Account/Login

Fahrprüfung 2.0

Seit drei Jahren hat Ines Schwendemann ihren Autoführerschein und wollte wissen, wie sie heute die Prüfung überstehen würde.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Ihren Führerschein hat Ines Schwendema...später allerdings erstmal anfreunden.   | Foto: Selina Cataltepe
Ihren Führerschein hat Ines Schwendemann damals bei Andreas Tontsch gemacht. Mit den neuen Autos der Fahrschule musste sie sich drei Jahre später allerdings erstmal anfreunden. Foto: Selina Cataltepe

LAHR. Wer kurz vor dem 18. Geburtstag steht, für den wird das Thema Autoführerschein akut. In vielen Theorie- und Praxisstunden lernen die Kandidaten, wie sie sich sicher und gesetzeskonform mit dem fahrbaren Untersatz verhalten. Aber was ist davon nach ein paar Jahren noch übrig? BZ-Jugendredakteurin Ines Schwendemann hat den Test gemacht und ist – so wie vor drei Jahren – nochmal mit ihrem damaligen Fahrlehrer Andreas Tontsch ins Auto gestiegen.

Warum muss es ausgerechnet heute schneien? Es hat in keiner der Fahrstunden, wohlgemerkt im Laufe des Winters, geschneit. Bei frostigen Temperaturen hatte ich mich damals auf den Weg zur Fahrprüfung gemacht. Die Theorieprüfung hatte ich locker mit null Fehlern geschafft, aber bei der Praxis war ich noch nicht so sicher – wer will schon beim ersten Mal durchfallen? Ich hatte riesiges Glück, dass der Fahrprüfer den Weg nach Sulz einschlug und ich mich super auskannte. Das Glück währte nicht lange, denn an der nächsten Ampel unterlief mir der erste Fehler: Ich blieb bei Grün stehen. Am Ende der gut 25 Minuten hatte ich es aber doch geschafft und hielt stolz meinen Führerschein in den Händen.

Das war im Januar 2014 – dieses Mal, im Jahr 2017, ist alles anders. Es ist mild und bewölkt, kein Regen in Sicht. Die größte Änderung fällt mir sofort auf: Die Fahrschule hat neue Autos angeschafft. Und so sehe ich mich gleich mit der ersten Hürde konfrontiert: Wo befindet sich eigentlich die Handbremse? Ich bin mindestens genau so aufgeregt wie bei der Prüfung vor drei Jahren. Andreas Tontsch erklärt, dass die gemütliche Testfahrt eine simulierte Prüfung werden würde, mit richtigem Prüfungsprotokoll. Immerhin: Nachträglich durchfallen kann ich nicht.

Die neuen Prüfungen sind Tontsch zufolge fair und modern. Wenn dann doch jemand durchfällt, scheitert es meist am Linksabbiegen im Straßenverkehr oder am Vorbeifahren an Bussen mit Warnblinker, sagt er.

Laut Autobild fallen in Baden-Württemberg 26,7 Prozent der Prüflinge durch. Andreas Tontsch hat eine hohe Meinung von Fahrerinnen, die führen vorsichtiger, auch die Durchfallquote sei bei Frauen geringer. Jungs haben Tontsch zufolge mehr Ehrgeiz, sie proben ihre Fahrkünste und das Parken in engen Parklücken einfach häufiger. "Frauen sind da grundsätzlich etwas ängstlicher", meint Tontsch.

Die Strecke, die er ausgesucht hat, ist gemein. Wir fahren bei der alten Bahnhofstraße auf einen Parkplatz, bei dem es nur so von Einfahrtsverboten wimmelt. Ich meistere die kleinen Gemeinheiten, die er sich aussucht, zum Glück ohne große Probleme. Was mir viel mehr Probleme macht, ist eindeutig die Schaltung. Dauernd lande ich im vierten statt im zweiten Gang und würge auch ein paar Mal ab. Da haben routinierte Fahrschüler auf jeden Fall bessere Chancen. Andreas Tontsch schaut sich meine Bemühungen geduldig an, kann sich ein Lachen aber nicht immer verkneifen. "Der Führerschein ist im Endeffekt der Nachweis, dass eine Basis beim Fahren vorhanden ist. Es ist wichtig, dass so eine Basis vorhanden ist, später weichen eigentlich alle ab", sagt Tontsch.

Wir drehen ein paar Runden durch den Kreisverkehr und landen schließlich in einer Seitenstraße beim Stadtpark. Hier soll ich seitlich einparken. Nach einem kurzen Angstausbruch – Felgen und Reifen kommen gefährlich nah an die Kante des Gehwegs – ist auch das überstanden. Am Ende stehe ich wirklich gut.

Manchmal zeigen die Fahrschüler laut Andreas Tontsch ihre beste Leistung in der Prüfung, manche fahren auf konstantem Niveau – und manche erwischen am Tag X einen schlechten Tag.

An einer gelben Ampel, bei der eine Schwangere die Straße überqueren möchte, halte ich an, obwohl es mir vielleicht noch gereicht hätte. Das finden wohl nicht alle Fahrer hinter mir so toll. Dass Fahrschulautos meistens etwas vorsichtiger unterwegs sind, verzeihen die übrigen Verkehrsteilnehmer meistens schon, glaubt Andreas Tontsch. Die Jüngeren eher als die Älteren. Wahrscheinlich, weil sich die jungen Fahrer verständnisvoll an ihre eigene noch nicht so lange zurückliegende Fahrschulzeit erinnern.

Als wir an der Mauerfeldhalle vorbeifahren, ist es Zeit für die Gefahrenbremsung. Meine letzte Notbremsung liegt so lange zurück wie meine Fahrprüfung. Ich komme zwar zum Stehen, aber Andreas sieht alles andere als glücklich aus. "Du weißt schon, dass Du nur eine Chance bei der Prüfung hast, genauso wie im echten Leben?", fragt er mich kopfschüttelnd. Das war wohl nichts, denke ich mir. Wir probieren es noch mal, beim dritten Anlauf ist er endlich zufrieden.

Am Ende zieht er Bilanz: Bestanden hätte ich wohl nicht. Hauptgrund war die zu lasche Gefahrenbremsung, die kein Prüfer hätte durchgehen lassen. In Zukunft soll ich noch ein bisschen an meiner Verkehrsbeobachtung arbeiten und ein bisschen besser auf die Geschwindigkeitsschilder achten.

Was mich beruhigt, ist ein Geständnis von Andreas Tontsch: Auch er sei schon durch eine Fahrprüfung geflogen, und zwar gleich durch die erste Autoprüfung seines Lebens. Er meint auch, mit einer Fahrstunde vorab hätte ich locker bestanden. Und ein bisschen Glück sei eben auch immer dabei. "Vermutlich würden die wenigsten auf Anhieb bestehen. Je weiter der Führerschein zurück liegt, desto schlechter würde wohl die Prüfung ausfallen", sagt er. Privat kann Andreas den Fahrlehrerblick auch nicht immer ganz abschalten, das spüren vor allem seine Kinder.

Am Ende lässt er mich noch mit der automatischen Einparkhilfe einparken. Aber das ist nicht so mein Ding. Das Denken überlasse ich doch lieber nicht dem Auto – auch wenn mir das vielleicht den einen oder anderen Kratzer ersparen würde.

Ressort: Lahr

Dossier: Jugendredaktion Lahr

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel