Premiere für Veranstaltung

Beim Frühlingsempfang in Seelbach sind das Ehrenamt und eine "Zwangsheirat" die Themen

Die Gemeinde Seelbach blickt optimistisch nach vorn – trotz vieler Herausforderungen. Der erste Frühlingsempfang der Kommune im Bürgerhaus am gestrigen Sonntag ist gut besucht gewesen.  

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Diskussionsrunde mit Bürgermeister Michael Moser, Christian Vögele, Roman Himmelsbach und Anke Doleschal über Ehrenamt Foto: Endrik Baublies
Für die Gemeinde war es ein Novum, den traditionellen Neujahrsempfang jetzt als Frühlingsempfang auf den Sonntag nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn zu verlegen. Für Bürgermeister Michael Moser, der seit einem knappen Jahr im Amt ist, war es die erste Veranstaltung dieser Art. Die Gemeinde hatte im vergangenen Jahr auf den damals noch üblichen Neujahrsempfang ganz verzichtet, da der Wechsel auf dem Posten des Rathauschefs Mitte Februar zu nah mit diesem Event zusammengefallen wäre. Neben der Ansprache von Bürgermeister Michael Moser mit Aus- und Rückblick gab es zwei kurze Podiumsdiskussionen zu den Themen: Welche Bedeutung hat das Ehrenamt? Und wie sieht die – nicht freiwillige – Eingemeindung Wittelbachs vor 50 Jahren heute aus?

Die Ansprache

Moser bezeichnete seine bisherige Zeit als Bürgermeister als "ein Jahr des Ankommens" und des gemeinsamen "Voranschreitens". Trotz der aktuellen Herausforderungen seien "Kreativität und kluge Investitionen" gefragt, die "gezielt Prioritäten setzen". Dazu gehörten Projekte, die entweder die gesamte Gemeinde betreffen oder sogar über die Grenzen Seelbachs hinausgehen. Moser nannte die Erweiterung und Modernisierung des Geroldsecker Bildungszentrums bis zum Ende des Jahrzehnts.

In diesem Jahr sei es gelungen, das Familienbad ohne Einschränkungen zu öffnen. Ein weiterer wichtiger Schritt sei der neue Waldkindergarten Drachenstein gewesen. In Wittelbach werde der Kindergarten so saniert, dass er allen Besuchern auch im Sommer Schutz vor Hitze bietet. Es wird in Wittelbach einen neuen Bolz- und Festplatz geben und der TC Wittelbach hat so Platz für einen dritten Tennisplatz, wie Moser ankündigte. Auf dem Schönberg werden die Gebäude nach und nach an die zentrale Abwasserversorgung in Biberach angeschlossen.

Das Ehrenamt

Ehrenamtliches Engagement ist unerlässlich und kann sehr unterschiedlich sein. Christian Vögele (Kommandant der Feuerwehr in Seelbach) Roman Himmelsbach (einer der Vorstände des Musikvereins Wittelbach), und Anke Doleschal (als Pfarrerin der Katharinenkirche für die evangelischen Christen im gesamten Schuttertal zuständig) beleuchteten das in einer kurzen und sehr präzisen Diskussion.

Ein Unterschied zuerst: Die Freiwillige Feuerwehr ist eine Pflichtaufgabe jeder Gemeinde, auch wenn die Kameraden in Seelbach alle ehrenamtlich im Einsatz sind. Andere Vereine wie die Musiker in Wittelbach und die Arbeit in einer Kirche profitieren zur Gänze oder hauptsächlich vom Ehrenamt. Das gilt sicher auch für die Zukunft. Das Ehrenamt werde weitergehen, wenn es ein Netz gebe, welches das Ehrenamt trägt, ergänzte die Pfarrerin. Himmelsbach regte an, dass man das Ehrenamt leichter für alle gestalten sollte. Darin waren sich alle einig: Zuviel Bürokratie und Vorschriften schaden jeder Art von Ehrenamt.

Vernunftehe statt Liebesheirat

Wittelbach ist zum 1. Januar 1975 ein Teil der neuen Gemeinde Seelbach geworden. Dieses Datum war der Stichtag, zu dem eine Gemeinde im Land, die sich nicht freiwillig der Kommunalreform angeschlossen hatte, per Gesetz die Selbstständigkeit verlor. Wolfgang Miessmer hat vor 50 Jahren als Zeitzeuge (Seelbacher Gemeinderat und später Wittelbacher Ortschaftsrat) die Kommunalreform miterlebt und mitgestaltet.

In der zweiten Diskussionsrunde blickte der pensionierte Lehrer und Mundartautor zusammen mit Werner Göhrig, amtierender Ortsvorsteher von Wittelbach, zuerst auf die Eingemeindung zurück. Miessmer erinnerte daran, dass Wittelbach mit damals 300 Einwohnern "einfach zu klein war". Da hätten alle vorhandenen Vorbehalte nichts genützt. Miessmer schätze auf dem Podium, dass die "Zwangsheirat Seelbach – Wittelbach" damals einen Nachteil von einer Million Mark (500.000 Euro) ausgemacht habe. Da die Eingemeindung per Gesetz erfolgte, profitierte der neue Ortsteil nicht von dem Geldsegen, den das Land damals allen "Liebesheiraten" versprochen hatte.

Einig waren sich Göhrig und Miessmer, der die Eingemeindung damals übrigens befürwortet hatte, dass der Zusammenschluss aus heutiger Sicht nur Vorteile gebracht hat. In Wittelbach sei das Haus am Alten Bantlehof da ein sichtbares Zeichen.

Die Gäste und die Stimmung

Der Empfang, den die Wittelbacherin Tamira Himmelsbach mit Gesang und am Klavier musikalisch begleitet hat, dauerte gut 90 Minuten. Aufgrund der Art, wie er gestaltet wurde, verging die Zeit im Nu. Ein Defilee am geplanten Beginn um 11 Uhr sorgte für die obligatorische Viertelstunde Verspätung. Kurz vor 13 Uhr dankte Moser allen Beteiligten, und die Sängerin hatte das letzte Wort. Ein Frühlingsempfang hat den Vorteil, dass die Gäste es – wie am gestrigen Sonntag – auch im Freien aushalten konnten. So verteilten sich die meisten Besucher anschließend im Saal, im Foyer und im Klostergarten. Den Ausklang mit guten Gesprächen, den sich der Bürgermeister gewünscht hatte, nutzen die meisten der Besucher gerne und ausdauernd aus. Es waren, neben vielen Einwohnern, Vertreterinnen und Vertreter aus Bundes- und Landsepolitik, Bürgermeister der Umlandgemeinden, Gemeinderäte, Ortsvorsteher sowie Ortschaftsräte und viele Vertreter der Vereine gekommen.
Schlagworte: Michael Moser, Wolfgang Miessmer, Tamira Himmelsbach
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