Zischup-Interview

"Enormes Interesse und Geduld"

Sonja Verena-Albers ist Mikrobiologin und Professorin an der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität. Jonas van der Does, Schüler der 9b des Erasmus-Gymnasiums in Denzlingen, hat sie befragt.  

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Sonja Verena-Albers   | Foto: Universität Freiburg
Sonja Verena-Albers Foto: Universität Freiburg
Zischup: Wie ist Ihr bisheriger Lebenslauf?
Albers: Zuerst habe ich in Hamburg mein Abitur abgeschlossen. Danach habe ich mich für ein Studium beworben, damals gab es noch die Zentralvergabe von Studienplätzen. Dann wurde ich nach Würzburg geschickt und habe dort Biologie studiert. Anschließend bin ich zu einem Praktikum zum Max-Planck-Institut für Biochemie nach München gegangen. Dort habe ich anschließend meine Diplomarbeit gemacht, und somit auch mein Studium abgeschlossen. Dort kam ich erstmals mit Archaeen in Kontakt. Archaeen sind Mikroorganismen, die äußerlich Bakterien sehr ähnlich sind, aber im molekularen in vielen Dingen völlig anders aufgebaut sind. Sie ähneln im Aufbau den Zellen, wie sie in höheren Organismen zu finden sind. Die Archaeen gelten deshalb auch als die Vorläufer von unseren Zellen.

Zischup: Und wie ging es in München dann für Sie weiter?

Albers: Dort habe ich eine Forscherin aus den Niederlanden kennengelernt, deren Forschung an Archaeen in Groningen mich so interessiert hat, dass ich mich entschlossen habe, in Groningen meine Doktorarbeit zu machen. Um dies machen zu können, musste ich mich für Stipendien bewerben. Im Endeffekt habe ich zwei Stipendien bekommen, um meine Doktorarbeit in den Niederlanden finanzieren zu können, vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und DAAD und das Marie-Curie-Stipendium der EU. Dort habe ich meine Doktorarbeit erfolgreich absolviert und nach einer zweijährigen Postdoktoranden-Stelle zwei niederländische Stipendien bekommen, um meine eigene Forschung auszubauen. Danach habe ich mich für eine Stelle am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg beworben und habe dort eine Junior-Nachwuchs-Gruppe geleitet. Nach sechs Jahren habe ich mich dann für das Institut in Freiburg beworben, wo ich seit 2014 Professorin für Mikrobiologie bin.

Zischup: Was muss man als Forscher besonders gut können, um es weit zu bringen?
Albers: Zuerst braucht man ein unglaubliches Interesse und ganz viel Enthusiasmus für das jeweilige Thema. Denn Forschung heißt vor allen Dingen in den experimentellen Wissenschaften 90 Prozent Frustration und 10 Prozent Erfolg. Auch die Kombination mit einer eigenen Familie, war und ist nicht immer einfach, aber da bin ich meinem Mann sehr dankbar, da er mir viel ermöglicht hat.
Zischup: Wie hat die Forschung Ihr Leben verändert oder geprägt?
Albers: Das ist eine schwierige Frage, da ich in meinem Leben noch nichts anderes gemacht habe als in der Forschung zu arbeiten. Aber meine Forschung macht einen großen Teil meines Lebens aus, auch außerhalb des Labors. Es ist einfach das Interesse, um mehr zu wissen und mehr zu lernen von dem Thema, an dem ich arbeite. Das macht alles gut, was an Stress und sonst noch dazu kommt.

Zischup: Was mögen Sie an Ihrem Job? Und was nicht?
Albers: Das ist ganz einfach. Ich bin Forscherin, und ich möchte Forschen. Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Labor stehen. Aber dafür habe ich meistens keine Zeit, weil ich sehr viel Verwaltungsangelegenheiten abarbeite, ich muss dafür sorgen, dass ich Drittmittel für die Forschung einwerbe, so dass die Studenten, Doktoranden und Postdoktoranden in meinem Labor forschen können. Und ein wichtiger Teil meiner Arbeit macht natürlich auch die Lehre im Bachelor-und Masterstudiengang Biologie aus.
Zischup: Was empfehlen Sie anderen, die sich auch in der Forschung ausprobieren wollen ?
Albers: Wenn jemand in die naturwissenschaftliche Forschung gehen möchte, sollte er auf jeden Fall ein großes Interesse in dieser Richtung haben. Ich empfehle, möglichst schnell ein Praktikum in einem Labor zu machen, um herauszufinden, ob einem das liegt. Was man natürlich auch braucht, ist sehr gutes Basisverständnis von Zahlen und Größen. Wenn man da unsicher ist, dann stresst das im Laboralltag sehr. Man sollte auf jeden Fall schauen, dass man ein solches Verständnis hat und ob einem die Laborarbeit liegt. Ich kann es nur empfehlen!

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