Wie war’s beim

Schergässler setzen närrische Maßstäbe

Zunftabend in Reichenbach: Fünf Stunden Narretei auf hohem Niveau, 100 Aktive auf der Bühne und rund 600 begeisterte Gäste. Das neue Baronspaar sind Petra I. (Petra Christmann) und Wolfram I. (Wolfram Mayer). .  

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Die Schergässler führten beim Brauchtumsabend in Reichenbach ihren traditionellen Tanz auf. Foto: Wolfgang Beck


Programm

Die Qualität des Zunftabends am Samstag in der vollbesetzten Geroldseckerhalle übertraf bei Weitem einen herkömmlichen Brauchtumsabend. Die Schergässler aus Reichenbach boten einmal mehr eine fulminante Bühnenschau mit rund 100 Akteuren. Klamauk gab es am Fließband, dazu viel Musik, Gesang und Tanz, und auch geschliffene Büttenreden verfehlten ihre Wirkung nicht. Erfreulicherweise gingen die Scherze kaum unter die Gürtellinie.

Stimmung

Sie war von Anfang an prächtig. Das Publikum kam in mehr oder weniger eleganter Robe in die festlich geschmückte Halle, närrisches Kostüm blieb den Aktiven auf der Bühne vorbehalten. Der Prominententisch war aus Politik und Wirtschaft gut besetzt. Von einer "Fremdensitzung", wie der Zunftabend früher einmal hieß, keine Spur. Die Akteure waren bestens bekannt, die meisten waren Dauerbrenner. Vermisst wurde nur das Buurequartett. Gründer und Ideengeber Timo Haag war vor wenigen Wochen gestorben, weshalb die restlichen Bandmitglieder auf einen Auftritt verzichteten.

Premiere beim Zunftabend

Das Programm mit rund einem Dutzend Einlagen auf der Bühne ähnelte den Vorjahren. Neu war der Auftritt von Konstantin Gludderli alias Harry Gysler. Er schloss die Lücke perfekt, die das Fehlen des Buurequartetts hinterlassen hatte. Er führte das Publikum ein in die wundersame Welt des tollpatschigen Heimatdichters Konstantin Gludderli aus Kuhbach. Was der so alles an Komik vom nervigen Tempo 30 über Lahr, die Gartenschau und den Surfpark auspackte, wurde vom Publikum mit Schenkelklopfen quittiert. An Komik und Mimik war die neue Kunstfigur der Reichenbacher Narretei nicht zu überbieten.

Was alles an Geschichten zu Tage gefördert wird, wenn sich ein Elsässer und ein Einheimischer am Imbissstand auf dem Lindenplatz treffen, führten Daniel Fehrenbacher und Dominik Gyssler mit viel Tratsch dem Publikum vor Augen.

Tradition

Der Lahrer Hinkende Bote gehört mittlerweile zum Zunftabend wie die Musikband der Stinktiere, die Skunks A.T. begleiteten den ganzen Zunftabend musikalisch. Rolf Hügel geigte als Kalendermann aus Lahr den Repräsentanten der hohen und kleinen Politik gehörig die Leviten. Kein Blatt nahm der Bote gegen Ampel-Regierung und AfD vor den Mund und lieferte jede Menge Zündstoff in Richtung Trump, Asylrecht und Fremdenhass. Alle Parteien bekamen ihr Fett ab. Tradition hat der Schergässlertanz, der in klassischem Häs daherkam. Er ist fester Bestandteil des Zunftabends. Das Besondere: Die Schergässler tanzten zur Musik der Blechbrägeli, einer Abordnung des Musikvereins, die bestens ankam.

Nachwuchs steht bereit

Der Nachwuchs der Schergässler zeigte sich von seiner besten Seite: Die Clowns der Mini-Minis (22 an der Zahl) kamen so gut an wie die Beiträge der Maxi-Minis, die in 80 Tagen in verschiedenen Tanzformationen um die Welt fuhren und von Felix Haag im Boot bestens auf Kurs gebracht wurden. Nachhilfe in Liebe und Weiterbildung gab es von D’Jung (Shania Bohy), die als Verkehrsflüsterin daher kam und das Tempolimit persiflierte.

Musikalische Leckerbissen

Einmal mehr erwies sich das Gesangsduo Tanja und Larissa Mühlhaus als Meister ihres Fachs. Mutter Tanja, gefühlt seit mehr als einem Vierteljahrhundert in der Bütt und beim närrischen Rückblick, gab mit Tochter Larissa gesangliche Kostproben. Beide verstanden ihr Handwerk, um das Publikum aus der Reserve zu locken. Die Gesangspassagen passten zum anspruchsvollen und kritischen Text, den die beiden Akteure im Wechsel vortrugen. Sie nahmen im Rückblick alle und alles aufs Korn, was die Gemüter im letzten Jahr erhitzte. Im musikalischen Gleichklang war Reiner Kammerer, der am Piano mitspielte und das Duett auf seine Art bereicherte. Zugaben gleich im Doppelpack wurden gefordert.

Kreativität zauberten die Neuen auf die Bühne, die längst "alte Hasen" auf der Bühne der Narretei sind. Sie nahmen den Alltag in einer Amtsstube aufs Korn und ließen mit ihren witzigen Liedern erkennen, dass sie eine feste Größe im Spektakel der Schergässler sind. Neue Texte und altbekannte Ohrwürmer lieferten OZM Thomas Fischer und Jürgen Glatz, während die anderen Neuen dafür sorgten, dass bei ihrer Show kein Auge im Publikum trocken blieb.

Das Baronspaar

Am Samstag wurde das am besten gehütete Geheimnis im Narrendorf gelüftet: Das Baronspaar heißt Petra I. (Petra Christmann) und Wolfram I. (Wolfram Mayer). Sie werden bis Aschermittwoch das Zepter in der Narrenhochburg schwingen.

Fazit

Fünf Stunden Durchhaltevermögen lohnten sich. Auch der 64. Zunftabend zeigte die Narretei am Schutterstand in voller Bandbreite mit eigenen Akteuren und vielen Ideen. Ein Abend der Superlative und Stimmung bis in die Morgenstunden.
Schlagworte: Konstantin Gludderli, Petra I., Wolfram Mayer
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