Tabak, Schlossberg, Schrebergärten

Der Sagenrundweg führt zu malerischen Landschaften rund um Mahlberg und möglicherweise in ein Museum.

Wanderrunde in der Ortenau: Aussicht v...terwegs auf den Mahlberger Schlossberg | Foto: Silke Kohlmann — 1/3
Wanderrunde in der Ortenau: Aussicht von unterwegs auf den Mahlberger Schlossberg Foto: Silke Kohlmann

Baumriesen säumen den Weg. | Foto: Silke Kohlmann — 2/3
Baumriesen säumen den Weg. Foto: Silke Kohlmann

Am Schlossberg in Mahlberg | Foto: Silke Kohlmann — 3/3
Am Schlossberg in Mahlberg Foto: Silke Kohlmann

Charmanter kann der Beginn einer Wandertour nicht liegen: im Schatten der Schlosskirche von Mahlberg, mit Blick auf historische Fachwerkfassaden und überragt von den leuchtend gelben Mauern des Schlosses. Der Mahlberger Schlossberg ist ein echtes Schmuckstück. Auch wenn das Schloss selbst bewohnt und nicht öffentlich zugänglich ist: Zu seinen Füßen breitet sich ein wunderbarer Platz aus. Mittendrin die Rokoko-Kirche mit ihrem filigranen Turm und dem Uhrengiebel, rundherum Bürgerbüro, Rathaus und der Landgasthof Sonne. Wer dem Sträßchen oberhalb der Kirche ein paar Schritte folgt, gelangt bis zum Burgtor und genießt zudem einen herrlichen Blick in die Ebene.

Unsere Tour startet jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Noch am Platz finden wir den Wanderwegweiser in Form eines weißen Gespensts, der alle Informationen zum Sagenrundweg Schlossberg bereithält. Auf der Stauferstraße wandern wir nach Westen und passieren an ihrem Ende die Bundesstraße B3. Links der Kreuzung führt ein Feldweg hinein ins Grüne. Ein Blätterdach schließt sich über unseren Köpfen.

Der Boden ist weich vom letzten Regen, die Luft feucht, die ersten Mücken schwirren um unsere Beine. Bald schon öffnet sich das Gelände, ein leichter Wind streicht über uns hinweg und vertreibt auch die Insekten. Unser Weg zweigt links ab, führt dann als schmaler Pfad zwischen Häusern und Gärten am Rande von Kippenheim entlang.

Rosen blühen, Schmetterlinge fliegen – das ist ein Weg zum Runterkommen und Genießen. Schließlich gelangen wir an den Mühlengraben. Der Bach plätschert leise durch dicke Teppiche aus Wasserlinsen, die pinken Blüten des Blutweiderichs setzen bunte Farbtupfer ins Grün. Ein paar Schritte folgen wir dem Wasserlauf, dann biegen wir links ab und gelangen zum historischen Mühlstein an der Schmieheimer Straße.

Bei der Bushaltestelle führt unser Weg rechts die Anhöhe hinauf, verlässt bald den Ort und bietet oberhalb der Häuser einen herrlichen Blick Richtung Rheintal. Schrebergärten und Reben säumen den Weg, mal streckt sich ein Kirschbaum kräftig in die Höhe, mal wirft ein Walnussbaum seinen Schatten. Und zwischendrin entdecken wir immer wieder den Mahlberger Schlossberg mit den strahlend-gelben Schlossmauern. Im Ortskern von Kippenheim passieren wir das Rathaus und erreichen über die Haupt- und Brunnenstraße schließlich jene Straße, die nach Bernhard von Clairvaux benannt ist. Warum? Der mittelalterliche Abt hat in Kippenheim 1146 zum zweiten Kreuzzug gegen die Ungläubigen aufgerufen.

Durch Wiesen und Felder erreichen wir von hier aus wieder Mahlberg und wandern auf der Unterburgstraße zum Oberrheinischen Tabakmuseum. Wer sonn- oder feiertags unterwegs ist, kann hier einiges über die Geschichte der Tabakherstellung in der Region lernen. Untergebracht ist das Museum in einer ehemaligen Zigarrenfabrik und einem Tabaktrockenschopf. Spannend: Die im Dreißigjährigen Krieg durchziehenden Soldaten haben wohl das Rauchen an den Oberrhein gebracht. Die ersten Tabakfabriken entstanden zunächst bei Basel, später in Straßburg und Pforzheim und schließlich legte 1774 Carl Ludwig Lotzbeck mit seiner Schnupftabakfabrik in Lahr den Grundstein für den Tabakanbau und seine Verarbeitung in der Region.

Skurril: Das Museum beherbergt einige Raritäten hinter Glas, darunter einen dicken Rauchstängel des kubanischen Revolutionärs Fidel Castro und eine Zigarettenschachtel von Helmut Schmidt, ehemaliger Bundeskanzler und leidenschaftlicher Raucher. Aber auch Nichtraucher finden hier viel kulturgeschichtliches Wissen. Über uns thront nun wieder das Schloss auf dem Berg, Zeit hinaufzuschnaufen und sich in der Kirche eine kühle Ruhepause zu gönnen oder im Landgasthof Sonne mit badischer Kost verwöhnen zu lassen.

INFO

Länge: sechs Kilometer, 105 Höhenmeter, circa 1,5 bis zwei Stunden Gehzeit. Startpunkt: Schlossberg Mahlberg, Rathausplatz 2 oder Rathaus Kippenheim, Untere Hauptstraße 4, Infos unter https://mehr.bz/sagenrunde Das Oberrheinische Tabakmuseum hat schon Wintersaison und ist wieder ab 1. Mai an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Ressort: APA