Gemeinderatssitzung
Grafenhausener Bürger fürchten durch niedrigen Wasserstand am Schlüchtsee dauerhafte Schäden
Sa, 29. Juni 2024, 10:00 Uhr
Grafenhausen
Aus den Reihen der Zuhörer und von Gemeinderäten hagelt es in der Ratssitzung am Donnerstagabend Kritik am Landratsamt. Das hat eine Absenkung des Wasserstandes am Schlüchtsee angeordnet.
![Vielen Bürgern fehlt das Verständnis d...im Schlüchtsee massiv abgesenkt wurde | Foto: Wilfried Dieckmann Vielen Bürgern fehlt das Verständnis d...im Schlüchtsee massiv abgesenkt wurde | Foto: Wilfried Dieckmann](https://ais.badische-zeitung.de/piece/15/0f/69/c2/353331650-w-640.jpg)
Die Erhebungen des Ornithologen und Libellenforschers Karl Westermann, der Lebensräume und Populationen am Schlüchtsee mit seiner Frau Elisabeth seit mehr als 20 Jahren untersucht, zeigen, wie sensibel die Zusammenhänge in dem Naturschutzgebiet sind. Als besonders schützenswert bezeichnete er die Röhricht-Bereiche im abgetrennten Naturschutzgebiet. "In diesen Sekundargewässern sind dann auch Moorlibellen zu finden, die sehr selten geworden sind", erläuterte Westermann.
Bei seinen Besuchen habe sein Interesse auch der beginnenden Vermoorung gegolten. Er habe sich noch 2020 über den üppigen Bestand der Teichrosen gefreut, weil einige Libellenarten auf diese angewiesen seien. "Die Rosen bieten bei der Bepaarung den Rendezvous-Platz", hob der Experte damals im BZ-Gespräch hervor. Inzwischen gehören die See- und Teichrosen wegen Biberansiedelungen der Vergangenheit an. In seinem Buch "Die Moorlibellen des Südschwarzwalds" bezeichnete Westermann den Schlüchtsee als "bemerkenswertes Beispiel einer gut funktionierenden Koexistenz eines öffentlichen Bade- und Naherholungsbetriebs mit einer wertvollen Teichzone".
Zwischenzeitlich hat die Gemeinde Grafenhausen ein geotechnisches Ingenieurbüro mit der Untersuchung des Staudamms am Schlüchtsee beauftragt. An den Kosten wird sich nach Behringers Aussage auch der Eigentümer des Schlüchtsees, Freiherr Louis Ferdinand von Adelsheim von Ernest, zu einem Drittel beteiligen. Am Donnerstag wurden Vermessungen durchgeführt. Vom Landratsamt werde geprüft, ob die Ingenieurgruppe Geotechnik auch in der Lage sei, das Gutachten erstellen zu können. Angesichts dieser Information ging ein erheitertes Raunen durch die Reihen.
"Die Behörde muss das Ganze genehmigen", sagte der Rathauschef. Wie sich der Wasserstand auf den See auswirke, wurde dem Gemeinderat auf Bildern gezeigt. Gefährdet sei auch der Baumbestand im Uferbereich, der, so Behringer, kein Wasser mehr kriegen könne. Weiterhin wurde das Rettungsboot für einen Ernstfall in Richtung Wasser verlegt. Aus Sicherheitsgründen wurde auch das verankerte Floß im Schwimmbereich entfernt. Der Badebereich wurde durch Absperrungen klar eingegrenzt, vorhandenes Totholz aus dem Wasser geholt.
Angesichts der großen Gefahren für den gesamten Lebensraum regte Guido Strittmatter an, den Wasserstand zumindest ein weiteres Stück nach oben zu verschieben: "Der Damm wird sicherlich nicht plötzlich durchbrechen", meinte der Bürger. Auch könne der See dann wieder als Wasserreserve der Feuerwehr dienen. Hinzu komme der gesamte Moorbereich, der bei heißen Temperaturen stark durch Austrocknen gefährdet sei. "Eine Katastrophe für das ganze Ökosystem", lautete die gleichlautende Bewertung von Barbara Bohl und Guido Strittmatter.
Wie Grafenhausens Bürgermeister abschließend mitteilte, kann der Schlüchtsee gemäß Behördenauflage erst nach Vorliegen des Gutachtens gefahrlos aufgestaut werden. Unter Androhung eines hohen Bußgeldes müsse sich die Kommune den Anordnungen beugen. Verwundert zeigte sich Behringer auch über die Tatsache, dass die örtlichen Naturschützer vom NABU keine Stellung beziehen. Bisher hätten sich die Aktiven der Ortsgruppe sehr stark für den Schutz des Naturschutzgebietes im Bereich von Fauna und Flora, insbesondere für die verschiedenen Fledermauspopulationen, eingesetzt.
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