ich jedem empfehlen, sie erst einmal auszuprobieren und sich dann zu entscheiden. Es gibt so viele wunderbare Dinge, dass ich das super finde, ob man es dann als Beruf weiterführt, bleibt einem selbst überlassen.
Zischup: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
La Baume: Ich mache gerne Sport wie Tanzen, Joggen, Schwimmen oder Yoga und bin gerne draußen, gehe auch gerne spazieren.
Lienhard: Bei mir ist es genauso, aber ich höre auch sehr gerne Musik.
Zischup: Wie gefällt Ihnen Freiburg?
Lienhard: Durch unseren Beruf ist es ein bisschen schwierig die Stadt kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen, aber das, was ich bis jetzt gesehen habe, gefällt mir sehr.
La Baume: Ich finde Freiburg auch sehr entzückend, leider bekommt man nicht so viel mit. Vielleicht schaffen wir es im Sommer.
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