Schulalltag trifft auf Wirklichkeit
"Mia", die zweite Produktion des Freiburger Klassenzimmertheaters, ist der Monolog einer Roma.
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Nick Woods Ein-Personen-Stück "Mia" ist die zweite Produktion des 2015 gegründeten Freiburger Klassenzimmertheaters unter der Leitung von Peter W. Hermanns (Regie) und Veronika Bendiks (Theaterpädagogik). Derzeit wird es an deutschen Schulen viel gespielt: Zu Recht, geht es doch fern gängiger pädagogischer Vermittlung um Vorurteile, Toleranz und Fremdenhass. All diese Facetten lotet Schauspielerin Natalia Herrera-Szanto im Laufe ihres durch Interaktionen durchbrochenen Monologes aus: Sie zetert, lacht und palavert, gibt sich mal unsicher, dann wieder kämpferisch und impulsiv, während unter ihrer aufgekratzten, rauen Munterkeit immer deutlicher Tragik und Trauer lauern. Im Zickzackkurs produziert sie einen Gefühlsmix aus Faszination und Verunsicherung, Abwehr und Mitgefühl. Dabei gelingt es ihr von Anfang an Kontakt herzustellen, die unsichtbare Grenze zwischen Publikum und Bühne einzureißen und so diese Begegnung als intensives Erlebnis zu initiieren, auch wenn schnell klar ist, dass hier "nur" Theater gespielt wird.
Erst erzählt Mia Anekdoten mit vielen Lücken und Fragezeichen entlang des Krimskrams aus ihrer Tasche, dann Stationen einer Biografie, die so oder so ähnlich Tausende erlebten: Es ist ein Roma-Schicksal vom Balkan, gespickt mit traumatischen Erfahrungen von Diskriminierung und Gewalt, von Angst und Flucht. Immer ausgeschlossen, von Geburt an infiziert mit einer unsichtbaren, ansteckenden Krankheit…
Doch Mia lässt sich nicht unterkriegen, sie hat es geschafft: Studiert, arbeitet, hat Freunde – und sucht ihre jüngere Schwester, die seit zwei Jahren spurlos verschwunden ist. Zwangsprostitution, da ist sie sicher. "Schaut euch das Bild genau an, vielleicht habt ihr sie schon mal gesehen", sagt sie und lässt ein Foto durch die Reihen gehen. Am Ende schreibt sie ihre Handynummer auf die Tafel und ist weg. Zurück bleibt eine hellwache Klasse, gestreift von einer Wirklichkeit, die den Schülern so im Alltag selten begegnet.
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