Gebäude und ihre Geschichte
Der Lahrer Bergfriedhof ist ein Kulturdenkmal
Der Lahrer Bergfriedhof wurde vor 119 Jahren eingeweiht. Er gilt als ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung.
Fr, 27. Dez 2024, 17:00 Uhr
Lahr
Thema: Gebäude und ihre Geschichte
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Die miteinander verbundenen Gebäude verkörpern unterschiedliche historisierende Stilformen. So ist beispielsweise das Dienstgebäude, ein Fachwerkhaus in Formen der deutschen Renaissance, mit einer gotischen Kapelle verknüpft. Diese Kapelle kann nicht nur mit einer bemerkenswerten Skulptur im Tympanon des Portals aufwarten, sondern beherbergt 1200 Wimperfledermäuse im Dachstuhl. Es handelt sich um das größte Quartier dieser Art in Deutschland, das seit einigen Jahrzehnten von dem Ettenheimer Edmund Hensle betreut wird. Die Wimperfledermaus-Weibchen kommen jedes Jahr in Lahr zusammen, um in der Zeit von April bis Juli ihre Jungen aufzuziehen.
An der Westwand der Kapelle ist eine Sandsteintafel mit folgender Inschrift eingelassen: "In den Jahren 1904 und 1905 zur Zeit der segensreichen Regierung des Großherzogs Friedrich hat die Stadt Lahr unter dem Oberbürgermeister Dr. Altfelix diese Friedhofanlage durch den Stadtbaumeister Nägele nach den Plänen der Architekten Oscar und Johannes Grothe aus Berlin ausgeführt."
Um sich der Entstehungsgeschichte des Baudenkmals Bergfriedhof zu nähern, muss zunächst die über Jahrhunderte in Lahr praktizierte Bestattungskultur erläutert werden: Als sich das Christentum im Abendland als Religion allgemein durchgesetzt hatte, entstanden zahlreiche Kirchen. Um sie herum wurden Friedhöfe als umfriedete Begräbnisstätten angelegt. Die Nähe zu Gott sollte zum Ausdruck gebracht werden.
Die Burgheimer Kirche war früher die Stadtkirche von Lahr, weshalb die Lahrer Toten bis 1492 auf dem dortigen Kirchhof bestattet wurden. Die Leichname wurden auf Karren durch das Obertor auf dem Friesenheimer Weg nach Norden bis zur Kreuzung mit dem Kammweg gebracht. Hier wandte man sich nach rechts in Richtung Burgheim. Das Wegstück von dort bis zur Kirche hieß "Totengäßle".
Als die Stiftskirche nach 1492 zur Stadtkirche wurde, fanden die Lahrerinnen und Lahrer in oder bei der Kirche ihre letzte Ruhestätte. Hochgestellte Personen durften in der Kirche bestattet werden, die übrigen auf dem Friedhof nördlich und östlich der Stiftskirche im Bereich des heutigen Denkmalhofs und des Parkplatzes an der Klostermühlgasse. Wurden bei den Bestattungen Gebeine aus früher angelegten Gräbern gefunden, so wurden diese in dem an den Chor der Kirche angebauten Beinhaus beigesetzt.
Das südlich an die Stiftskirche angrenzende Gelände konnte erst nach dem endgültigen Abbruch des ehemaligen Klosters für eine Friedhofserweiterung genutzt werden. Der Rest des alten Friedhofs an der Stiftskirche, von dem ein Teil in den 1970er-Jahren durch den Bau des Autobahnzubringers abgeschnitten wurde, ist heute zweigeteilt. Nördlich der Stiftskirche liegt der Denkmalhof, südlich davon ein kleines Areal mit rund 100 Grabdenkmälern aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Hier ruhen wohlhabende Lahrerinnen und Lahrer, Bürgermeister, Kaufleute, Beamte, Pfarrer, Heimatdichter und ein General.
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch der erweiterte Friedhof für die schnell wachsende Stadt Lahr nicht mehr ausreichte und eine erneute Erweiterung anstand, stieß man auf erheblichen Widerstand einiger Anwohnerinnen und Anwohner. Die Friedhofsfrage wurde in der Bevölkerung heftig diskutiert. Um das Problem zu lösen, unterbreitete die Stadtverwaltung einen Alternativvorschlag: Man wollte den bestehenden Friedhof an der Stiftskirche erweitern oder eine neue Anlage im Gewann "Schießrain" errichten. Die Kostenberechnung ergab etwa 150.000 Mark für Variante I und etwa 200.000 Mark für Variante II. Gemeinderat und Bürgerausschuss entschieden sich für den Neubau und die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs.
Fristgerecht gingen 45 Entwürfe ein. Im Preisgericht saßen Oberbürgermeister Gustav Altfelix, Oberbaurat Carl Schäfer aus Karlsruhe, dessen architektonische Vorstellungen die letztendlich getroffene Entscheidung maßgeblich beeinflusst hatten, sowie der Freiburger Stadtbaumeister Thoma, Kommerzienrat Otto Stoesser und der Lahrer Stadtbaumeister Nägele. Das Preisgericht trat am 24. November 1903 zusammen und wählte aus den 45 eingereichten Entwürfen sieben in die engere Wahl. Drei davon wurden mit Preisen ausgezeichnet. Aus dem Wettbewerb gingen die Berliner Architekten Oskar und Johannes Grothe als Sieger hervor.
Die Einweihung des neuen Friedhofs fand am Nachmittag des 30. November 1905 im Beisein geladener Gäste statt. Vor dem Haupteingang hielt zunächst Stadtbaumeister Eduard Nägele eine Ansprache und übergab anschließend den Schlüssel an Oberbürgermeister Gustav Altfelix. In der Einsegnungshalle hielt der Oberbürgermeister die Eröffnungsrede. Es folgten Ansprachen von Kirchenrat Friedrich Bauer und Stadtpfarrer Bopp. Vom 1. bis 3. Dezember konnte die Bevölkerung die neue Anlage besichtigen.
Der Bergfriedhof liegt am Fuß des Schutterlindenbergs. Seine Gräberfelder sind terrassenförmig angelegt. Im Osten wurden die Lösshänge bei einer Erweiterung im Jahr 1967 auf einer Fläche von 2,75 Hektar terrassiert und modelliert. 1987 entstand ein Betriebsgebäude mit Werkstätten und Sozialräumen für das Friedhofspersonal. Der Friedhof umfasst heute eine Fläche von etwa sieben Hektar.
Die zahlreichen Treppenanlagen und Mauern aus heimischem Sandstein zeigten im Laufe der Jahrzehnte Verfallserscheinungen, so dass ab 1986 nach einem vom Gemeinderat der Stadt Lahr beschlossenen Sanierungskonzept kontinuierlich Sanierungsarbeiten an den denkmalgeschützten baulichen Anlagen des alten Friedhofsteils durchgeführt werden mussten. Im Jahr 2014 wurde die Treppenanlage am großen Kreuz saniert. In den Böschungen zwischen den Terrassen errichtete man Urnenwände.
Als größter Friedhof der Stadt Lahr verzeichnet der Bergfriedhof jährlich etwa 300 Bestattungen. Die Gesamtanlage bietet bei einer sukzessiven Umgestaltung unter ökologischen Gesichtspunkten Chancen für eine deutliche Erhöhung der Biodiversität in der Stadt Lahr.
1939 wurde ein Krematorium errichtet, das bis 1998 von der Stadt betrieben und dann an einen privaten Betreiber übergeben wurde. Derzeit wird die Übernahme des Krematoriums durch die Stadt diskutiert. Da die Urnenbestattung immer mehr zunimmt, ergeben sich Einnahmemöglichkeiten, die bei der derzeit schwierigen Haushaltslage willkommen sind. Geplant ist die Gründung eines städtischen Eigenbetriebs, der auch Investitionen für einen zeitgemäßen und würdevollen Abschied vornimmt.
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