Der Blütentisch ist reich gedeckt

Anders als im vergangenen Jahr sind die Bienen dieses Mal recht gut ins Frühjahr gestartet. Imker Bernhard Haar aus Grafenhausen erklärt, warum dies so ist und warum ihm auch Wildbienen nicht egal sind.  

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Bernhard Heer ist zufrieden mit dem St...ür Arbeiterinnen und Drohnen begonnen.  | Foto: Dorothée Kuhlmann
Bernhard Heer ist zufrieden mit dem Start der Bienen in diesem Frühjahr. Die haben bereits mit dem Wabenbau für Arbeiterinnen und Drohnen begonnen. Foto: Dorothée Kuhlmann
Die Honigbienen haben den Winter gut überstanden und sind schon fleißig bei der Nektar- und Pollensuche. "Nachdem das letzte Frühjahr nicht nur aus Imkersicht schlecht war, ist der Start für die Bienen in diesem Jahr bisher gut", sagt Bernhard Heer, langjähriger Imker aus Grafenhausen. Auch den Winter hätten die Bienenvölker gut überstanden.

Im vergangenen Frühjahr sah das ganz anders aus. Regen und Kälte hatten ein Ausfliegen der Honigbienen deutlich eingeschränkt und auch die Völker waren zunächst nicht gewachsen wie sonst um diese Jahreszeit üblich. "Es überwintert ja immer nur die Königin mit einem kleinen Teil des Volkes, den Winterbienen", erklärt Bernhard Heer. Im Frühjahr werden die Arbeitsbienen herangezogen, das Volk wächst sehr stark (von unter 10.000 im Winter auf bis rund 40.000 Bienen im Sommer). Im Mai hatten Bernhard Heer und seine Imkerkollegen im Oberen Schlüchttal ihre Bienenvölker sogar zufüttern müssen.

"Trotz der schlechten Bedingungen hatten wir dennoch eine ordentliche Honigernte", berichtet der Imker. Es war eine Mischung von Blüten- und Waldhonig. Der Waldhonig habe einigen Kollegen allerdings viel Arbeit beschert, denn er hatte einen hohen Anteil des Dreifachzuckers Melezitose. Dieser Zucker, der von Läusen an den Nadelbäumen produziert wird, ist sehr reichhaltig und ergiebig. Im Bienenstock dickt er allerdings sehr stark ein und wird fest, das nenne man "Zementhonig". "Es ist für den Imker sehr mühsam, diesen Honig aus den Waben heraus zu bekommen," erklärt Heer. Er könne auch nicht als Winterfutter im Bienenstock gelassen werden. Der Honig sei für die Winterruhe der Bienen viel zu reichhaltig. Der Bienendarm würde dadurch im Winter überlastet, die Abfallprodukte müssten in der Kotblase gesammelt werden. Im Extremfall stirbt das ganze Bienenvolk im Frühjahr an "Durchfall".

Warum kristallisiert mancher Honig aus? Honig besteht hauptsächlich aus Zuckern und Wasser. Sinkt der Wassergehalt im Honig, wird dieser fester. "Das ist grundsätzlich ein natürlicher Prozess bei naturbelassenem Honig und hängt von der Zuckerzusammensetzung der Honige ab", erklärt Bernhard Heer. Der Glucose-Anteil im Honig sei hierfür entscheidend. Im Blütenhonig ist dieser Anteil höher, und darum tendiert er grundsätzlich eher zum Auskristallisieren. Wird der Blütenhonig gut gerührt, werden die Zuckerkristalle feiner. Es entsteht ein cremiger Honig, der seine Konsistenz langfristig behält. Honigtau- oder Waldhonig ist grundsätzlich flüssiger, da er wenig Glucose enthält.

Den Imkerinnen und Imkern ist der Schutz der Insekten und damit der Wildbienen ein wichtiges Anliegen. "Man kann sagen: Geht es den Wildbienen gut, geht es auch unseren Honigbienen gut", stellt Bernhard Heer heraus. Konnten im letzten Jahr die Imker ihren Völkern mit Zuckerfütterung über die schwierige Zeit hinweghelfen, so geht das bei Wildbienen nicht. Wildbienen und Hummeln sind meist solitär lebend. Sie gründen in der Regel keine Staaten. Während ihrer aktiven Flugzeit von vier bis acht Wochen legen die Weibchen im Boden oder hohlen Pflanzenteilen ihre Eier ab und versorgen die Brut mit Nektar. Der Aktionsradius von Wildbienen beträgt dabei im Gegensatz zu Honigbienen, die im Extremfall bis zu vier Kilometer weit zu einer Nahrungsquelle fliegen können, meist nur knapp hundert Meter bis maximal einen Kilometer.

"Es ist wichtig, dass wir den Wildbienen im Jahresverlauf ein großes Spektrum an möglichst heimischen Blühpflanzen erhalten und anbieten", so Heer. Blühstreifen anlegen, beim Mähen Streifen stehen lassen und im Garten oder auch Blumenkasten ganzjährig insekten- und bienenfreundliche Blühpflanzen pflanzen, seien hilfreiche Maßnahmen. Laut der aktuellen Roten Liste der Wildbienen sind in Baden-Württemberg 16,3 Prozent vom Aussterben bedroht und 48,2 Prozent sind gefährdet. Dieser Trend habe sich in den vergangenen 25 Jahren verstärkt.

Die Imkerei erfreut sich dagegen seit vielen Jahren zunehmender Beliebtheit. 51 Mitglieder zählt der Imkerverein Schlüchttal. Nach 18 Jahren als stellvertretender Vorsitzender und 13 Jahren im Vorsitz hat Bernhard Heer den Posten an Isabella Zwetz abgegeben. Der Erfahrungsaustausch mit regionalem Bezug steht für die Mitglieder im Vordergrund. Fortbildungen und vereinsinterne Treffen mit Leitthemen finden regelmäßig statt.
Schlagworte: Bernhard Heer, Isabella Zwetz, Bernhard Haar
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