Tierschutz

Hund wird in Kandern für eine Tierbestattung angemeldet – dabei ist er quicklebendig

Ein Kanderner Tierbestatter wird zu einem Klienten bestellt, er soll einen toten Husky zum Krematorium bringen. Doch der Hund lebt und ist gesund. Was passiert, wenn Halter ihre Tiere töten lassen wollen?  

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Husky Siku hätte in s Kreamtorium gebracht werden sollen. Nun ist er im Tierheim in Weil am Rhein. Foto: Tierschutzverein Weil am Rhein

Der Auftrag an die Kanderner Tierbestattung Anisel kam nachts über ein deutschlandweit agierendes Onlineportal. Timo Protzek und Petra Brokopp bekamen Uhrzeit, Datum und Ort der Abholung des, wie sie dachten, verstorbenen Tieres mitgeteilt, das sie, so die Annahme, in ein Schweizer Tierkrematorium bringen sollten. Doch als Protzek vergangenen Freitag bei der Familie ankam, war da kein toter Hund, sondern ein quicklebendiger fünfjähriger Husky namens Siku.

Die beiden Tierbestatter mussten nicht lange überlegen. "In solchen Momenten handelt man einfach", sagt Brokopp, "es war klar, Siku kann bei dieser Familie nicht bleiben." Protzek bat die Tierhalter, bis Sonntag nichts zu unternehmen, sie würden eine Lösung finden. Viele Telefonate und Gespräche wurden geführt und schließlich der Tierschutzverein Weil am Rhein verständigt, der den Huskyrüden aufnahm. Dort ist er nun im Tierheim, lebhaft und frech, wie die Vorsitzende Leoni Moser lächelnd erzählt. "Er lamentiert viel, springt und macht und tut." Ein Husky eben – freundlich, aber voller Energie. "Und dazu noch unerzogen."

Tiere grundlos töten ist strafbar

Dies sei Moser wichtig zu betonen: "Siku ist kein Kuscheltier." Ihr ist bewusst, dass bei Hunderassen wie Huskys oft die Optik besticht – "sie sehen süß aus und freundlich, aber das sind Arbeitshunde, dafür gezüchtet, Schlitten zu ziehen". Das Problem vieler angehender Hundebesitzer sei, dass sie sich im Vorhinein nicht über die Art und Rasse informieren, die sie sich ins Haus holen. Probleme mit solchen Arbeitstieren, wie einem Husky, seien dann vorprogrammiert. Siku sei nicht der erste Hund, bei dem Moser erleben musste, dass die Besitzer sie loswerden wollen, im Zweifelsfall durch Einschläfern. Dies ist jedoch nach dem Tierschutzgesetz § 17 nicht erlaubt. Danach droht demjenigen, der ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet, sogar eine Freiheitsstrafe.

"Wir gehen davon aus, dass die Familie den Hund nicht bei lebendigem Leib kremieren lassen wollte."Petra Brokopp

Dennoch begegnet Moser immer wieder solche Fälle. Die Gründe dafür sind vielfältig, oft seien die Halter mit Kindern, unwilligen Vermietern und einem Hund, an deren Erziehung sie scheitern, schlichtweg überfordert und würden nach schnellen Lösungen suchen. "Ich erinnere mich an eine American-Staffordshire-Terrier-Hündin, die mit den Kindern der Familie nicht klargekommen ist." Diese Familie habe die Hündin einschläfern lassen wollen. Die Tierschutzvereine versuchen stets, schnellstmöglich Lösungen zu finden, um die Tiere aus der Familie zu holen. Doch, sagt Moser, es wäre wünschenswert, wenn es gar nicht erst so weit kommen würde. Wie man dem entgegenwirkt, wisse sie auch nicht, denn es sei schwierig, das zu kontrollieren. "Man kann ja heutzutage von überall her Hunde bekommen und den Menschen ist nicht klar, welche Verantwortung damit verbunden ist", sagt sie. Der verpflichtende Sachkundenachweis würde jedoch helfen. Demnach müsse jeder, der einen Hund bei sich aufnehmen will, einen Kurs eventuell samt Prüfung machen, in dem Grundlagenwissen vermittelt wird und die zukünftigen Hundehalter auch eine erste Anlaufstelle finden, bei der sie sich beraten lassen können. "Das würde zumindest eine Hürde darstellen, die jemand erstmal nehmen müsste, bevor der Hund einzieht", sagt Moser.

Was die Hundehalter von Siku genau beabsichtigten, bleibt schleierhaft. "Wir gehen davon aus, dass die Familie den Hund nicht bei lebendigem Leib kremieren lassen wollte", sagt Brokopp. Vielmehr müsse es sich um ein Sprachproblem gehandelt haben, denn die Deutschkenntnisse der Hundehalter seien laut Brokopp begrenzt. Moser wünscht sich für Siku einen möglichst Husky-erfahrenen Halter, der die Zeit hat, ihn seiner Rasse entsprechend auszulasten.

Schlagworte: Leoni Moser, Petra Brokopp, Timo Protzek
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