Tiefe Blicke in die Augen des Gegenüber
"Same Eyes – Different Stories” heißt das Ausstellungsprojekt, mit dem die Kultur-AG des Scheffel-Gymnasiums zwei Wochen lang die Aula der Schule bespielt. Zur Vernissage gab es ein spannendes Experiment.
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Bei der Vernissage stellten die Jugendlichen zudem "The artist is present" nach, eine der bekanntesten Performances der Künstlerin Marina Abramovic. Dabei saß Abramovicćüber 700 Stunden lang an einem Tisch, um insgesamt 1500 ihr gegenübersitzenden Menschen in die Augen zu schauen. Die Scheffel-Schüler teilen sich die Aufgabe etwa im Viertelstundentakt und der Besucherzuspruch war überschaubar, aber auch dann ist es noch ein spannendes und durchaus anstrengendes psychologisches Experiment. Das sagen auch die Besucher, die daran teilnehmen, darunter Lehrkräfte und Schulleiterin Antje Bohnsack. Diese halten den Selbstversuch unterschiedlich lange aus. Blinzeln darf man, aber nicht reden und nicht wegschauen. Ein Kind im Grundschulalter erweist sich als Ausdauertalent, ein Lehrer dagegen hält der Intensität des Blickkontakts nur kurz stand.
Aber was sieht man eigentlich im Auge des anderen? Bei den Fotos wird klar, dass man aus den wenigen Anhaltspunkten, die der Betrachter hat – Sommersprossen, Wimperntusche, helle oder dunkle Haut – Annahmen trifft, die völlig daneben liegen können. In den Lebensgeschichten, die sich dann digital eröffnen, erweist sich, dass praktisch alle einen Migrationshintergrund haben. Eltern aus Ostpreußen gehören dazu, Großeltern aus Russland, oder die eigene, erst wenige Jahre alte Fluchtgeschichte. So berichtet Bana von ihrer dramatischen und gefährlichen Flucht aus Syrien 2015. "Das haben wir in der AG nicht gewusst", erklärt Jennifer Haller, das Projekt habe durch die Geschichten auch auf die Gruppe selbst zurückgewirkt.
"Wir hatten keine Probleme, Leute zum Mitmachen zu bekommen", erklärt Schülerin Karina Dannecker. Die AG-Mitglieder waren dabei, und auch einige Lehrkräfte gaben Auskunft. Die Herkunft aus verschiedenen Kulturen wird ganz grundsätzlich als positiv gewertet, sogar dann, wenn die Personen offenem Rassismus ausgesetzt waren. Neben dem Essen und der Sprache, die in puncto Identifikation und Verbundenheit eine große Rolle spielen, kommt häufig die Religion – von Bahai über jesidisch bis armenisch-apostolisch – zur Sprache. Stolz auf die eigene Kultur wird oft genannt, aber mindestens genauso oft wird erwähnt, dass es – anders als in vielen Herkunftsländern – in Deutschland möglich ist, diese auch zu leben.
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