Der Klang der Seele Norwegens
Ein Höhepunkt in der langen Geschichte der Säckinger Kammermusik-Abende war der Auftritt der Geigerin Ragnhild Hemsing. Sie tauchte den hohen Norden in ein neues Licht.
Jürgen Scharf
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Es war eines der schönsten Konzerte bei den Säckinger Kammermusik-Abenden (SKA), diese Begegnung mit einem authentisch gespielten Edvard Grieg, der sich von der Hardangerfiedel für seinen "Peer Gynt" inspirieren ließ. Den norwegischen Ton in der Musik Griegs vermittelte die vom Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter der belebenden Leitung von Frank Dupree begleitete Violinsolistin in einem auf sie zugeschnittenen Arrangement. Hemsing wechselte zwischen Geige und Fiedel, der sie den charakteristischen nordischen Naturlaut verführerisch entlockte. Gefühlsbetont führte sie mit Natürlichkeit und Ursprünglichkeit durch die Sätze, was sich unmittelbar ins Publikum übertrug.
Von wegen kühler Norden: Die Geigerin legte ihre Seele in diese Musik, spielte emotional, mit großer Empathie und blühendem, warmen Ton. In dem berühmten "Solveigs Lied" in instrumentaler Fassung oder der friedvollen Idylle der "Morgenstimmung" traf sie atmosphärisch den Zauberton. Einige der stilisierten Tanzsätze haben etwas Musikantisches, zeigen Grieg auf dem Tanzboden.
Eine Soloimprovisation hüllte "Ases Tod" in ein besonderes Klanggewand, wobei die tiefen Streicher den Grundton, einen wehmütigen Bordunklang, intonierten. Aus dieser elegischen Stimmung stürzten sich die Solistin und die Orchestermusiker in die rauschhafte Steigerung im Satz "In der Halle des Bergkönigs" und imaginierten die ausgelassene Wildheit der Trolle.
An diesem Abend klangen also die populären und oft sentimental gespielten Peer Gynt-Melodien einmal rauer, farbiger, frischer, urwüchsiger und mehr nach Volksmelodien dank des obertonreichen Klanges der Hardangerfiedel.
Durch das ganze Programm zogen sich Werke mit volkstraditionellen Anklängen wie das "Idyll" von Leos Janácek, eine an Dvorák erinnernde Musik, klangsinnlich interpretiert vom Württembergischen Kammerorchester, das die Facetten dieser Stimmungsbilder und Farben differenziert auslotet.
Das Programm beinhaltete ein ungewöhnliches Repertoire, das viele Elemente verband und von den Heilbronner Gästen, engagiert gespielt wurde. Der Abend begann in kluger Abänderung der Programmfolge mit einem Streicherwerk der zeitgenössischen bulgarischen Komponistin Dobrinka Tabakova als Einstimmung: "Organum Light", eine Verbindung von neuen und altertümlichen Klängen. Rausschmeißer-Qualitäten bekam der erste Teil mit den "Greensleeves"-Variationen des in New York lebenden Schweizer Jazzsaxophonisten Daniel Schnyder – eine für Streicher auskomponierte Improvisation.