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Zischup-Interview

"Das sind völlig normale Menschen wie du und ich"

Robert Maaser (33) ist ein deutscher Schauspieler, der schon in einigen Hollywoodfilmen mitgespielt hat. Zischup-Reporter Linus Link hatte die Gelegenheit, auf einer privaten Feier mit ihm zu sprechen.  

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Robert Maaser (links) und Regisseur Peter Thorwarth am Set der Netflix-Produktion „Blood and Gold“ Foto: Everett Collection (imago)
Zischup: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf als Schauspieler gekommen?

Maaser: Das ist mehr durch Zufall passiert, als dass ich es eigentlich wollte. Ich war früher Leistungssportler (Maaser ist mehrfacher Rhönrad-Weltmeister, Anm. d. Red.) und bin von da aus zur Artistik gekommen und habe als Akrobat auf vielen verschiedenen Bühnen auf der ganzen Welt gearbeitet. Durch Zufall traf ich eine Regisseurin, die ein Theaterstück gemacht hat. Dadurch habe ich dann erstmal im Theater gespielt und mich danach für eine Ausbildung zum Schauspieler entschieden. Das war eine Schauspielausbildung nach amerikanischem Modell, bei der man speziell für Film und Fernsehen ausgebildet wird. Und so begann alles und ich hatte peu à peu neue Stücke und Projekte.

Zischup: Waren Sie nervös, als Sie das erste Mal vor der Kamera standen?

Maaser: Na ja, nervös ist man ja immer irgendwie, macht man es richtig oder macht man es falsch? Aber eigentlich ist es nicht die Art von Nervosität, die einen hindert, sondern man freut sich darauf und auf die Herausforderung. Es ist sehr vielfältig und man freut sich immer darauf, neue Dinge auszuprobieren. Es ist also keine Nervosität, sondern Vorfreude auf das neue Projekt.

Zischup: Was war bisher besonders aufregend in Ihrer Karriere?

Maaser: Ich bin ja auch aufgewachsen mit vielen Filmen und wenn man dann die Leute aus dem internationalen Bereich sieht oder, besser gesagt, man diese Leute und die ganzen Produktionen live sieht und dabei ist, ist das faszinierend. Ich bin ja 2015 mit der Ausbildung fertig gewesen und hatte dann im gleichen Jahr den ersten offiziellen Job als Schauspieler beim Film "Mission Impossible Rogue Nation" mit Tom Cruise. Man sieht das ja immer aus einer ganz anderen Perspektive. Man sieht den Film im Kino und sieht die ganzen weltbekannten Schauspieler und auf einmal steht man selbst da am Set und arbeitet mit den Leuten. Das ist unfassbar, wie viel da dahintersteckt. An einem Tag arbeiten 500 Leute an dem Film und man hat da eine riesige Menschenmasse. Egal, ob da Tom Cruise oder krasse Hollywoodregisseure sind, am Ende des Tages sind es völlig normale Menschen wie du und ich. Sie fühlen sich für uns nur so besonders an, weil sie so weit weg sind und nicht greifbar sind.

Zischup: Wie sind Ihre Hollywood-Kollegen?

Maaser: Das kann man so pauschal nicht beantworten. Das ist so, wie wenn man sonst auch Menschen trifft. Mit manchen Menschen versteht man sich sofort, andere sind ein bisschen kompliziert, manche sind auch ein bisschen anstrengend. Aber im Großen und Ganzen kann ich sagen, je professioneller die Menschen werden, je etablierter sie im Business sind, desto besser machen sie ihren Job und sind dementsprechend netter und zuvorkommender. Die schwierigeren Leute sind eher die aus den kleineren Produktionen, aber die Leute, die schon ganz weit oben sind, sind total angenehm und gelassen. Im Jahr 2017 haben wir mit Kevin Spacey in Italien gedreht und da waren wir auch bei ihm zu Hause, weil er dort ein Haus hat. Er hat uns jeden Abend eingeladen und man hat zusammen gegessen und geredet wie ganz normale Leute. Also als Fazit: Die Leute, die es im Business bis ganz nach oben geschafft haben, sind wirklich die Angenehmsten und Nettesten.

Zischup: Was würden Sie sagen sind die Schattenseiten Ihres Berufs?

Maaser: Die Menschen sehen immer nur das Endprodukt, wie zum Beispiel den Film, aber wissen gar nicht, was es braucht, um da hinzukommen. Es ist eine Unmenge Arbeit, den Film zu machen, weil man monatelang jeden Tag damit beschäftigt ist. Es ist wirklich anstrengend, da man 12 bis 13 Stunden jeden Tag bei Wind und Wetter draußen steht und den Film dreht. Zum Teil ist es körperlich sehr anstrengend, und überhaupt dahinzukommen, ist wirklich schwierig. Wenn ich im Jahr 100 Castings mache für Projekte und davon zwei oder drei Zusagen bekomme, dann bin ich wirklich sehr gut und bin im absoluten Topbereich, was das Schauspielern angeht. Doch in 98 Prozent der Fälle bekommt man eine Absage. Das ist frustrierend, damit muss man klarkommen. Das heißt nicht, dass man zu schlecht für das Projekt ist, sondern dass man nicht in dieses Projekt passt. Auch familiär betrachtet muss ich zugeben, dass es schwierig ist. Es ist einfach kein sicherer Beruf wie eine Festanstellung oder eine Verbeamtung. Somit hat man keine Sicherheit für die Zukunft. Auch die Planung ist schwierig. Kommt ein Anruf für ein Projekt, muss ich da hin. Somit kann ich nicht länger als zwei Wochen im Voraus planen. Man muss superspontan sein und damit rechnen, dass man mal für drei Monate weg ist.



Zischup: Haben Sie Ihre Berufung gefunden?

Maaser: Ja, das würde ich schon sagen. Es ist spontan entstanden. Ich habe nie gesagt, ich will unbedingt Schauspieler werden. Aber mich hat doch schon immer die Frage beschäftigt, welchen Job will ich machen, der mich so interessiert, dass ich ihn bis zur Rente machen kann. Ich konnte mir keinen Job vorstellen, den ich 40 Jahre lang machen kann. Das beeinflusst einen Großteil deines Lebens und das konnte ich mir einfach nie vorstellen. Und die Schauspielerei ist zwar riskant, aber so vielseitig und ich kann so vieles sein, was ich will. Theoretisch machst du durch die Schauspielerei jeden Job, den du willst. Manchmal bist du Polizist, manchmal Special Agent oder manchmal auch einfach nur der Böse.

Zischup: Möchten Sie immer schauspielern oder könnten Sie sich noch etwas anderes vorstellen?

Maaser: Ich würde weiterhin Schauspieler bleiben, auch wenn ich damit kein Geld verdienen würde, einfach weil es mir so viel Spaß macht. Mich interessieren sehr viele Dinge, die ich zum Glück in das Schauspiel miteinbeziehen kann. Die Abwechslung ist einfach das, was mir ganz viel Freude bereitet. Ich habe das gefunden, was mir Spaß macht, und das werde ich so lange machen, wie ich kann.

Zischup: Wäre ich nicht Schauspieler, dann wäre ich …

Maaser: …zurzeit arbeitslos (lacht). Dann wäre ich Unternehmer und würde versuchen, Sachen aufzubauen, die mich interessieren. Lieber würde ich versuchen, meinen eigenen Traum zu realisieren als zu sagen, ich arbeite für jemand anderen, um seinen Traum zu realisieren.

Zischup: Haben Sie schon sehr bekannte Schauspieler getroffen?

Maaser: Ja, sehr viele, tatsächlich. Neben Tom Cruise zum Beispiel Jeremy Renner, Rebecca Ferguson, Simon Pegg, Kevin Spacey, Michael Stuhlbarg, Nikolai Kinski, Mark Hamill, Douglas Booth und so weiter. Natürlich auch viele deutsche Schauspieler wie zum Beispiel Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Axel Stein, Heike Makatsch. Also echt viele, aber das Wichtigste ist, dass das alles nur ganz normale Menschen sind wie du und ich.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

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