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"Wir kochen abends 22 Kilo Reis"

ZISCH-INTERVIEW mit Christina Schlederer, die sich in Sri Lanka um verletzte und ausgesetzte Hunde kümmert.  

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Emily Schlageter (r.) und ihre Schwester Sophie freuen sich über Skarlett. Foto: Privat

Zisch-Reporterin Emily Schlageter aus der Klasse 4 der Grundschule Hausen im Wiesental hat Christina Schlederer interviewt. Über deren Organisation "Dog Passion Sri Lanka" kam Emelys Hund Skarlett von Sri Lanka nach Deutschland.

Zisch: Wie sind Sie auf die Idee gekommen mit der Organisation?
Schlederer: Ich bin der Liebe wegen nach Sri Lanka gekommen und habe immer mehr kranke und verletzte Hunde gefunden. Ich bin schon immer sehr tierlieb und konnte die einfach nicht am Straßenrand liegen lassen. Dadurch habe ich immer mehr Hunde eingesammelt und konnte das irgendwann von meinem eigenen Geld nicht mehr finanzieren, weil ich dafür auch mehrere Monate im Jahr in Sri Lanka sein musste. Dann habe ich vor vier, fünf Jahren den Verein gegründet und habe das Glück, dass ich die Arbeit relativ gut über Spenden finanzieren kann. Ich bin sehr glücklich darüber, auch wenn es zwischenzeitlich sehr arbeitsintensiv geworden ist.

Zisch:
Wie viele Hunde haben Sie aktuell zu vermitteln?
Schlederer: Das ist keine einfache Frage. Ich habe an meinem Strandland rund 120 Hunde, die sind aber nicht alle vermittelbar. Es gibt viele Hunde, die sind zum Beispiel gelähmt in den Hinterbeinen, sehr scheu oder sehr alt. Dann versorge ich auch noch viele Straßenhunde, die sind aber auch nicht alle vermittelbar. Viele sind scheu und man müsste sehr viel Geduld und Zeit investieren, damit die sich gut einfinden. 30 bis 40 meiner Hunde wären also vermutlich vermittelbar.

Zisch:
Haben Sie selbst einen Hund?
Schlederer: Ich habe natürlich einen eigenen Hund, ich habe über 120 eigene Hunde. Alle Hunde am Strandland in Sri Lanka sind meine Hunde. So sehe ich das zumindest. Ich liebe sie alle und hänge auch irgendwie an allen, an manchen mehr, an manchen weniger. Ich habe aber auch einen Hund in Deutschland, den habe ich vor vielen Jahren aus Griechenland aus dem Tierschutz adoptiert. Der lebt jetzt bei meiner Mama, meiner Schwester und meinem Ex-Mann.

Zisch:
Wie viele Welpen haben Sie aktuell?
Schlederer: Wir haben ganz viele Welpen in unterschiedlichem Alter. Sieben ganz kleine Welpen wurden erst vor zwei Wochen ausgesetzt und sind rund sechs Wochen alt. Die sind so klein, dass sie noch Milch brauchen. Dann habe ich noch 15 weitere Welpen, die vier bis sieben Monate alt sind.

Zisch:
Was füttern Sie den Hunden?
Schlederer: Wir füttern den Hunden überwiegend Reis mit Fisch oder Reis mit Hühnchen. Dazu kochen wir täglich immer abends 22 Kilogramm Reis mit Knoblauch, Öl und entweder Fisch oder Hühnchen. Wir verarbeiten dazu auch den Abfall eines Hühnershops, wie Hühnerfüße, oder auch Fischabfall, der vom Fisch weggeschnitten wird. Über Nacht kühlt es ein bisschen ab und am Morgen füttern wir damit die ganzen Hunde. Es dauert drei bis vier Stunden, um alle zu füttern, weil jeder auch seinen eigenen Napf hat. Am Abend bekommt dann jeder Hund nochmal eine halbe Hand Trockenfutter, das wir am Strandland auf die Laufflächen streuen. Die Welpen bekommen natürlich Milch.

Zisch:
Wer bezahlt das Futter?
Schlederer: Ich bekomme sehr viel Unterstützung von einem buddhistischen Tempel, auf dessen Strandland wir unsere Hunde kostenlos beherbergen dürfen. Der Chefmönch Saranande ist sehr tierlieb und unterstützt uns, wo er nur kann. Seine Stiftung "Sarananda Trust" kümmert sich um ärmste Bevölkerungsschichten und finanziert unseren Hunden unter anderem den kompletten Reis. Das ist schon eine ganz große Entlastung. Unser Verein "Dog Passion Sri Lanka" bezahlt den Fisch, das Fleisch, das Trockenfutter, Medikamente, Tierarztkosten und einen großen Teil der Mitarbeiterlöhne. Die meisten Spenden dafür kommen aus Deutschland und Europa aber auch aus Sri Lanka.

Zisch:
Wo finden Sie die meisten Hunde?
Schlederer: Die meisten Hunde finde ich nicht, sondern die werden tatsächlich bei uns ausgesetzt. Vor allem die Welpen werden entweder am Strandland oder an den Strecken dahin ausgesetzt oder an der Flussseite aus dem Boot geworfen. Vereinzelt finde ich Hunde auf der Straße, überwiegend alte Hunde. Manchmal finde ich auch Hunde auf Facebook, die beispielsweise einen Unfall hatten. Dann bitte ich die Leute darum, mir den Hund zu bringen.

Zisch:
An welches Land vermitteln Sie die meisten Hunde?
Schlederer: Eigentlich vermittle ich nur Hunde in Sri Lanka und nach Deutschland. Nur einen Hund habe ich an eine Freundin nach Österreich und einen in die Schweiz vermittelt. Eine sehr gute Freundin hat eine Verbindung zu einem Tierheim in Deutschland und die helfen mir ein bisschen bei der Vermittlung. In Sri Lanka kann man fast nur Rüden oder Welpen vermitteln. Dann müssen die aber entweder sehr klein oder sehr, sehr hübsch sein.

Zisch:
Wie viele Hunde vermitteln Sie ungefähr pro Jahr?
Schlederer: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Die Vermittlung nach Deutschland wurde eher aus einem Zufall heraus geboren, weil sich eine Touristin in einen Hund verliebt hat. Den habe ich ihr vorbereitet und ausgeflogen. Ich vermittle keine Hunde in großer Zahl und bewerbe das auch nicht. In den letzten zwei Jahren, konnte ich pro Jahr ungefähr 15 Hunde nach Deutschland ausfliegen. Es kommen aber leider immer mehr Hunde nach, als vermittelt werden können. Deshalb steigt die Zahl der Hunde bei uns am Hunde-Strandland immer mehr an. Unser großes Problem ist, dass das Land jetzt wirklich nicht mehr Platz hergibt.

Zisch:
Wie viele Kollegen und Kolleginnen hast du?
Schlederer: Bis vergangenes Jahr hatte ich keine Arbeiter. Mir haben überwiegend Touristen geholfen. Manche sind dann länger geblieben als geplant und es haben sich sogar richtige Freundschaften entwickelt. Durch Corona war kein Tourismus im Land. Jetzt habe ich tatsächlich einige Einheimische angestellt. Durch die Kooperation mit dem Mönch und dem Tempel hat sich die Organisation im vergangenen Jahr vergrößert. Früher hatte ich gar nicht die Möglichkeit, so viele Hunde aufzunehmen. Um eine gute Versorgung zu gewährleisten, braucht es jetzt stetige Mitarbeiter. Eine gute Freundin von mir, die ist Italienerin und lebt auch in Sri Lanka, kommt mehrmals die Woche. Dann habe ich noch vier Einheimische, die sich um Garten, Hunde und die Straßenhunde kümmern.

Zisch:
Welcher Hund ist der kuscheligste?
Schlederer: Das kann ich nicht beantworten. Die Hunde sind so wahnsinnig unterschiedlich. Es gibt Hunde, die nur wenig Beziehung zum Menschen haben und eher die Nähe zu anderen Hunden suchen. Ich habe aber auch viele Hunde, die wahnsinnig auf den Menschen orientiert sind und am liebsten in mich hineinkriechen möchten.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 02. Juli 2021: PDF-Version herunterladen

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