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Genossenschaft

Der Bauverein Breisgau baut im Jubiläumsjahr nur noch auf Sparflamme

  • Fr, 28. Juni 2024, 21:30 Uhr
    Freiburg

     

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Gestiegene Zinsen und hohe Baukosten bremsen die traditionsreiche Baugenossenschaft aus. Wirtschaftlich steht das Unternehmen solide da – und Mitgliedsanträge gehen weiter zahlreich ein.

Bei einem  Bauprojekt rund um die St.-... Opfingen ist der Bauverein beteiligt.  | Foto: Ingo Schneider
Bei einem Bauprojekt rund um die St.-Nikolaus-Kirche in Opfingen ist der Bauverein beteiligt. Foto: Ingo Schneider
Einerseits herrscht Partystimmung bei Freiburgs größter Baugenossenschaft, dem Bauverein Breisgau, denn das Wohnungsunternehmen kann heuer sein 125-jähriges Bestehen feiern. Doch andererseits ist sozusagen die Party für die gesamte Branche erst einmal vorbei. Nach vielen Jahren extrem niedriger Zinsen, welche für einen Boom in der Bau- und Wohnungswirtschaft gesorgt und auch dem Bauverein den Neubau von Wohnungen leicht gemacht haben, ist nun, angesichts der Zinsnormalisierung seitens der Zentralbank, erst einmal die Luft raus. Das machte Jörg Straub, gemeinsam mit Marc Ullrich Vorstand bei der Genossenschaft, bei der Bilanz-Pressekonferenz deutlich. Die alte Welt der Niedrigzinsen sei vergangen, nun gälten die Gesetze einer neuen, deutlich raueren Welt, in der Neubauprojekte es oft schwer haben.

Die größte Wohnungsbaugenossenschaft in Südbaden

5106 Mietwohnungen und 167 Gewerbeeinheiten zählen zum Gebäudebestand der Genossenschaft, die 1899 gegründet wurde. Mit 25.303 Mitgliedern gilt das Unternehmen als größte Wohnungsbaugenossenschaft in ganz Südbaden sowie eine der ältesten und mitgliederstärksten Wohnungsbaugenossenschaft in ganz Deutschland.

Die Bilanzsumme beläuft sich auf 349 Millionen Euro, bei einem Jahresüberschuss von sieben Millionen Euro. Der Vorteil für die Mitglieder, die Genossen: Sie können relativ preisgünstig wohnen. Und ihnen drohen, sofern sie regelmäßig ihre Miete entrichten, keine Eigenbedarfskündigungen, denn gewissermaßen sind sie ja, über ihre Mitgliedschaft, Mitbesitzer der eigenen vier Wände. Ferner erhalten Mitglieder für die ersten Pflichtanteile drei Prozent Dividende. Mit 112 Beschäftigten ist die Genossenschaft zudem ein großer Arbeitgeber und Steuerzahler in der Region.

Hohe Zinsen und Baustandards, weniger Förderung

"Neubau in Freiburg ist für uns derzeit kaum wirtschaftlich darstellbar", sagt Straub. Dafür seien die Rahmenbedingungen zu ungünstig. Außer den gestiegenen Zinsen erschwerten unter anderem hohe Baukosten, anspruchsvolle Baustandards und der Wegfall von Fördermitteln den Neubau. Derzeit spüre man durch Erhaltungssatzungen und Erbbaurechtszinsen sogar eher Gegenwind aus der Politik. Aktuell baue die Genossenschaft zwar noch neue Wohnungen, aber nur im Zuge von Projekten mit Zins- und Förderzusagen aus der alten Welt der Niedrigzinsen. "Im Umland werden wir zudem oft auch sehr früh eng in die Planung und Konzeption von Projekten einbezogen", so Straub. Das mache es leichter, Pakete zu schnüren, die für alle Seiten vorteilhaft seien, etwa indem soziale Einrichtungen mit untergebracht werden. Laufende oder anstehende Neubauprojekte seien "Wohnen am Schönberg" in Freiburg-St. Georgen, eine Mehrgenerationen-Wohnanlage in Gundelfingen, "Wohnen am Tuniberg" in Gottenheim sowie die "Grüne Straße" in Herbolzheim. Eben fertiggestellt wurde ferner ein Haus mit seniorengerechten Wohnungen bei der Kirche St. Nikolaus in Opfingen.

Seit 2000 insgesamt 522 Millionen Euro investiert

2023 wurden 22,8 Millionen Euro in den Neubau und die Modernisierung des Wohnungsbestandes investiert. Seit dem Jahr 2000 waren es somit insgesamt 522 Millionen Euro. In dieser Zeit konnten insgesamt 849 neue Wohnungen für mehr als 2000 Menschen geschaffen werden. In den Neubau flossen 2023 rund 11,4 Millionen Euro. Im Spitzenjahr der "alten Welt", 2020, waren es noch 26,5 Millionen Euro. "Es wird einige Zeit dauern, bis sich alles wieder einpendelt", prognostiziert Straub.

Ein anderes Megathema sind die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes. Denn bis 2045 sollen die Wohnungen klimaneutral beheizt werden. "Das ist eine riesige Herausforderung, obwohl wir vergleichsweise gut dastehen, weil wir regelmäßig in die Sanierung von Wohnungen investiert haben", erklärt der Vorstand. Man habe durchgerechnet, was das kosten würde. "Bis 2045 müssten wir zusätzlich 134 Millionen Euro investieren", so Straub. Das entspreche etwa 5,8 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich.

Ressort: Freiburg

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Kommentare

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Anton Behringer

9975 seit 14. Apr 2018

Damit möglichst viele Wähler*innen beim Bürgerentscheid pro Bebauung stimmen und man weiter am Luftschloss bauen kann, hat man ihnen in Aussicht gestellt, dass in Dietenbach Genossenschaften, wie Bauverein, Familienheim und natürlich die FSB sehr viele „bezahlbare“ Wohnungen bauen werden. Desgleichen in Kleineschholz.

Und jetzt? Seit 12 Jahren fließen Millionen den Dietenbach hinab. Das über 100 ha. große Areal wurde schon zu einem großen Teil denaturiert. Bäume wurden gefällt, obwohl einst versprochen wurde, dass nicht einer für Dietenbach gefällt würde. Nimmt man die für Dietenbach zwingend notwendigen Hochwasserschutzbecken bei Günterstal hinzu, sollen insgesamt 5 ha Wald (ca. 5000 Bäume) für Dietenbach gerodet werden. Kompensiert wird im lächerlichen Greenwashing-Style mit ein paar begrünten Haltestellen, einem Hitzebus und einem Hitzetelefon.

Bauverein, Familienheim, selbst Unmüßig u.v.m. zeigen ganz augenscheinlich kein gesteigertes Interesse. Familienheim will in Kleineschholz überhaupt nicht bauen und der Bauverein ist generell maximal zurückhaltend bzgl. weiterer Wohnungsbauprojekte in FR.
Die heute schon total überforderte FSB kann das alleine nie wuppen und selbst wenn, in Haslach hat sie Wohnungen erstellt, für ca. 8000 €/qm. Bezahlbarer Wohnraum?

Freiburg ist maximal auf dem Holzweg. Wegen gigantomanischer Projekte und einem gerüttelt Maß an Dilettantismus, fährt man alles an die Wand. Es drohen Überschuldung, Überhitzung, Überflutung, Verkehrschaos u.v.m.

Marcus Schley

106 seit 31. Mär 2022

Das Foto aus Opfingen zeigt sehr schön, wie negativ Verdichtung sein kann. Die Kirche wurde in einem ganz anderen Kontext geplant und gebaut. Wo war hier der Gestaltungsbeirat? Echte Evaluierung ohne Lobhudeleien der planerlobby würde an den Tag bringen, dass das Rieselfeld viele Mängel hat, die man im Dietenbach wiederholt. Super, weiter so …..


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