Anklage erhoben
16-Jähriger wird nach Messerangriff an Ettenheimer Schule wegen versuchten Mordes angeklagt
Nach einem Messerangriff am August-Ruf-Bildungszentrum in Ettenheim hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Dem 16-jährigen Tatverdächtigen wird versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.
Mi, 19. Feb 2025, 17:03 Uhr
Ettenheim
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Die Tat
Wie die Staatsanwaltschaft Offenburg in einer Pressemitteilung erläutert, wird dem Tatverdächtigen vorgeworfen, am Vormittag des 1. Oktobers 2024 in einem Schulklassenzimmer im Unterricht mit einem Messer zweimal auf einen Mitschüler im Rückenbereich eingestochen zu haben. Dabei habe er laut Anklageschrift dessen Tod billigend in Kauf genommen. Anschließend soll er ihn noch mehrfach getreten haben, heißt es weiter in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Der lebensgefährlich verletzte Schüler habe sich aus der Situation zu seinen Mitschülern geflüchtet. Er wurde umgehend notoperiert und überlebte die Tat ohne bleibende körperliche Verletzungen, schreibt die Staatsanwaltschaft.
Die Anklage
Versuchter Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung – das wirft die Staatsanwaltschaft Offenburg dem 16-jährigen Tatverdächtigen vor. Darüber informierte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Dem Schüler wird vorgeworfen, am Vormittag des 1. Oktobers 2024 in einem Schulklassenzimmer im Unterricht mit einem Messer zweimal auf einen Mitschüler im Rückenbereich eingestochen und dabei dessen Tod billigend in Kauf genommen zu haben. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen sehe die Staatsanwaltschaft laut Mitteilung das Mordmerkmal der Heimtücke als verwirklicht an, weil der Geschädigte nicht mit dem Angriff gerechnet hatte. "Weitere Auskünfte zum Inhalt der Anklageschrift können im Hinblick auf das jugendliche Alter der Beteiligten nicht erteilt werden", schreibt die Staatsanwaltschaft weiter.
Der mutmaßliche Täter
Nach seiner Verhaftung war der 16-jährige Angeschuldigte zunächst richterlich in einer geeigneten Jugendeinrichtung untergebracht, teilt die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der BZ mit. Mittlerweile ist das jedoch nicht mehr der Fall. Mit Beschluss der zuständigen Ermittlungsrichterin beim Amtsgericht Offenburg sei die einstweilige Unterbringung Ende 2024 unter Anordnung erzieherischer Weisungen aufgehoben worden, so die Staatsanwaltschaft. Ob eine solche Unterbringung angemessen ist, unterliege strengen gesetzlichen Vorgaben. Das Gericht kam laut Staatsanwaltschaft zu dem Ergebnis, dass von dem Angeschuldigten keine Gefahr einer Wiederholung von Straftaten ausgehe und Gesichtspunkte der Erziehung eine Fortdauer der Unterbringung nicht gebieten würden.
Verhandlung und Strafmaß
Verhandelt wird der Fall vor der Jugendkammer des Landgerichts Offenburg. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Anberaumung von Terminen hat die Jugendkammer zu entscheiden. Weil es sich bei dem Tatverdächtigen um einen Minderjährigen handelt, werde eine mögliche Hauptverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Im Falle einer Verurteilung droht dem Angeschuldigten eine Jugendstrafe. Nach dem Jugendgerichtsgesetz für jugendliche Straftäter könne diese zischen sechs Monaten und zehn Jahren betragen, so die Staatsanwaltschaft. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gelte für den Angeschuldigten die Unschuldsvermutung, wird in der Mitteilung betont.
Schule und Stadt
Der Messerangriff am August-Ruf-Bildungszentrum hatte im Oktober große Betroffenheit ausgelöst. Die Schulaufsicht betonte damals, dass die Verantwortlichen vor Ort vorbildlich reagiert hatten: Eine Notfallseelsorge wurde eingerichtet und das Schulzentrum bildete ein Krisenteam, in dem auch die umliegenden Schulen, die Schulaufsicht, Schulpsychologen und Schulsozialarbeit vertreten waren. Etwa eine Woche nach der Tat hieß es aus dem Regierungspräsidium, dass an der Schule eine "ruhige und positive" Stimmung herrsche. An der Schule sei eine intensive Nacharbeit getätigt worden, blickt Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz im Gespräch mit der Badischen Zeitung zurück. "Die Schule hat sich sehr intensiv damit befasst und Fachleute dazu gerufen", so Metz. Dennoch sei ganz klar, dass ein solcher Vorfall nachhallt. "Es war schon eine große Betroffenheit da. Man konnte nicht glauben, dass so etwas in unserem beschaulichen Ettenheim passiert", blickt er zurück. Insgesamt habe er den Eindruck, dass es um den Jahreswechsel herum ruhiger um das Thema geworden sei.