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Zischup-Interview

"6000 Arbeitsstunden für ein Projekt"

Die Schüler Robin Kühn und Xenia Zabel, beide Klasse 9b des Martin-Schongauer-Gymnasiums, führten ein Interview mit dem Drehorgelbauer Johann Gebert aus Volgelsheim im Elsass über seinen Beruf.  

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Zwei Drehorgelspieler unterwegs  | Foto: dpa
Zwei Drehorgelspieler unterwegs Foto: dpa
Zischup: Wie sind Sie dazu gekommen, diesen Beruf auszuüben?
Gebert: Ich habe als Schüler bei einem Drehorgelbauer in den Ferien geholfen, und als ich mit 15 Jahren die Schule abgebrochen habe, war es für mich die Chance: Keine Schule mehr und weit weg von zu Hause.
Zischup: Seit wann üben Sie diesen Beruf aus?
Gebert: Ich arbeite in dem Beruf, seit ich 15 Jahre alt bin. Also seit 1983.
Zischup: Sind Sie selbstständig und haben Sie ihre eigene Werkstatt?
Gebert: Ja, ich habe meine eigene Werkstatt, welche aus einer Holz- und Metallwerkstatt besteht, seitdem ich mich 1985 selbstständig gemacht habe.
Zischup: Bauen Sie ihre eigenen Drehorgeln beziehungsweise ihre selbst spielenden Orgeln oder restaurieren Sie nur?
Gebert: Ich restauriere zu 80 Prozent, aber ich baue auch auf Bestellung neue Drehorgeln.
Zischup: Wie lange braucht man, um eine Drehorgel zu bauen?
Gebert: Für ein Drehorgel braucht man ungefähr zwei Monate, da jede Drehorgel individuell nach den Wünsche der Kunden in Handarbeit angefertigt wird.

Zischup: Kann man von Ihrem Beruf heutzutage noch gut leben?
Gebert: Ja, man muss aber viel für das Geld arbeiten.
Zischup: Warum kann man diesen Beruf heutzutage nicht mehr erlernen?
Gebert: Der Drehorgelbau ist in den 30er Jahren so gut wie verschwunden. Es sind daher nur noch wenige Werkstätten übrig, welche jemanden ausbilden könnten. Ein weiteres Problem ist, dass es keine Schulen für diesen Beruf gibt.
Zischup: Was glauben Sie, warum dieser Beruf fast ausgestorben ist?
Gebert: Früher dienten die selbst spielenden Instrumente der Unterhaltung in Gaststätten, auf der Straße oder in Tanzsälen. Heute ist diese Verwendung nicht mehr bei der Bevölkerung erwünscht. Daher findet man diese Instrumente nur noch in Museen oder Sammlungen.

Zischup: Wie finden Sie es, dass es diesen Beruf heutzutage nicht mehr zu erlernen gibt?
Gebert: Ich finde es sehr schade, da dadurch ein besonderes Handwerk verloren geht. Es fehlt ein gewaltiges Stück im Bereich Instrumentenbau.
Zischup: Haben Sie schon einmal jemanden ausgebildet?
Gebert: Nein, denn es hatte noch niemand Interesse gezeigt, obwohl dieser Beruf sehr vielfältig und abwechslungsreich ist, da er viele Arbeitsbereiche abdeckt. Da jede Drehorgel oder selbst spielende Orgel ein Einzelstück ist, ist die Restauration sehr aufwendig, da sie individuell für jedes Objekt erfolgt.
Zischup: Gibt es einen ähnlichen Beruf, den man heutzutage noch erlernen kann?
Gebert: Die am nächsten verwandten Berufe sind der Kirchenorgelbau und der Klavierbau. Aber der große Unterschied ist, dass Klaviere und Kirchenorgeln nicht selbst spielend sind.

Zischup: Was macht Ihnen am meisten Spaß an Ihrem Beruf?
Gebert: Mir macht am meisten Spaß, etwas Altes, was schon lange nicht mehr spielbar ist, wieder zum Leben zu erwecken, damit es wieder schön klingt. Ebenso schön ist es, wenn man eine neue Drehorgel gebaut hat, spielen zu hören.
Zischup: Was war Ihr größtes Projekt?
Gebert: Für das Technikmuseum in Speyer habe ich eine große Konzert- und Tanzorgel von Montier (1923 gebaut) restauriert und erweitert. Dieses Projekt hat 6000 Arbeitsstunden benötigt.

Ressort: Schülertexte

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