Beispiel in der Ortenau
Wie smart lebt es sich in einem Smarthome?
Neben Risiken birgt das so genannte Smart home auch ein enormes Potential. Im Raum steht die Frage: Wie digital wollen wir wohnen? Wir haben das Smarthome eines Elektroinstallateurs in der Ortenau besucht.
Felix Lieschke
Di, 14. Feb 2017, 15:52 Uhr
Offenburg
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In dem Haus lebt niemand. Es ist ein Musterhaus von Alexander Huber und seinem Vater Klaus, zwei Elektromeister aus dem Ort. Auf zwei Etagen plus Keller zeigen sie, was im Smarthome, im schlauen Zuhause, alles möglich ist (Hintergrund).
15 Kameras sind rund um das Haus verbaut. Nur zwei sind auf den ersten Blick sichtbar. Sie zeigen das Haus von der Südseite, sie zeigen die Einfahrt, jeden Winkel um das Haus herum kann Huber einsehen. Und das von überall auf der Welt. Alles, was er braucht ist sein Telefon und Internet.
Doch der Reihe nach: Ein kleiner Chip an seinem Schlüssel öffnet die Tür. "Ein Fingerabdrucksensor wäre auch möglich gewesen", sagt Huber, unter seinen Kunden habe er aber auch Menschen, die viel mit den Händen arbeiten. Aufgequollene Finger, Dreck auf den Fingerspitzen, das kann den Sensor verwirren. Ein Chip war sicherer.
Im Urlaub kann er den Chip den Nachbarn geben, wenn er verloren geht, kann er ihn einfach deaktivieren. Hinter dem Eingang wartet ein kleiner Schalter auf den Hausherren. Option "Guten Morgen" öffnet die Rollläden, schaltet gegebenenfalls die Lampen ein und fährt die Heizung hoch. "Auf Wiedersehen" revidiert das ganze.
Was auffällt, sind die vielen Lichtschalter, zwar nicht mehr als in jedem normalen Haus auch, aber dieses Haus soll nicht normal sein. Es soll den neuesten Standard der Technik repräsentieren. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Lichtschalter zu belassen", sagt Huber. Was diese Modelle können, zeigt er im Besprechungszimmer.
Das kleine Modul erinnert an BMWs Technologie iDrive. Ein kleines Rädchen steuert viele Funktionen gleichzeitig. Das System arbeitet über Szenen, die vorher eingespeichert werden. Szene "Besprechung" lässt die Rollläden und die Leinwand für den Beamer herunterfahren. Option "Pause" lässt wieder etwas Licht hinein, die Leinwand bleibt unten.
Diese Szenen lassen sich für das gesamte Haus voreinstellen. Jeder Raum kann einzeln programmiert werden. Möchte der Benutzer eine bestimmte Lichtkonstellation während er liest, programmiert er, welche Lampen mit welcher Intensität leuchten sollen. Die Programmierung speichert er mit dem Druck auf den Lichtschalter. Option "Lesen" wird solange in dieser Konstellation aufleuchten, bis der Benutzer es ändert. Alles ist kombinierbar, kann aber auch einzeln gesteuert werden. Eine App auf Hubers Telefon hat Zugriff auf alle Funktionen, die an den zentralen Server angeschlossen sind. 70 000 Euro kostet das System, rund fünf Kilometer Datenkabel mussten dafür verlegt werden.
Richtig schlau wird das Haus beim Raumklima. Ein Kohlendioxidsensor misst, wie hoch der CO2-Anteil, also wie verbraucht die Luft ist. Kleine unscheinbare Schlitze im Boden vor den Fenstern blasen frische Luft von draußen in das Haus. Abluftschächte saugen die verbrauchte, warme Luft aus dem Raum und filtern sie.
Im Keller des Hauses kreuzen sich an- und abgepumpte Luft. Dabei wärmt die eine Luft die andere. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt die Energie des Hauses. Die Luftwärmepumpe sorgt für das warme Wasser. Wer was und wann verbraucht, wie viel durch die Anlage auf dem Dach wieder gewonnen wird, liest Alexander Huber auf seinem Handy ab. Die Zahlen zeigen, das Haus arbeitet fast autark.
Geräte, die immer mit dem Internet kommunizieren, haben aber auch Nachteile. Im November 2016 veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung eine Recherche, die auf Sicherheitslücken bei Smarthomes aufmerksam machte. Fremde konnten auf die Steuerung einzelner Häuser zugreifen. Auch die Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg warnt davor, dass jedes mit dem Internet verbundene Gerät der Gefahr ausgesetzt sei, durch Hacker fremdgesteuert zu werden.
Anders als bei einem offenen System, bei dem die Daten des Gerätes auf dem Server der jeweiligen Herstellers gespeichert werden, arbeitet das Haus der Hubers in sich geschlossen. Ein zentraler Computer im Gebäude steuert alle Lichtschalter, Rollläden, Fernseher und so weiter. Um Zugriff auf die Steuerung zu erhalten muss der Benutzer sein Handy einmalig mit dem zentralen Computer im Keller des Hauses verbinden. Auf diese Weise kommunizieren nur zwei Geräte miteinander. "Es muss nur ein Kanal gesichert werden und nicht jedes Gerät einzeln", erklärt Huber.
Eine Sache haben die Hubers aber analog belassen. Neben der Tür liegt das Holz für den Kamin.
- Hintergrund: Was könnte die Technik bringen?
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