Genossenschaft
Der Bauverein Breisgau baut im Jubiläumsjahr nur noch auf Sparflamme
Fr, 28. Juni 2024, 21:30 Uhr
Freiburg
Gestiegene Zinsen und hohe Baukosten bremsen die traditionsreiche Baugenossenschaft aus. Wirtschaftlich steht das Unternehmen solide da – und Mitgliedsanträge gehen weiter zahlreich ein.
![Bei einem Bauprojekt rund um die St.-... Opfingen ist der Bauverein beteiligt. | Foto: Ingo Schneider Bei einem Bauprojekt rund um die St.-... Opfingen ist der Bauverein beteiligt. | Foto: Ingo Schneider](https://ais.badische-zeitung.de/piece/15/0c/5f/ac/353132460-w-640.jpg)
5106 Mietwohnungen und 167 Gewerbeeinheiten zählen zum Gebäudebestand der Genossenschaft, die 1899 gegründet wurde. Mit 25.303 Mitgliedern gilt das Unternehmen als größte Wohnungsbaugenossenschaft in ganz Südbaden sowie eine der ältesten und mitgliederstärksten Wohnungsbaugenossenschaft in ganz Deutschland.
Die Bilanzsumme beläuft sich auf 349 Millionen Euro, bei einem Jahresüberschuss von sieben Millionen Euro. Der Vorteil für die Mitglieder, die Genossen: Sie können relativ preisgünstig wohnen. Und ihnen drohen, sofern sie regelmäßig ihre Miete entrichten, keine Eigenbedarfskündigungen, denn gewissermaßen sind sie ja, über ihre Mitgliedschaft, Mitbesitzer der eigenen vier Wände. Ferner erhalten Mitglieder für die ersten Pflichtanteile drei Prozent Dividende. Mit 112 Beschäftigten ist die Genossenschaft zudem ein großer Arbeitgeber und Steuerzahler in der Region.
"Neubau in Freiburg ist für uns derzeit kaum wirtschaftlich darstellbar", sagt Straub. Dafür seien die Rahmenbedingungen zu ungünstig. Außer den gestiegenen Zinsen erschwerten unter anderem hohe Baukosten, anspruchsvolle Baustandards und der Wegfall von Fördermitteln den Neubau. Derzeit spüre man durch Erhaltungssatzungen und Erbbaurechtszinsen sogar eher Gegenwind aus der Politik. Aktuell baue die Genossenschaft zwar noch neue Wohnungen, aber nur im Zuge von Projekten mit Zins- und Förderzusagen aus der alten Welt der Niedrigzinsen. "Im Umland werden wir zudem oft auch sehr früh eng in die Planung und Konzeption von Projekten einbezogen", so Straub. Das mache es leichter, Pakete zu schnüren, die für alle Seiten vorteilhaft seien, etwa indem soziale Einrichtungen mit untergebracht werden. Laufende oder anstehende Neubauprojekte seien "Wohnen am Schönberg" in Freiburg-St. Georgen, eine Mehrgenerationen-Wohnanlage in Gundelfingen, "Wohnen am Tuniberg" in Gottenheim sowie die "Grüne Straße" in Herbolzheim. Eben fertiggestellt wurde ferner ein Haus mit seniorengerechten Wohnungen bei der Kirche St. Nikolaus in Opfingen.
2023 wurden 22,8 Millionen Euro in den Neubau und die Modernisierung des Wohnungsbestandes investiert. Seit dem Jahr 2000 waren es somit insgesamt 522 Millionen Euro. In dieser Zeit konnten insgesamt 849 neue Wohnungen für mehr als 2000 Menschen geschaffen werden. In den Neubau flossen 2023 rund 11,4 Millionen Euro. Im Spitzenjahr der "alten Welt", 2020, waren es noch 26,5 Millionen Euro. "Es wird einige Zeit dauern, bis sich alles wieder einpendelt", prognostiziert Straub.
Ein anderes Megathema sind die Vorgaben des Klimaschutzgesetzes. Denn bis 2045 sollen die Wohnungen klimaneutral beheizt werden. "Das ist eine riesige Herausforderung, obwohl wir vergleichsweise gut dastehen, weil wir regelmäßig in die Sanierung von Wohnungen investiert haben", erklärt der Vorstand. Man habe durchgerechnet, was das kosten würde. "Bis 2045 müssten wir zusätzlich 134 Millionen Euro investieren", so Straub. Das entspreche etwa 5,8 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich.
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