Zusammenhalt hat in der Pandemie stark gelitten
Eine repräsentative Umfrage des Deutschen Caritasverbandes zeigt einen eklatanten Verlust von Vertrauen in die Politik.
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Es gebe großartige Beispiele gelebter Solidarität ebenso wie ausgebrannte Pflegekräfte, verzweifelte und verängstigte Jugendliche und Unfrieden in Belegschaften wegen der Impfquote, so Welskop-Deffaa. Einig seien sich die Befragten laut der repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa aber in der Frage, was den Zusammenhalt stärken kann. An erster Stelle steht dabei der Respekt mit 85 Prozent, gefolgt von Solidarität und gerechten Chancen mit jeweils 68 Prozent und soziales Engagement mit 61 Prozent. "Es gibt einen breiten Grundkonsens über die Werte, die unseren Zusammenhalt als Gesellschaft fördern", konstatierte Welskop-Deffaa.
Diese Werte, für die die Caritas seit 125 Jahren stehe, seien demnach höchst aktuell und sollten nun im Jubiläumsjahr mit der Kampagne #DasMachenWirGemeinsam gestärkt werden. "Hauptamtliche und Ehrenamtliche, Jüngere und Ältere, Christen und Muslime, Fromme und Zweifelnde", so die Caritas-Präsidentin, setzten sich in den mehr als 25 000 Einrichtungen und Diensten des Verbandes gemeinsam für Gerechtigkeit ein.
Als aufschlussreich erwies sich bei der Erhebung die Frage nach den Institutionen, die den sozialen Zusammenhalt in der Pandemie fördern. Vereine und Verbände stehen dabei mit 67 Prozent Zustimmung an erster Stelle, dicht gefolgt von Anbietern sozialer Hilfen von der Schuldnerberatung über das Jugendhaus bis zum Obdachlosentreff mit 60 Prozent. Die Rolle der Bildungseinrichtungen in der Pandemie wertet immerhin knapp die Hälfte der Befragten positiv. Klassische Medien (33 Prozent), soziale Medien (24 Prozent), Kulturangebote (21 Prozent) und die Politik (31 Prozent) hingegen tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Augen der meisten Menschen nichts bei. Unterschiede zwischen Ost und West fielen dabei besonders ins Auge, so Eva Maria Welskop-Deffaa. Während im Westen 63 Prozent der insgesamt 2 000 Befragten die Angebote sozialer Hilfen als wichtig für den Zusammenhalt bewerten, sind es im Osten nur 45 Prozent. "Das verweist auf eine Ungleichheit der Lebensverhältnisse, auf eine Nichtverfügbarkeit sozialer Infrastruktur im Osten, die uns nicht gleichgültig sein kann", sagte sie.
Schlüsselt man die Ergebnisse nach dem Alter der Befragten auf (siehe Grafik), so empfinde sie es besonders bedrückend, dass die Politik als Förderer von Solidarität bei jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren mit 17 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Platz landet. "Die jungen Menschen fühlen sich durch die Corona-Maßnahmen mit ihren Bedürfnissen nicht gesehen oder zurückgesetzt", lautete Welskop-Deffaas bitterer Befund. Und sie fürchtet: "Der mit diesem Vertrauensverlust verbundene Kollateralschaden wird uns noch lange als politischer Schatten begleiten."
Gefragt, ob sie eine Abwanderung von Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen der Caritas nach Einführung einer Impfpflicht erwarte, äußerte die Caritas-Präsidentin genau diese Sorge. Sie habe daher schon früher gefordert, eine einrichtungsbezogene mit einer allgemeinen Impfpflicht zu verknüpfen. Doch das sei nun zu spät. Sollten vermehrt Pflegekräfte kündigen, müsse hier nachgesteuert werden.