Filmkultur

Vor 20 Jahren hat ein Verein das Kino in St. Blasien gerettet – aber wie geht es weiter?

Die Filmkultur hat eine lange Tradition in der Domstadt. Vor 20 Jahren hat der Kino- und Kulturverein das Kinoangebot in St. Blasien gesichert. Doch wie die Zukunft des ehrenamtlichen Betriebs aussieht, ist ungewiss.  

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Roman Kalka, die Vorsitzende Christina Haberstig und Andrea Rudolf. Foto: Lina Boegel
"Die Gründung des Kino- und Kulturvereins sicherte das Bestehen des Kinos in St. Blasien", berichtet Gründungsmitglied Roman Kalka. Das Filmtheater hat in der Domstadt eine lange Tradition: Als der Verein noch in den Sternen stand, gab es im ehemaligen Gasthaus Felsenkeller einen Kinobetrieb. 1973 wurde das Kino von Werner Hoba übernommen. Nach über 40 Jahren wurden die Filmvorführungen im Felsenkeller eingestellt, das Gebäude wurde verkauft und später abgerissen. Mit der Schließung des Felsenkellers gab Hoba seinen Betrieb nicht auf, das Kino zog in den St. Blasier Kursaal. Ende 2004 zeigte Hoba dann doch die letzte Filmvorstellung. "In seinen Augen hatte es sich nicht mehr gelohnt, weiterzumachen", berichtet Roman Kalka.

Kinobetrieb auf Vereinsbasis

Er erinnert sich, dass Jusuf Veseli einen Aufruf in der Zeitung startete. "Er wollte die Kino-Welt in St. Blasien wiederbeleben." Veseli hatte die Idee, die Kino-Tradition in St. Blasien auf Vereinsbasis fortzusetzen. Der Initiator traf sich mit einigen Interessierten, darunter Roman Kalka, und gründete 2005 den Kino- und Kulturverein St. Blasien. Als Vereinszweck legte man regelmäßige Filmvorstellungen, Kleinkunst- und Kulturveranstaltungen fest.

Daran hält man auch heute noch fest: "Wir bieten Filmvorstellungen, kulturelle Events und manchmal Kindervorführungen an. Michael Neymeyer hatte einen Schwarz-Weiß-Film mit Livemusik untermalt und zwei Mal hatten wir sogar ein Silvesterprogramm mit einer Band", berichtet Andrea Rudolf, Beisitzerin und Öffentlichkeitsbeauftragte.

In der Regel werden zweimal im Monat an beiden Wochenendtagen Filme im Kursaal gespielt. Die Eintrittspreise zu den Vorführungen halte der Verein gering, um jedem die Chance auf einen Kinobesuch zu ermöglichen. "Bei unserem Kinoprogramm setzen wir auf ein breites Spektrum an Genres. Wir zeigen einen Mix aus Dokus, Dramen und Komödien", berichtet die Vorsitzende Christina Haberstig. Eine begeisterte Kinogängerin des Vereins würde regelmäßig Filme im Freiburger Kino schauen und Empfehlungen abgeben. Zudem würden alle Mitglieder Filmkritiken lesen und Trailer schauen, aber auch auf Empfehlungen ihrer Besucher eingehen. "Wir achten darauf, dass die Filme zu unserem Publikum passen, trotzdem sollten sie ab und zu herausfordernd sein."

"Unser Publikum setzt sich größtenteils aus Frauen zusammen – alle über 50 Jahre alt." Andrea Rudolf
Bei den Besuchern des Kino- und Kulturvereins handele es sich um treue Seelen, sagt Andrea Rudolf. "Unser Publikum setzt sich größtenteils aus Frauen zusammen – alle über 50 Jahre alt." Interesse seitens jüngerer Personen gäbe es so gut wie keins. "Junge Leute fühlen sich von einer anderen Art Kino angesprochen. Erscheint ein neuer Film, wollen sie ihn direkt sehen – das ist bei uns nicht möglich." Kommerzielle Kinobetreiber spielen Filme, bevor sie im Handel zugänglich werden – für den Kino- und Kulturverein St. Blasien sei das finanziell nicht stemmbar. "Im Jahr würde uns das zwischen 30.000 und 40.000 Euro kosten." Zwar zeige der Verein auch neue Filme, doch mit einer kleinen Verzögerung.

Der Verein ist vor einiger Zeit von Filmrollen auf DVDs umgestiegen. "Neue Filme werden nicht mehr auf einer Rolle abgespielt." Doch mit den Kosten für eine DVD sei es nicht getan, sagt Haberstig. "Wir zeigen die Filme nicht in unserem Wohnzimmer, sondern in öffentlichem Raum. Da kommen jedes Mal Kosten für das Filmrecht sowie Gema-Gebühren auf uns zu." Das würde über Filmverleihe wie beispielsweise Constantin laufen. "Wir fragen an, werden eingebucht und der Filmverleih stellt uns den Film zur Verfügung."

Finanziert werden Filmrecht und Gema durch die Hälfte der Einnahmen der Eintrittsgelder. Das, was übrig bleibt, stecke der Verein in kulturelle Veranstaltungen. Diese seien um einiges teurer als eine Kinovorstellung.

Zukunft: ungewiss

Neben Eintrittsgeldern finanziere sich der Verein durch Spenden, Fördergelder und Mitgliedsbeiträge. Denken die Mitglieder an die Zukunft des Kino- und Kulturvereins St. Blasien, steht ihnen ein Fragezeichen im Gesicht. "Findet sich niemand, der den Vorsitz irgendwann übernimmt, wird sich der Verein auflösen müssen", sagt Roman Kalka. Aktuell habe der Verein knapp 50 Mitglieder, 20 davon sind aktiv dabei. An eine Auflösung möchte aber noch niemand denken – denn trotz Konkurrenz von Streamingdiensten wie Netflix sieht der Verein seine Berechtigung.

"Wir erweitern das kulturelle Angebot in und um St. Blasien. Unser Einzugsgebiet geht bis nach Lauchringen und Albbruck", sagt Haberstig. Zudem würden viele Klinikgäste aus St. Blasien das Kinoangebot wahrnehmen. "Die Wirkung, einen Film auf einer großen Leinwand zu sehen, ist einfach anders wie ein Filmabend zuhause auf der Couch. Man geht ins Kino, weil man sich danach mit verschiedenen Leuten über den Film austauschen kann."

Jubiläumsprogramm: Samstag, 22. März, Tanz- und Konzertabend mit Cotton Club Swing Orchester, Tickets ab 22 Euro im Vorverkauf, Freitag, 09. Mai, Filmabend, Samstag, 10. Mai, A-cappella Gesangsgruppe "Die Ohrwürmer", 17 Euro im Vorverkauf, Sonntag, 11. Mai, Figurentheater mit Gregor Schwank.
Infos: http://www.kinokultur.info
Schlagworte: Roman Kalka, Christina Haberstig, Werner Hoba
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