Brauchtumsabend

Narren aller Generationen begeistern bei der Sendewelle in Ettenheim-Altdorf

Der Brauchtumsabend ist der Höhepunkt der Altdorfer Sendewelle-Fasnacht. Am vergangenen Samstag ging dabei wieder die Post ab.  

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Als Wikinger in Strohschuhen nehmen die jungen Hästräger die Generation Z aufs Korn. Foto: Michael Haberer
Hinreißender Auftakt

Der Narrensome braucht nicht viel, damit das Publikum in der fast ausverkauften Münchgrundhalle hin und weg ist. Die kleinen Hästräger im Gewand der Narren von Münchweier bis Rust stellen ihre Fasnachtsfiguren vor, fordern das Publikum mit dem jeweiligen Fasnachtsruf heraus, bekommen das lautstarke Echo und müssen nur so sein, wie sie sind, um Freude und riesigen Applaus zu ernten.

Lachen bis fast Mitternacht

Fasnachtsdinosaurier Werner Brand, 83 Jahre alt und schon vor langer Zeit Zeremonienmeister wie auch Oberzunftmeister, eröffnet den Gelächterreigen. Als alter Mann am Rollator erzählt er vom Leben als arme Kreatur. Neben einer Frau, die immer Recht hat und immer fit ist, muss er sein Leben fristen. Wenn er von den Herausforderungen des Sexuallebens berichtet, klingt das Gelächter im Saal, als könnten viele mitfühlen. Dann stockt er, findet im Skript nicht mehr weiter. Hat er sich verhakt oder tut er nur so? Wenn die flotte Überleitung folgt, klingt es wie ein Spiel mit Demenz – eben als Perle der Natur, die im Bett den exotischen Biss nicht mehr hinkriegt, weil das Gebiss im Bad liegt.

Weiblicher Wehmut

Den humorvollen Blick auf ihre jungen Jahre liefern die "Zuckerpuppen" Anke Beck, Daniela Mild, Karin Jäck und Petra Gerhard. Nach rund zehn Jahren kommen sie wieder auf die Bühne und singen scherzend von den Gebrechen des Alters und den guten alten Zeiten. Fetziger schauen die Powerfrauen auf die alten Zeiten zurück. Als Handpuppen bei Schwarzlicht streifen sie durch Altdorf, und bemerken, was es vor 40 Jahren noch alles gab. Die Wehmut über Zeiten, als noch an jeder Ecke eine Gaststätte und ein ganzes Hallenbad zu finden war, erklingt zu Kinderliedern bis zur "Bohemian Rapsody" als mitreißendes musikalisches Finale.

Jugendlicher Konter

Machen sich die in die Jahre Gekommenen über das Alter lustig, so nehmen die jungen Hästräger die Generation Z aufs Korn. Als Wikinger auf der Suche nach Fachpersonal für die Raubzüge kommen sie auf die Bühne. Doch alle Bewerber sind zur Freude des Publikums irgendwie nicht belastbar, brauchen Strom auf dem Wikingerschiff oder fürchten um ihre Work-Life-Balance. Wenn das Angebot bis zu Hansefit geht, müssen die Oberhäupter doch resignieren.

Fußwäschede

In diesem Jahr sind Cornelia Schwörer vom Weingut Schwörer und der Konditor Robert Dees dran. Sie sind mit Wein, Eis und Torte so präsent im Dorf, dass sie des Fußwäscherordens würdig erscheinen. Aber erst müssen sie das Schrubben ihrer Füße im Zuber, eben die rituelle Fußwaschung, über sich ergehen lassen und der Saal erreicht den ersten Höhepunkt bei der Lautstärke. Robert Dees kann dann noch sein Talent in der Bütt unter Beweis stellen, bedankt sich für diese Art "Oscar" und dass das Schrubben doch noch recht zärtlich gewesen sei.

Närrisches Familienunternehmen

Die Familie Mösch hat ihren eigenen Auftritt. Die Kinder Leo und Sophie kommen im Diskolook der 1980er-Jahre auf die Bühne, um wie Abba loszulegen. Aber Vater und Narrenrat Rolf ist bei der falschen Veranstaltung gelandet. Um ihn geht es hauptsächlich, wenn die Kinder von ihren Erfahrungen erzählen und Mutter Heike vor der Bühne darauf achtet, dass sie im Text bleiben. Wenn die Mutter jodelt und der Vater schnarcht, ernten sie das größte Gelächter, bis Vater Rolf wirklich auftaucht, aber in Tracht und mit Bollenhut. Statt Disko gibt’s dann Fasnachtslied und rockigen Abgang mit riesigem Applaus.

Melodische Geschichten

Komisches aus dem Dorfleben nehmen das singende Trio Michael Andlauer, Fabian Edelmann und Joachim Hunn auf die Schippe. Die Fußballer, die den Bedarf ihres Sportfestes nicht richtig kalkulieren, oder die Ministranten, die mit unechtem Priester den Vatikan besichtigen, präsentieren sie in Lied und mit Bildern, wie es an der Fasnacht Tradition ist. Süffisanter gehen die weiblichen Hästräger vor, wenn sie in Gesang und Geschichte das Liebesleben des Schlagerstars und Seelentrösters Roland Kaiser auf einem Kreuzfahrtschiff beleuchten: Gegen die Liebe kommt man eben nicht an und die BHs über der Reling sind Beiwerk.

Bewegung bis zum Ende

Alle Tänzerinnen der Sendewelle, von den kleinen bis zu den größeren, legen auf der Bühne ein flottes Ballett hin. Seit dem Herbst haben sie trainiert, damit der Schwung und die Choreografie stimmen. Das Publikum ist den ganzen Abend über mit dabei, wenn es ums Schunkeln und Singen geht, und die Sendewelle sind mit rund 170 Leuten auf der Bühne, hinter der Bühne und hinter dem Tresen in Aktion, damit das seit Sommer entwickelte Programm so rüberkommt wie geplant.
Schlagworte: Narrenrat Rolf, Robert Dees, Cornelia Schwörer
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