"Hört auf uns!"
Politisch interessierte Jugendliche engagieren sich mehr, sie bleiben aber eine Minderheit / Populismus findet Verbreitung.
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Angst vor Umweltzerstörung
Nichts macht jungen Menschen so viel Angst wie eine drohende Zerstörung des Planeten: Für sieben von zehn Befragten ist die Umweltverschmutzung die größte Sorge, gefolgt von Terroranschlägen (66 Prozent) und dem Klimawandel (65 Prozent). In der Shell-Studie von 2015 rief die Bedrohung durch den Terrorismus noch die größte Angst unter Jugendlichen hervor. Die Mehrheit blickt dennoch eher positiv in die Zukunft. Ihre Botschaft an Politik und Gesellschaft laute: "Wir bleiben zuversichtlich, aber hört auf uns, und achtet jetzt auf unsere Zukunft", sagte Studienleiter Mathias Albert bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin.
Politisches Engagement
Gut vier von zehn Befragten interessieren sich für Politik, das sind etwas weniger als vor vier Jahren. Im Gegenzug sind also knapp 60 Prozent der Jugendlichen wenig oder gar nicht an Politik interessiert. Der Anteil derjenigen, die politisches Engagement wichtig finden, ist leicht gestiegen und liegt bei gut einem Drittel. Die Mehrheit der jungen Menschen wollen also nicht der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg nacheifern. Die Forscher haben ihre Studie jedoch mit dem Zusatz versehen: "Eine Generation meldet sich zu Wort." Sie verweisen einerseits auf einen deutlichen Anstieg im Interesse an der Politik gegenüber den Befragungen der "Nullerjahre". Es sei zudem eine deutliche Politisierung zu beobachten, sagte Albert. "Aber Politisierung heißt bei der gegenwärtigen jungen Generation, dass diejenigen, die bereits bisher politisch interessiert waren, sich noch intensiver mit Politik auseinandersetzen und sich zunehmend engagieren."
Einstellung zur Demokratie
Das Vertrauen der jungen Generation in die Demokratie ist gewachsen: 77 Prozent sind mit dem politischen System zufrieden, im Jahr 2002 hatte dieser Wert nur 60 Prozent betragen. Besonders im Osten ist der Zuspruch gestiegen, dort äußern sich zwei Drittel der Jugendlichen positiv (2002: 40 Prozent). Dem grundsätzlichen Zuspruch zur Demokratie steht jedoch ein tiefes Misstrauen entgegen, das die Politik-Profis betrifft. Mehr als die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu: "Die Regierung verschweigt der Bevölkerung die Wahrheit." Sieben von zehn Jugendlichen äußerten zudem die Meinung, dass Politiker sich nicht darum kümmerten, "was Leute wie ich denken". Die junge Generation sei zufrieden mit den politischen Strukturen, "aber nicht mit der handwerklichen Arbeit der Parteien und der Politiker", sagte der Co-Autor der Studie, Klaus Hurrelmann.
Anfälligkeit für Populismus
Auch in der jungen Generation verfangen populistische Aussagen. So stimmten 68 Prozent der Aussage zu: "In Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist beschimpft zu werden." Auch Sätze wie "Der Staat kümmert sich mehr um Flüchtlinge als um hilfsbedürftige Deutsche" wird von über der Hälfte mitgetragen. 39 Prozent identifizierten die Studienautoren dennoch als überwiegend weltoffen. Und: Je höher der Bildungsgrad, desto geringer ist die Anfälligkeit für Populismus.
Weltbild
Insgesamt bescheinigen die Verfasser der jungen Generation ein offenes und tolerantes Weltbild. Gesellschaftlichen Minderheiten steht sie mit großer Mehrheit positiv gegenüber. Mehr als jeder zweite Befragte befürwortet, dass Deutschland viele Flüchtlinge aufgenommen hat. Einem Drittel macht die Zuwanderung nach Deutschland zwar auch Angst. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen gab jedoch an, dass sie Furcht vor Ausländerfeindlichkeit in der Gesellschaft haben. 56 Prozent sagten zudem, dass sie Angst vor wachsender Feindlichkeit zwischen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen haben.
Eltern und Familie
42 Prozent der Heranwachsenden kommen bestens mit den Eltern aus, 50 Prozent kommen mit ihnen klar. Nur 23 Prozent der Heranwachsenden würden eigene Kinder anders erziehen, im Jahr 2002 waren dies noch 29 Prozent.
Was die eigene Familienvorstellung angeht, zeigen die jungen Menschen laut Studie eine traditionelle Rollenaufteilung: In einer Partnerschaft mit einem kleinen Kind wollen 65 Prozent der Frauen gerne maximal halbtags arbeiten – 68 Prozent der Männer wünschen sich das von ihrer Partnerin.
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