Kultur

Klosterkonzert St. Blasien – pfiffig und hochvirtuos

Werke von Telemann und Mendelssohn werden beim jüngsten Klosterkonzert St. Blasien gespielt. Nach der Zugabe gibt es begeisterten Applaus.  

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Als „Ensemble Musentempel“...tin Iara Behs beim Klosterkonzert auf.  | Foto: Karin Steinebrunner
Als „Ensemble Musentempel“ traten die Oboisten Thomas Indermühle und Petar Hristov sowie Fagottist David Tomás mit Pianistin Iara Behs beim Klosterkonzert auf. Foto: Karin Steinebrunner
Pianistin Iara Behs, den Einheimischen als eine von ihnen wohl bekannt, hatte zu ihrem Konzertabend im Rahmen der Klosterkonzerte St. Blasien ein Bläsertrio mitgebracht, mit Thomas Indermühle und Petar Hristov (Oboe) und David Tomás (Fagott). Auf dem Programm standen neben zwei Eigenkompositionen der Pianistin Werke von Telemann, Couperin und Mendelssohn.

Telemann, so Thomas Indermühle in seiner Ansage, hat in den zwölf Werken, aus denen das Bläsertrio das Concerto Nr. V ausgewählt hat, die Brücke vom Barock zur Klassik geschlagen, was vornehmlich im dritten Satz, Gracioso, zum Ausdruck kam, in diesem in sich schwingenden Frage-Antwort-Spiel, in dem mitunter auch ein Instrument die Phrase des Vorgängers übernimmt und zu Ende führt. Auch bereits im Vivace davor hielten Oboe und Fagott Zwiesprache, und die Oboen kommentierten sich immer wieder gegenseitig, während in den beiden Ecksätzen eher noch der barocke Geist wehte. Zumal das abschließende Presto stilistisch mit seinem polyphonen Aufbau an eine Bachinvention gemahnte.

Couperins von den Bläsern ausgewählter Satz aus seinem, der Werkreihe "Les Nations" entstammenden Teil L’Espagnole wird beherrscht durch den Wechsel zwischen schnellen fugierten Passagen und deutlich davon abgesetzten, motivisch ideenreich gestalteten kurzen Einschüben. Hatte Couperin für Ludwig XIV. eher sehr private Kammermusik komponiert, so wagt er mit "Les Nations" 1762 bereits den Blick über die Grenzen seines Landes hinaus.

Den Blick zurück in die brasilianische Heimat wandte hingegen Iara Behs mit ihrer Komposition "Francisca e Ernesto", während die ersten Takte von "Resposta" einem Experiment mit KI entspringen, der sie ihren Titel "Gebet" für Klavier als Vorlage eingab und die KI daraus verschiedene Varianten entwickeln ließ. "Die lebendige Version gefiel mir am besten – besonders durch die aufdringlichen Wiederholungen", verrät sie im Programmzettel des Konzertes, da dieses Motiv sie an eine verzweifelt betende und nach Antwort ringende Person erinnert habe. "Francisca e Ernesto" hingegen, mit den Schwerpunkten auf die brasilianische Form des Tangos und des Walzers, ist eine Hommage an die beiden Komponisten Francisca Gonzaga und Ernesto Nazareth, Verkörperungen der "brasilianischen Seele" an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert. Mit diesen schwungvollen brasilianischen Rhythmen ging es gut gelaunt in die Pause.

Felix Mendelssohns Trio Nr. 1, op. 49, für Oboe, Fagott und Klavier war der rauschende Höhepunkt des Abends. Schumann bezeichnete Mendelssohn in einer Rezension des Trios in der Neuen Zeitschrift für Musik als "Mozart des 19. Jahrhunderts", und tatsächlich kam dieses Trio einer Neugründung der seit Jahrzehnten vernachlässigten Gattung gleich. Der rauschende Beginn des "Molto Allegro agitato" macht einer weitschweifenden Melodik Platz, untermalt mit sprudelnden Klavierarpeggien. Sehr schön herausgearbeitet erklangen die sich in der Stimmführung abwechselnden Bläser, in die das Klavier brillante Überleitungspassagen einflicht, beredtes Zeugnis des ausgezeichnet harmonierenden Ensembles.

Die wehmütig zarte Sanglichkeit Mendelssohn’scher Lieder ohne Worte charakterisiert das Andante, die indes am Ende mit hüpfenden Staccati aufgelockert erscheint. Als fröhlich unbeschwertes Spiel neckisch miteinander um die Wette huschender Waldgeister gebärdet sich das Scherzo, und mit zupackenden Sforzati und forschem Vorwärtsdrängen stellt sich das Finale vor. Das Fagott bringt mit seiner Kantilene ein lyrisches Moment in den Charakter des Satzes ein, bevor das Werk mit hochvirtuosen Laufkaskaden des Klaviers seinem Schlusshöhepunkt entgegeneilt. Als Zugabe kredenzten die vier Künstler dem begeistert applaudierenden Publikum ein weiteres pfiffiges Stück von Iara Behs mit dem sprechenden Titel "Eine Minute bitte".
Schlagworte: Iara Behs, Francisca e Ernesto, Thomas Indermühle

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