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Im Auenland

Verlagsthema Padraig Elsner ist nach vielen Jahren wieder in Baden angekommen. Die Region nennen er und seine Familie liebevoll "das Auenland".  

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Padraig Elsner Foto: Ursula Thomas-Stein
Die übliche Frage, wenn Padraig Elsner (35) mit seinem Vater in Brandenburg telefoniert, ist die nach dem wunderbaren Hobbit-Land. Das ist die Freiburger Region für die Familie und auch ein Grund, warum der gebürtige Bühler nach Baden zurückgekehrt ist.

"Im Auenland ist es immer schön, es gibt viel Gutes zu essen und die Leute sind fröhlich", sagt Elsner und lacht. Er macht gerade Mittagspause auf der lauschigen Dachterrasse im Haus der Bauern an der Merzhauser Straße in Freiburg. Das Headset, sein wichtigstes Arbeitsmittel zum Telefonieren, hat er drinnen abgelegt und blickt versonnen in die Umgebung – zum Schönberg und in die hügelige Landschaft des Schwarzwalds. Vor sieben Jahren hat er hier als Referent für den Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) angefangen und ist dafür von Berlin nach Freiburg umgezogen. "Also gerade im ersten Jahr dachte ich – das gibt’s doch nicht, die sind alle so freundlich hier", erinnert sich Elsner, der in Kiel und Berlin Agrarwissenschaft studiert hat. Prompt fällt ihm ein, wie er an seinem ersten Arbeitstag einer Radfahrerin in den Weg gelaufen war: "Und dann entschuldigt sie sich bei mir! In Berlin hätte sie mich übern Platz gejagt." Ungläubig schüttelt er den Kopf und meint dann, dass auch die direkte Berliner Art was für sich hat – da wisse man gleich, woran man sei.

"Also hier ankommen, war schon schwierig", so der junge Familienvater, "wir mussten ja einiges zurücklassen." Unter anderem die ganzen Freunde und eine vor kurzem bezogene Wohnung in Berlin-Zehlendorf. Partnerin Madeleine war schwanger und sie hatten sich gerade in der Nähe ihrer Familie häuslich niedergelassen. Da kam vom BLHV relativ schnell die Zusage – und der Umzug nach Schallstadt. Für Elsner war es schon der zweite – zurück nach Baden.

Brandenburg, 1993, Rückblick: Bereits als Erstklässler war Elsner mit der Familie nach Brandenburg an der Havel gezogen – zum Großvater väterlicherseits ins kleine Dorf Brielow. Das Werksgelände der Drahtzieherei mit dem Wohnhaus grenzte an einen Wald. "Das war ein Schlaraffenland für ’n jungen Kerl wie mich", sagt er. Am ersten Schultag dann der Kulturschock: "So hinstellen, Arme übereinander und zusammen sagen – guten Morgen Frau Schmidt." Padraig Elsner sitzt jetzt kerzengerade mit verschränkten Armen da: "Ich dachte, die wollen mich veräppeln, aber es war noch dieses Militärische im Schulsystem drin." Ja, das sei merkwürdig gewesen. Aber dann schwärmt Elsner von der Teenagerzeit am Gymnasium in Brandenburg, 40 Minuten von Berlin entfernt.

2001, dann 14-jährig die Heimkehr nach Schallstadt mit der Mutter und den Schwestern. "Es war okay, wir waren ja nicht aus der Welt – ich habe den Vater oft besucht und mit ihm telefoniert." Aber hier schien alles "spießig" und "lahm", jedenfalls nicht so cool wie in Berlin, wo Musik und Kleidung um Jahre voraus waren. Mit den Freunden blieb ein ganz enger Kontakt. "Manchmal kamen 20 Leute mit dem Wochenendticket – die haben wir dann auf dem Campingplatz untergebracht," erinnert sich der ehemalige Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Freiburg. Keine Frage, dass es zum Studium wieder "nach oben" gehen sollte; im großväterlichen Haus wurde kurzerhand eine WG gegründet und Elsner jobbte in der Foodie-Szene. Beim Masterstudium Öko-Agrarmanagement in Eberswalde lernte er Madeleine kennen. "Lebensmittel und Gut-Essen waren von Anfang unser gemeinsames Hobby. Wir träumten auch von einem Hof oder einer Hofgemeinschaft in der Uckermark – das klappte aber nicht."

2015 gab es vor Ort keine gescheiten Stellen, und so bewarb sich Padraig Elsner bundesweit – etwa auch in Stuttgart beim Landwirtschaftsministerium. Als die Zusage auf die Initiativbewerbung aus Freiburg kam, war die Erleichterung groß. Bessere Arbeitsbedingungen, bessere Aussichten – und noch etwas: "Stuttgart wäre nie meine Heimat geworden", sagt er.

Dieses lebendige Leben auf dem Land kenne man aus Brandenburg gar nicht so. In Baden sei die Landwirtschaft viel kleinstrukturierter und gerade im Herbst, wenn der neue Süße fertig ist, gebe es überall Hof- und Winzerfeste. "Unsere Vorliebe für gute regionale Lebensmittel können wir hier sehr gut ausleben" – in der Summe ein tolles Lebensgefühl. Ab und zu tauchte die Idee vom Hof in der Uckermark wieder auf. "Mittlerweile sagen wir aber, nee – wir bleiben hier." Die Arbeitgeber sind toll, Madeleine ist im Qualitätsmanagement tätig, Sohn Carlos (7) und Tochter Cleo (2) fühlen sich wohl. Für Padraig Elsner ist das Auenland Lebensmittelpunkt: "Es ist schöner, hier zu leben und in Berlin Urlaub zu machen als anders herum."
Wer sich jetzt überlegt, nach Südbaden zurückzukehren, kann sich hier nach den passenden Stellenangeboten umschauen.
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