Fudders App-Check
Zu wenig Männer in der feministischen Dating-App
Eine App will das Kennenlernen im Internet revolutionieren. Bumble preist seinen feministischen Ansatz – nur Frauen können den ersten Schritt machen. Wir testen die App.
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Bumble will, dass Frauen als Person und nicht als Objekt gesehen werden. Der Slogan heißt: "Die Spielregeln neu definiert". Auf ihrer Webseite schreiben die Gründerinnen – eine von ihnen ist die Ex-Freundin des Chief Marketing Officer von Tinder – dass Frauen immer wieder Probleme mit aufdringlichen Nachrichten haben. Das soll sich ändern.
Bumble funktioniert fast wie Tinder. Der wichtige Unterschied ist: Hier entscheidet die Frau. Männer können Frauen zwar liken, aber nicht als Erste anschreiben. Ein Bekannter von mir findet das gut: Endlich werde Männern die Last abgenommen, immer den ersten Schritt zu machen, ein "Kampf gegen unser verkrustetes Geschlechterdenken". Das System verhindert zumindest, dass Männer wahllos Frauen mit aufdringlichen Nachrichten bombardieren. Aber auf Tinder wie auch Bumble, das sollte man nicht vergessen, ergibt sich ein Chat erst, wenn beide Seiten interessiert sind.
Also der Selbstversuch: Ist Bumble wirklich feministisch? Das große Manko der App ist der Männermangel. Als ich die App zum ersten Mal teste, ist nach etwa zwanzig Männern Schluss. Auch eine Freundin, tinder-erfahren und neugierig, schreibt mir kurze Zeit später: "Denen sind jetzt aber schnell die Männer ausgegangen!" Zumindest in Deutschland scheint Bumble noch nicht bei allen dating-willigen Singles angekommen. Bei Tinder ist das anders, die Auswahl ist riesig. Liegt das nur daran, dass Bumble noch relativ neu ist? "Ich finde es besser, wenn beide schreiben können", sagt einer der Männer, die ich frage. Nicht jeder ist gern auf die Frau angewiesen. Nach einem Match hat eine Frau bei Bumble 24 Stunden Zeit, einen Chat zu starten. Tut sie das nicht, verfällt die Verbindung. Männer dürfen nur eine Verlinkung pro Tag um weitere 24 Stunden verlängern. Meine Freundin ist genervt vom System: "Ich lasse mich sowieso lieber anschreiben."
Beide Apps leben von zwei Fragen: Wer ist in meiner Nähe, und ist er heiß? Vielleicht tut es uns wirklich gut, die Frauen mal zum ersten Schritt zu zwingen. Was aus einem Match wirklich wird, ist aber sowieso abhängig von den Menschen, und nicht von der Plattform, über die man sich kennenlernt.
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