Heimkommen
Tief verwurzelt im Schwarzwald
Verlagsthema Viktoria Fuchs vom Hotel-Restaurant Spielweg in Münstertal ist herzlich, quirlig und heimatverliebt. Zusammen mit ihrer Schwester führt sie den Familienbetrieb und ist preisgekrönte Köchin.
Mo, 23. Dez 2024, 9:54 Uhr
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Thema: Heimkommen
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Beim morgendlichen Gespräch in einer Sitzecke des Hotels, in dessen Küche die vielgelobte Köchin gemeinsam mit ihrem Mann Johannes das Sagen hat, winkt Viktoria Fuchs immer wieder in Richtung Eingang des liebevoll dekorierten Hauses. "Guten Morgen", "hallo" und "wie geht`s?", grüßt sie, wenn dort die Tür aufgeht. Viktoria Fuchs ist tief verwurzelt in diesem Familienbetrieb, den sie seit 2023 zusammen mit ihrer Schwester Kristin Hendrik-Fuchs in der sechsten Generation auch führt.
Viele der Mitarbeitenden kennt die heute 34-Jährige schon seit Jahren, zum Teil schon von Kindesbeinen an. Deshalb war es für sie immer schon sonnenklar, dass sie irgendwann aus der Ferne nach Hause zurückzukehren würde. Vor etwa zehn Jahren kam dieser Schritt dann aber doch ziemlich überraschend. Damals erkrankte Viktorias Vater Karl-Josef Fuchs schwer. Das gab den Impuls für eine schnelle Heimkehr. Ohne groß Federlesen zu machen, siedelte Viktoria Fuchs zurück in den Schwarzwald, seither wirbelt sie am Herd der Spielweg-Küche.
Aber von Anfang an: Viktoria Fuchs verbrachte von klein auf viel Zeit im Hotel und vor allem in der Küche. "Ich konnte noch gar nicht richtig sprechen, habe da aber immer zugeguckt und alle genervt. Und irgendwann war klar, ich wollte ’Kocher’ werden wie mein Vater". "Kocher", schmunzelt sie, weil sie damals Köchin nicht richtig habe sagen können.
Aus dem "Kocher" wurde dann auch tatsächlich eine Köchin, eine die nach ihrer Ausbildung im mit zwei Sternen dekorierten Hirschen bei Douce Steiner in Sulzburg der Heimat zunächst den Rücken kehrte. Sie kochte in verschiedenen Sterneküchen in Deutschland (zum Beispiel in Hamburg) und in Österreich, hatte dabei jedoch immer auch ein bisschen Sehnsucht nach der Heimat.
Sonst hätte sie nicht viele ihrer Urlaube zu Hause im Münstertal verbracht. Spazierengehen am Hausberg Branden, am Schauinsland oder Belchen und dabei die Jahreszeiten bewusst erleben.
Gut essen und trinken, badischen Wein, auch viel schwarzen Kaffee. Mit der Familie und mit Freunden gemeinsam am Tisch sitzen, fröhlich sein und die Momente genießen. Weinfeste besuchen. Die mit Herz dekorierten Lauben dort bewundern und die Rebensäfte der Region im geschmackvollen Stielglas probieren. Badische Gastronomie vom Flammenkuchen bis zur Sterneküche genießen. Als Mitglied der Münstertäler Zunft der Belchengeister und Chäsliwieber die traditionelle Schwarzwälder Fasnacht feiern. Und, und, und.
Das alles war für Viktoria Fuchs während ihrer Wanderjahre, wenn sie zwischendurch nach Hause kam, wichtig und ist es heute noch. Daraus zieht sie ihre Energie, ihre gute Laune, ihre Zufriedenheit und die Kreativität in der Küche. Ihre Kochkunst wurde immer wieder mit Preisen belohnt. Erst kürzlich wurde ihr der renommierte Schlemmeratlas-Award von Varta und der Titel "Köchin des Jahres 2024" verliehen.
Als erdverbunden, traditionsbewusst und trotzdem offen für die Einflüsse aus aller Welt wird die Küche von Viktoria Fuchs in der Laudatio von Varta beschrieben. Das spiegelt sich in ihrer Küche wider. Es gibt viel Wild, weil der Ehemann Johannes und der Vater, auch viele Freunde, leidenschaftliche Jäger sind. Es werden die hochwertigen Fleischstücke der Tiere, die getötet werden müssen, verwertet, aber immer alles andere auch. Anfallende Wildreste zum Beispiel finden in hausgemachter Wildwurst Verwendung.
Es ist die erklärte Philosophie von Viktoria Fuchs, dass man respektvoll mit den Produkten umgehen und sie komplett nutzen sollte. Es gibt auf der Spielweg-Karte beim Wild deshalb nicht nur Hirschrücken und Rehschnitzel, sondern auch Hirschherzen oder Wildblutwurst. Und es werden natürlich auch andere Gerichte als Wild serviert – geschmortes Kalbsbäckle und Spanferkel zum Beispiel oder Forelle und Loup de Mer. Manche Speisen sind traditionell mit klassischen Zutaten, die meisten jedoch mit asiatischen Aromen kombiniert. Diese exotischen Einflüsse faszinieren Viktoria Fuchs und führen zu teilweise ganz ausgefallenen Kreationen, die aber allesamt gut ankommen bei den Gästen. Massaman-Curry mit Schwarzwälder Weidelamm etwa. Oder die Wildschwein-Dim Sum. Die sind fast schon so etwas wie ein Klassiker im Spielweg.
Dass Viktoria Fuchs bei Kochshows im Fernsehen auftritt, hat etwas mit Marketing zu tun, wenn man Menschen auf das doch etwas abseits liegende Hotel-Restaurant im Münstertal aufmerksam machen will. Aber auch mit jeder Menge Spaß daran. Unkompliziert, unaufgeregt, fast schon ein bisschen burschikos und unglaublich authentisch flimmert Viktoria Fuchs bei den verschiedenen Formaten in die heimischen Wohnzimmer. Im schlagfertigen Kochduell mit Fernsehkoch Tim Mälzer zum Beispiel: "Köche sind ein bisschen so", sagt sie und ist auch ein klein wenig stolz darauf.
Genauso wie auf ihr neues Kochbuch. "Halb so wild" heißt es und ist erst vor wenigen Wochen erschienen. Es präsentiert eine Küche für den kleinen und großen Hunger, mit halb so viel Aufwand und nicht nur mit Wildgerichten wie beim Vorgängerband "Fuchsteufelswild". Es enthält Rezepte für Klassiker aus dem Spielweg, außerdem für asiatisch und mediterran inspirierte Speisen sowie für köstliche Desserts. Allesamt gut nachzukochen.
Und es ist eine Liebeserklärung an das traditionsreiche Hotel-Restaurant, das sich längst in die Zukunft aufgemacht hat, an die Familie, an die Menschen im Unternehmen. Von Vertrautheit spricht Viktoria Fuchs, wenn sie über diese Beziehung zum Betrieb, zur Familie und zur Heimat spricht. Auch von der Bedeutung des gemeinsamen, verbindenden Essens, wenn die Familie immer um 11 Uhr morgens und um 18 Uhr abends miteinander isst. Jetzt an Weihnachten wird das Familienleben besonders gepflegt und – seit es kleine Kinder gibt – intensiver als früher erlebt. Viktoria Fuchs und ihr Mann haben mittlerweile die neun Monate alte Tochter Clara, dazu gibt es die drei Kinder der Schwester und deren Mann Daniel. "Ein langer Holztisch, der unter der Last leckerster Speisen fast zusammenbricht, die Kinder toben, der Hund (ein Australian Sheperd mit Namen Pinot) springt dazwischen. Es wird laut gelacht, viel geredet, getrunken und natürlich hervorragend gegessen", so beschreibt Viktoria Fuchs diese Tafelrunden.
An Weihnachten wird es – zumindest an den freien Tagen – neben ausgedehnten Spaziergängen solche Essen geben. An Heiligabend mit einer knusprigen Ente. Nebst Rotkohl und Knödeln und einem tollen Wein. Klingt nicht nur wunderschön und romantisch, sondern ist es auch und typisch für das Vier-Generationen-Haus der Familie Fuchs. Das ist ebenfalls ein Aspekt der Heimat und gibt Viktoria Fuchs das gute Gefühl, genau am richtigen Ort zu Hause zu sein.
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