Fahrrad- und Carsharing
In Schwanau kommen Mobilitätsstationen – trotz einiger Skepsis
Do, 26. September 2024, 09:30 Uhr
Schwanau
Der Gemeinderat hat sich mit dem Baubeschluss von Mobilitätsstationen in Schwanau schwergetan. Hin- und hergerissen entschied er sich aber doch dafür, Leihräder und Carsharing in allen vier Ortsteilen anzubieten.
Die Gemeinde bekommt Zuschüsse, muss aber auch investieren. Ursprünglich lag die Kostenschätzung für eine Station bei rund 44.000 Euro Eigenanteil. Weil die Wände mit den Infotafeln inklusive Fundament und Tiefbauarbeiten entfallen, reduziert sich die Summe. Da die Wand gefördert wird, konnte die Gemeinde auf Nachfrage der BZ noch keine nach unten korrigierten Zahlen vorlegen. Jens Blümle aus dem Rathaus schätzt die Kosten aber auf grob zwischen 35.000 und 38.000 Euro. Das sei aber erstmal nur seine Einschätzung, betont er. Zu den Investitionskosten kommen etwa 5000 Euro Unterhaltskosten pro Station dazu.
Der Gemeinderat tat sich mit der Entscheidung am Montag im Bürgersaal Ottenheim schwer. Markus Kenngott (FW) fand die Kosten überzogen. Vergleichbare Gemeinden wie Neuried würden nur Carsharing anbieten. "Im ländlichen Raum gibt es genug Fahrräder."
Hartmut Läßle (Liste Läßle) räumte ein, zwar für die Mitgliedschaft im Netzwerk gestimmt zu haben, aber die Stationen seien kein Ersatz für den öffentlichen Nahverkehr. Er glaube höchstens im Freizeitbereich an eine Wirkung. Und was passiere, wenn die Zahlen schlecht seien? "Dann werden die Stationen abgebaut und das Geld ist in den Sand gesetzt", so Rathausmitarbeiter Blümle.
Ralf Herrenknecht (CDU) plädierte für die Konzentration auf Carsharing. Patrick Fertig (FW) tendierte indes trotz allem dazu, nach A nun auch B zu sagen. Dagmar Frenk (SPD) rief auf: "Einfach probieren. Es kann auch ein Erfolgsmodell sein." Auch eine Umfrage in der Bevölkerung, auf die es 242 Antworten gab, brachte kein klares Bild. Teils gab es positive Antworten, aber auch Kritik: "Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen."
Bürgermeister Marco Gutmanns Haltung war ebenfalls indifferent. Es gebe Kommunen, in denen es gut, und solche, in denen es schleppend laufe. Seit Oktober 2022 ist Schwanau Mitglied im Mobilitätsnetzwerk, das die Mobilität im Ortenaukreis steigern will. Die Stationen sind dennoch keine Pflicht. Schwanau hatte aufgrund der finanziell angespannten Lage 2024 einen Rückzieher bei dem Thema gemacht.
An vier Stationen in den vier Ortsteilen von Schwanau sollen drei ausleihbare Fahrräder, zwei Pedelecs und ein Auto stehen. Zwei der Stationen sollen im nächsten Jahr, zwei weitere 2026 aufgebaut werden, und zwar zuerst in Allmannsweier (Bushaltestelle Kirche) und Nonnenweier (Einkaufszentrum). Ein Jahr später folgen Ottenheim (Bushaltestelle/Schwarzwaldstraße) und Wittenweier (Elzstraße).
Aus ihrer skeptischen Haltung heraus formulierten einige Gemeinderäte Beschlussvorschläge in der Sitzung am Montag. Der von Andreas Biegert (CDU), die Wand wegzulassen, wurde mit 8 Ja-, 6 Nein-Stimmen und drei Enthaltungen knapp angenommen. Knapp abgelehnt wurden der Vorschlag, die Entscheidung um ein Jahr zu verschieben (9:8) sowie die Stationen in der vorgesehenen Ausstattung zu bauen (einstimmig).
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