Arbeitskampf

Tarifeinigung im öffentlichen Dienst: mehr Geld und flexiblere Arbeitszeiten

Nach zähen Verhandlungen und zahlreichen Streiktagen gibt es eine Tarifeinigung für die Angestellten bei Bund und Kommunen. Beide Seiten sagen, an die Grenze gegangen zu sein.  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Nancy Faeser (SPD, l.), geschäftsführe...den öffentlichen Dienst ein Statement.  | Foto: Michael Bahlo (dpa)
Nancy Faeser (SPD, l.), geschäftsführende Bundesministerin für Inneres und Heimat, und Frank Werneke, Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi, geben nach dem Abschluss der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst ein Statement. Foto: Michael Bahlo (dpa)

Nach der Tarifeinigung sind Arbeitsniederlegungen etwa bei Bussen und Straßenbahnen sowie in Kitas bis März 2027 vom Tisch. "Wir sind an die Grenze dessen gegangen, was wir bei schwieriger Haushaltslage verantworten können", sagte die geschäftsführende Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Sonntag. Arbeitnehmervertreter sprachen von einem "schwierigen Ergebnis in schwierigen Zeiten". Beide Seiten folgten im Wesentlichen einem Vorschlag der Schlichter.

Der Tarifabschluss betrifft mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte der Kommunen und des Bundes – Angestellte in Verwaltungen, bei Abfallbetrieben, in Klärwerken, Bädern und Pflegeeinrichtungen. Nicht betroffen sind Beschäftigte der Länder wie Lehrer; für die im Herbst separat verhandelt wird.

Die Beschäftigten sollen in zwei Stufen mehr Geld bekommen: Vom 1. April 2025 an drei Prozent, mindestens aber 110 Euro brutto mehr im Monat. Stufe zwei folgt am 1. Mai 2026: 2,8 Prozent. Ab 1. Juli 2025 sollen Zulagen für Schichtarbeit von 40 auf 100 Euro und für Wechselschichtarbeit von 105 auf 200 Euro angehoben werden. Zudem soll das 13. Monatsgehalt ab 2026 steigen. Verdi-Chef Frank Werneke rechnete vor, für eine Erzieherin erhöhe sich das Entgelt um im Schnitt 230 Euro monatlich.

Ab 2027 gibt es einen zusätzlichen Urlaubstag

Die Arbeitszeit soll flexibler werden. Die Beschäftigten sollen Teile des erhöhten 13. Monatsgehalts in bis zu drei zusätzliche freie Tage eintauschen können. Das gilt nicht für kommunale Krankenhäuser, an denen die Arbeitgeber schlecht Ersatz finden. Ab 2027 gibt es einen zusätzlichen Urlaubstag. Zugleich sollen die Beschäftigten ab 2026 die Möglichkeit haben, ihre Wochenarbeitszeit freiwillig und befristet auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen, also mehr zu arbeiten und mehr zu verdienen.

Die Gewerkschaften hätten vor allem beim Thema flexible Arbeitszeit gern mehr erreicht und wollen in späteren Tarifrunden nachlegen. Im Gegenzug musste der Staat akzeptieren, dass die Beschäftigten künftig möglicherweise weniger arbeiten und sie häufiger Lücken stopfen müssen.

Auf den Staat als Arbeitgeber kommen Mehrkosten zu. Zwei Milliarden Euro sind es laut Innenministerium für den Bund – über die ganze Laufzeit von 27 Monaten. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass das Ergebnis wohl auf die Beamten übertragen wird. Die Verhandlungsführerin der Kommunen, Karin Welge, bezifferte die Kosten für die Gemeinden auf mehr als zehn Milliarden Euro jährlich. Der Kommunale Arbeitgeberverband Sachsen lehnte den Abschluss als nicht finanzierbar ab – muss ihn aber umsetzen.

Schlagworte: Karin Welge, Frank Werneke, Nancy Faeser
Zeitungsartikel herunterladen Fehler melden

Weitere Artikel