Verein "Die Brücke"
Positive Bilanz der ambulanten Krisenbegleitung in Lahr
Der Lahrer Verein "Die Brücke", eine Hilfsgemeinschaft für Menschen in psychischer Not, hat im Vorjahr ein neues Projekt auf den Weg gebracht. Die ersten Monate waren erfolgreich.
xwgr
Mi, 13. Jul 2022, 8:40 Uhr
Lahr
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Michael Goetz-Kluth war 35 Jahre lang beim sozialpsychiatrischen Dienst in Lahr tätig und Mitbegründer des Vereins "Die Brücke". Ein Vorbild für seinen Behandlungsansatz sieht er im finnischen Modell "Need Adapted Treatment", sprich einer einer bedürfnisangepassten Behandlung. Dabei werden Bezugspersonen wie Familie und Freunde einbezogen. Im Wohnumfeld der Betroffenen bietet das Team Hilfe bei akuten Krisen an.
Michael Goetz-Kluth
"Die Psychiatrien sind überfüllt und psychische Krankheiten werden häufig mit Medikamenten behandelt", so Goetz-Kluth. "Es kommt auch vor, dass Patienten erst dort traumatisiert werden." Daher wolle der Verein Betroffenen einen Klinikaufenthalt ersparen. Er setze auch möglichst wenige Psychopharmaka ein. Mitarbeiterin Amina Karam ergänzte: "Viele werden in der Psychiatrie versorgt, weil es keine Alternativen gibt. In vielen Fällen ist ein Klinikaufenthalt gar nicht notwendig." Mitarbeiterin Katrin Exner wies darauf hin, dass lange Wartezeiten für die Einweisung und ein fehlender Ansprechpartner dazu führen könnten, dass die jeweilige Krise immer heftiger wird.
Manche Betroffenen bleiben nur, bis sie Anschluss an das bestehende Netz bekommen, manche bleiben auch länger. Aktuell nutzen sechs Personen das Angebot der ambulanten Krisenbegleitung des Lahrer Vereins. "Es werden wesentlich bessere Ergebnisse erzielt als bei der stationären Behandlung", so Goetz-Kluth im Bezug auf das finnische Modell. "Betroffene fühlen sich gut aufgenommen, es gibt nur selten Rückfälle und die Integration in die Arbeitswelt funktioniert besser." Diese seien Gründe für den Verein gewesen, den Ansatz aufzugreifen.
Ein halbes Jahr dabei ist ein junger Mann, der nach dem Studium und während der Pandemie isoliert im eigenen Zimmer bei den Eltern lebte. Diese waren verzweifelt. Als Christian Grunwald, ein Psychiatrieerfahrener, ihm von seinen eigenen Erfahrungen berichtete, habe er sich weitaus mehr geöffnet als im Gespräch mit den Profis, erzählte Goetz-Kluth. Vorstandsmitglied Ralph Dürr betonte daher auch die Wichtigkeit, Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen zu haben. "Wir gingen spazieren", erinnerte sich Grunwald, "und haben über alltägliche Dinge wie den Freundeskreis gesprochen." Mit der Zeit habe der junge Mann sich positiv entwickelt und angefangen, Bewerbungen zu schreiben.
Goetz-Kluth wünscht sich, irgendwann aus dem Niveau der Selbstfinanzierung herauszukommen. "Dazu müssen wir einen Kostenträger finden", sagte er. Bisher finanziert sich das Projekt aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Für Zuwendungen seien sie sehr dankbar, wie Goetz-Kluth und Dürr immer wieder betonten.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ