Die dunkle Seite des Stadtparks
Woher stammt das Vermögen des Lahrer Kaufmanns Christian Wilhelm Jamm, mit dem er den Stadtpark finanzierte? Dieser Frage ist die Klasse 9d des Scheffelgymnasiums nachgegangen. Die Schülerausstellung ist im Stadtmuseum zu sehen.
Gerold Erb
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Der Erschaffer und ursprüngliche Besitzer der Gartenanlage, der Lahrer Kaufmann Christian Wilhelm Jamm, hatte der Stadt Lahr das Grundstück mit seiner Villa nach seinem Tod im Jahre 1875 vermacht. Wie Jamm jedoch zu seinem großen Vermögen kam, wodurch er in der Lage war, das 4,5 Hektar große Gelände zu kaufen und als Parkanlage im englischen Stil mit einer großbürgerlichen Villa zu bebauen, ist kaum bekannt. Die Schulklasse 9d des Scheffelgymnasiums Lahr hat über ein halbes Jahr lang die Hintergründe recherchiert, wie Jamm mit Zuckerrohranbau in Kuba seinen Reichtum begründete. Eine von den Schülern gestaltete Ausstellung mit umfangreichen Text-, Bild- und Quellendokumenten im Stadtmuseum in der Tonofenfabrik befasst sich ausführlich mit dieser Thematik und wirft unter dem Titel "Unsichtbare Ungerechtigkeiten" ein kritisches Licht auf Jamms Aktivitäten in Kuba. Die vom 13. März bis 21. Mai geöffnete Ausstellung beleuchtet Kubas industrielle Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts als eine Geschichte von Zuckerrohrplantagen, Sklavenarbeit und Maschineneinsatz und zieht Vergleiche zu den Bedingungen für die heutige Produktion von Kleidern in Bangladesch.
Der Erste Bürgermeister der Stadt Lahr, Guido Schöneboom, lobte in seiner Begrüßungsrede bei der Ausstellungseröffnung das außergewöhnliche Engagement der Schülerinnen und Schüler. "Eine Klasse, die Klasse hat." Nicht nur, dass sie bis in die Ferienzeit hinein ihre Recherchearbeit fortsetzte, auch habe die Klasse "Stundenpiraterie" betrieben, indem sie Deputatsstunden anderer Lehrer für ihre Projektarbeit "geklaut" hat. Die Schulleiterin des Scheffelgymnasiums, Antje Bohnsack, bedankte sich in ihrer Ansprache ausdrücklich für das Engagement der Klasse und deren Geschichtslehrerin Gudrun Pischinger. "Danke, dass ihr euch traut, auch die Schattenseiten von Jamm zu beleuchten."
Repräsentativ für die gesamte Schulklasse bedankten sich sieben Schülerinnen und Schüler für die Unterstützung der Schulleitung, ihrer Geschichtslehrerin, der Museumsleitung, der Bürgerstiftung Lahr und der Sponsoren. Einen weiteren Dank sprach einer der Schüler der musikalischen Begleitung aus, die die Ausstellungseröffnung umrahmte und von Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gestaltet wurde. Wie in damaligen Zeiten üblich, betrieb Christian Wilhelm Jamm Hausmusik. "Hausmusik war das Spotify im 19. Jahrhundert", witzelte er. Mit dem Ausruf "Es lebe der Scheffelgeist!" endete die Ausstellungseröffnung unter großem Applaus der Gäste.