Zischup-Interview
"Unsere Marge ist jetzt schon nicht hoch"
Auch Brauereien sind von den gestiegenen Energiepreisen und der Inflation betroffen. Paula Frenzel hat ihren Vater Bernhard Frenzel befragt. Er ist Geschäftsführer und Teilhaber von Braukollektiv Freiburg. .
Paula Frenzel, Klasse 8c, Goethe-Gymnasium (Freiburg)
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Zischup: Seid ihr denn dann überhaupt von der Krise betroffen? Die Brauerei muss ja für die Energie bezahlen und Rohstoffe bezahlen und nicht ihr?
Frenzel: Das ist in gewisser Weise richtig, aber auf der anderen Seite ist es so, dass das Bier in der Produktion teurer wird. Wir müssen ja der Brauerei was bezahlen, damit wir dort brauen dürfen. Es sind nicht nur die Energiepreise, auch die Getreidepreise sind bereits im letzten Jahr massiv erhöht wurden. Das hat nur indirekt mit der Energiekrise zu tun. Viele Bauern bauen lieber Mais für Biodiesel an als die aufwändige Braugerste. Dadurch gibt es weniger Flächen für unsere Gerste und der Preis geht in die Höhe. Auch Kronkorken, Flaschen und CO2 sind teurer geworden. Neuglas hat letztes Jahr noch 16 Cent die Flasche gekostet. Jetzt sind es bereits 24 Cent – bei acht Cent Pfand. Leider kommen bei uns höchstens ein Drittel der verkauften Flaschen zurück. Diese Kosten legt die Brauerei natürlich auf unseren Einkaufspreis um.
Zischup: Ist zu erwarten, dass euer Bier teurer wird? Es kostet ja schon jetzt mehr als das Bier großer Brauereien.
Frenzel: Unsere Marge ist jetzt schon nicht hoch. Steigen die Kosten weiter, werden wir wohl im ersten Quartal des nächsten Jahres die Preise leicht anpassen. Es hängt davon ab, was die Brauerei macht, wie die staatlichen Hilfen aussehen werden und wie sich die Strom- und Gaspreise bis dahin entwickeln. Wir haben die Sorge, dass Kunden durch die allgemein gestiegenen Preise eher zu einem günstigeren Bier greifen. Eine Preiserhöhung wäre damit kontraproduktiv. Wir hoffen, dass wir den Preis halten können, versprechen kann ich aber nichts.
Zischup: Ihr habt also die Sorge, dass Kunden zukünftig zu einem günstigeren Produkt greifen?
Frenzel: Ja, wir sind gerade schon oftmals an der Schmerzgrenze bei Kunden, die weniger craftbeeraffin sind. Ähnlich wie bei gutem Wein, muss man bei uns für den höheren Aufwand und die besondere Qualität tiefer in die Tasche greifen. Insofern denken wir, dass eine weitere Preiserhöhung nicht unbedingt dazu führt, dass wir mehr Bier verkaufen, sondern dass wir, wenn wir Glück haben, den Status quo erhalten können. Bei einer größeren Preiserhöhung unserer Brauerei wird es tatsächlich eng. Das Gute an der Kuckucksbrauerei ist, dass wir selber keine Brauanlage abzubezahlen haben. Da geht es anderen schlechter als uns.
Zischup: Wie sieht das denn aus mit den anderen Craftbeerbrauereien? Ihr habt ja viele Kontakte zu Kollegen in der Craftbeerszene.
Frenzel: Oh ja, die kleinen Brauereien, vor allem die, die gerade eine Brauanlage gekauft haben, haben größere Schwierigkeiten, ihre monatlichen Kosten zu stemmen, da die meisten so finanziert haben, dass sie kostendeckend arbeiten können. Die Zusatzkosten, die nun auf alle Brauereien zukommen, sind da nicht eingepreist. Rücklagen wurden oftmals durch die durch die Corona-Krise verursachten Absatzrückgänge aufgebraucht. Dass heißt, jetzt haben wir die unangenehme Kombination einer notwendigen Nachfinanzierung und gleichzeitig steigender Zinsen – gegebenenfalls verbunden mit sinkendem Absatz. Die eine oder andere Brauerei wird im Laufe der nächsten zwei Jahre sicher mit einer finanziellen Schieflage umgehen müssen. Glücklicherweise ist der Absatz im Craftbeermarkt bislang nicht von den Rückgängen im Bierkonsum betroffen und kann immer noch Absatzsteigerungen verzeichnen. Wie das allerdings in Zukunft aussieht, kann ich natürlich nicht sagen. Ein bisschen nervös bin ich jedoch.
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