Wenn die Band nach Hause kommt
Die Musiker rücken bei den Gastgebern zu Hause an, wählen die Lieder und werden mit Hutgeld belohnt. Und das Publikum? Genießt das Sofakonzert von Gallagher’s Nest.
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Die Organisatoren Matt und Lisa Woosey, die vor kurzem aus ihrem Gallagher’s Nest in Münchweier ausziehen mussten und nun übers Internet die Organisation von Sofakonzerten anbieten, buchen Musiker, beraten und bringen Getränke mit. Die Gastgeber sind Menschen, die eine Geburtstagsfeier, eine Hochzeit oder einfach nur einen Tag mit Freunden planen. Sie bereiten den Veranstaltungsort vor und räumen hinterher auf. Die Gäste werden durch den Newsletter von Gallagher’s Nest informiert, melden sich auf deren Homepage für das Konzert an und bringen etwas fürs Buffet mit: süß oder salzig.
Und die Musikerinnen und Musiker kommen auf eigene Kosten und spielen anderthalb Stunden vor einem relaxten Publikum, sind frei in ihrer Liedauswahl und nehmen 70 Prozent des Hutgeldes mit nach Hause. "Wenn jeder etwa zehn Euro gibt, dann reicht das für die Gage, An- und Abfahrt", sagte Matt.Die restlichen 30 Prozent gehen in die Organisation und werden gespendet an Save the Children, eine weltweit agierende Kinderrechtsorganisation.
Der Zeitplan am Sonntag sieht wie folgt aus: 10 Uhr Eröffnung mit Brunch, 11 bis 12.30 Uhr Konzert, und bis 13 Uhr Ausklang. Ben Kutta aus Düsseldorf war mit seiner Querflöte und ein paar technischen Geräten angereist. "Ich habe zuvor ein paar Tage Urlaub bei meiner Freundin in Freiburg gemacht und freue mich, heute hier aufzutreten", sagte er zur Begrüßung. Im Garten der Familie Kurc beanspruchte der Musiker etwa einen Quadratmeter Platz, hatte die Sonne im Gesicht und fing gleich an, Liedsequenzen auf seine Looping-Station aufzuspielen. Melodien und gepustete Beats, die ein Schlagwerk oder Begleitmusiker ersetzen. Per Pedal könne man mehrere Klangstrecken, die sich wiederholen, gleichzeitig abspielen, erklärte er den Zuhörern.
Der rauchige Klang der Querflöte weckte eventuell noch Langschläfer in der Nachbarschaft und begleitete die Hennen beim Eierlegen. Jedenfalls gackerte es zufrieden aus dem Hühnerstall. "Idylle pur", freute sich Ben Kutta. "Die Gegend hier fühlt sich für mich extrem entspannt an, gegen die Großstädte in NRW."
Kutta, der klassische Musik studiert hat, spielte eigene Melodien über die Weiten Kanadas, wechselte zum Blues und zu Stücken im Stil der Renaissance. Nach der Spielweise von Jethro Tull setzte er die Flöte ein, um Melodien mit Lauten und Beats zu strukturieren.
Gastgeberin Ann-Kathrin Kurc sagte, sie habe sich im Januar bei Matt gemeldet und zunächst eine private Veranstaltung ausrichten wollen. Dann seien zu Freunden und Bekannten Arbeitskollegen und Nachbarn auf der Liste gelandet, und so habe sie mit ihrem Mann entschieden, die Veranstaltung gleich öffentlich zu machen. Das geht, indem Matt und Lisa Woosey, so wie sie die Anmeldungen einst für Gallagher’s Nest organisiert haben, per Online-Anmeldung entweder die genannten Personen für eine Privatparty einladen oder per Newsletter das Konzert öffentlich machen und es etwa auf 35 Personen limitieren, je nachdem wie viel Platz die Gastgeber haben. Ann-Kathrin Kurc hat damit gerechnet, dass es Aprilwetter geben könnte und zunächst im Partyraum geplant. Spontan wurde die Veranstaltung wegen des sonnigen Wetters nach draußen verlegt.
Gekommen sind am Sonntag 30 Gäste von neun bis 70 Jahren. Manche sind mit dem Rad aus Herbolzheim angefahren, andere vom Kaiserstuhl und die neuen Mieter im Haus freuten sich ebenfalls über das Ambiente. "Wir haben vor dem Gallagher’s Nest mit Sofakonzerten begonnen und nutzen das Format jetzt, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben", sagte Matt Woosey. Mittelfristig suchen er und Lisa aber eine neue Location, um an das erfolgreiche Format in Münchweier anzuknüpfen.